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Mag Geschichten und Geräusche: Die Regisseurin von „Brönkow Forever“, Johanna Steiner.
© Doris Spiekermann-Klaas

Live-Hörspiele in Berlin: Rascheln, Knarzen, Klirren - die Aufgabe eines Geräuschemachers

Live-Hörspiele bieten einen Blick hinter die Kulissen der Geräuschemacher. Am Ende gebührt ihm der lauteste Applaus des Abends.

Eine Miniaturtür, Pflastersteine, Geschirr, ein Schnurtelefon, Papier und Stift. Das sind nur einige der Utensilien, die der Geräuschemacher Jörg Klinkenberg nutzt, um ein Hörspiel live zum Leben zu erwecken. Rascheln, Knarzen, Klirren. An den Füßen trägt er meist zwei verschiedene Paar Schuhe, mit denen er auf einer Trittfläche, halb aus Holz, halb aus Stein, die Schritte der Protagonisten imitiert. An diesem Freitag um 20 Uhr sitzt er für das Stück „Brönkow Forever“ in der Alten Kantine in der Kulturbrauerei auf der Bühne – beim sechsten und letzten Teil einer Krimireihe, die auf einer Autobahnraststätte in Mecklenburg-Vorpommern spielt. Die Regisseurin Johanna Steiner spricht von einem Stil à la „Mord mit Aussicht“: spannend, lustig, aber nicht zu banal.

Seit 2003 veranstaltet der Verlag Lauscherlounge regelmäßig Live-Hörspiele in der Alten Kantine. Die Stücke sind teils explizit für den Abend geschrieben, so wie „Brönkow Forever“, teils handelt es sich um Adaptionen. „Das Besondere bei einem Live-Hörspiel ist, dass man visuell zweispurig fährt“, sagt Steiner, die seit 2006 für den Verlag als Autorin und Regisseurin arbeitet. Man sehe, wie die Geräusche entstehen, und gleichzeitig stelle man sich das beschriebene Szenario vor. „Der Fokus der Zuschauer wechselt zwischen dem technischen Aspekt und der Geschichte.“ Das Café Tasso in Friedrichshain hat im April auch einen Hörspielabend im Programm, und im Ellington Hotel können sich Edgar-Wallace-Fans über die Live-Hörspiel-Adaption seines Krimis „Die seltsame Gräfin“ freuen.

Neben dem Geräuschemacher sorgt in der Alten Kantine am Freitagabend ein Musiker mit Keyboard, Gitarre und Laptop für den Soundtrack bei „Brönkow Forever“. Atmosphärische Töne, wie das Surren von Neonröhren oder Autobahnlärm, werden vom Band abgespielt. „Dadurch, dass das Hörspiel live ist, passieren natürlich auch Fehler. Aber darin liegt der Charme und eine gewisse Komik“, sagt die Regisseurin.

Gegründet wurde Lauscherlounge von dem Schauspieler Oliver Rohrbeck, dessen Stimme als die von Justus Jonas aus den Hörspielen der „Drei Fragezeichen“ bekannt ist. Am Freitag spricht er den Dorfpolizisten Lutz. Doch Bekanntheit hin oder her, der Geräuschemacher bekomme immer am meisten Applaus, sagt Steiner. „Wir arbeiten schon Jahre zusammen, und trotzdem ist er für mich noch ein Zauberer.“

Emilie Brummel

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