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Geste der Versöhnung. Die Inschrift des königlichen Ziegels wurde mit dem Buckingham Palace abgestimmt.
© privat

Garnisonkirche in Potsdam: Queen Elizabeth II. unterstützt Wiederaufbau

Die britische Königin Elizabeth II. unterstützt den Aufbau der Garnisonkirche in Potsdam, die 1945 von britischen Bombern zerstört wurde. Auch ihr Sohn setzte sich für die Stadt ein.

Die britische Königin Elizabeth II. unterstützt mit einem symbolischen Akt den Aufbau der Potsdamer Garnisonkirche. Das hat die Berliner Botschaft vor dem Deutschlandbesuch der Queen kommende Woche jetzt auf Anfrage bestätigt. Das Staatsoberhaupt übernimmt die Patenschaft über einen Ziegelstein mit einer Inschrift, der beim geplanten Wiederaufbau der einstigen Barockkirche verwendet werden soll.

Initiatorin ist die CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, die sich für den Aufbau des früheren Wahrzeichens engagiert. Sie werde die Majestät bei der „Queens Birthday Party“ in der Residenz des britischen Botschafters in Berlin treffen und ihr den Stein zeigen, sagte William Gatward, Leiter der Abteilung für Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Politik der Botschaft. „Der Stein mit der Inschrift und das Treffen sind Zeichen, dass die Königin das Projekt unterstützt, ihm Glück und Erfolg wünscht“, sagte Gatward.

Wechselvolle Geschichte

Natürlich sei die wechselvolle Geschichte des Bauwerkes bekannt, das auch „mit dem Tag von Potsdam“ verbunden sei, dem symbolträchtigen Treffen konservativer und nationalistischer Politiker mit Adolf Hitler im März 1933. Die Queen wolle damit „ein Zeichen der Versöhnung“ setzen. Als Kind hatte Elizabeth II. deutsche Luftangriffe auf England persönlich erlebt.

Potsdams barocke Garnisonkirche aus dem Jahr 1735 hatte über Jahrhunderte deren Silhouette geprägt. In der „Nacht von Potsdam“, am 14. April 1945, war die Kirche im Zuge des Alliierten Luftangriffs auf Potsdam von britischen Bombern schwer zerstört und 1968 auf Befehl der SED gesprengt worden. Als Begründung musste der „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 herhalten, mit dem Adolf Hitler und Paul Hindenburg die Garnisonkirche missbrauchten. Dennoch ist vor diesem Hintergrund der geplante Aufbau der Garnisonkirche umstritten, den eine Fördergesellschaft und eine Stiftung der evangelischen Kirche vorantreiben. Das Projekt bekennt sich zur Versöhnung, ist mit der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft – Zentrum ist das britische Coventry – vernetzt. Die Bundesregierung hat es als national bedeutsam eingestuft, 12 Millionen Euro zugesagt.

Eine großartige Geste der Queen

Reiche sagte, sie sei „glücklich, dass es geklappt“ habe. Sie sei Anfang 2015 auf die Botschaft zugegangen, als die Nachricht vom bevorstehenden Staatsbesuch der Queen nach Deutschland bekannt wurde. Es sei eine großartige Geste der Queen, „die den Versöhnungsgedanken unterstützt, der das Fundament für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist“, sagte Reiche. Sie freue sich sehr, den in Glindow gebrannten Ziegelstein, „der Teil der Garnisonkirche wird“, persönlich der Queen präsentieren zu können. Die Inschrift – „The Queen’s Visit to Germany 2015“ – sei mit dem Buckingham Palace abgestimmt.

Selbst die Fördergesellschaft und die Stiftung Garnisonkirche wurden offenbar vom diskret eingefädelten Coup der Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordneten und früheren parlamentarischen Staatssekretärin in der Bundesregierung überrascht. Der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Altbischof Wolfgang Huber, sagte, er sei „ sehr froh und dankbar“. Mit der Geste der Queen werde der Versöhnungsauftrag unterstrichen. „Es geht uns um das Erinnern und Lernen aus der Geschichte für die Sicherung einer friedlichen Zukunft für Europa.“

Brandenburgs Exministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), der Mitglied des Kuratoriums ist und der Queen bei ihrem Staatsbesuch 1992 Potsdam gezeigt hatte, sagte: „Damit werden unsere Bemühungen unterstützt, den Turm der Garnisonkirche als Zentrum für Frieden und Versöhnung aufzubauen.“ Das müsse jetzt Ansporn sein, „den Turm möglichst schnell aufzubauen, damit wir ihn als Versöhnungszentrum nutzen können“.

Schon einmal setzte Königshaus Akzente für Potsdams Stadtentwicklung

Das Aufbauprojekt, das in Potsdams Bevölkerung und Stadtpolitik umstritten ist, ist auf jedwede Hilfe dringend angewiesen. Die Baugenehmigung liegt zwar vor, aber die nötigen 40 Millionen Euro sind lange nicht beisammen. Im Rahmen des Staatsbesuches wird die Queen Berlin, Frankfurt am Main und das frühere NS-Konzentrationslager Bergen-Belsen besuchen. Nach Potsdam, wo sie bei ihren Deutschlandvisiten 1992 und 2004 Station gemacht hatte, kommt Elizabeth diesmal nicht.

Das britische Königshaus hat nach dem Fall der Mauer schon einmal Akzente für Potsdams Stadtentwicklung gesetzt. Thronfolger Prinz Charles schickte vor 20 Jahren seine „Urban Design Task Force“ in die Stadt, um nach Lösungen für den Alten Markt zu suchen, der seit dem Abriss des auch in der „Nacht von Potsdam“ schwer beschädigten, später ebenfalls gesprengten Stadtschlosses brachlag.

Während Potsdams Nachwendedebatte noch auf moderne Experimente für die alte Stadtmitte ausgerichtet war, empfahlen von Prinz Charles nach Potsdam geholte Architekturstudenten aus aller Welt den Bau eines „neuen Stadtschlosses“, beginnend mit dem Fortunaportal – also eine weitgehende Orientierung am historischen Vorbild, wozu es dann kam. Charles würdigte Potsdam damals als „Juwel, gefasst in eine atemberaubende Landschaft“ und als „Gesamtkunstwerk“.

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