Verschuldete Luxusimmobilie: Quartier 206 droht die Zwangsversteigerung
Erst das Adlon, später Heiligendamm, jetzt die Luxusimmobilie Quartier 206 in der Friedrichstraße: Anno August Jagdfeld gerät unter Druck. Nun wurde die Zwangsversteigerung des Quartier 206 angeordnet.
Sie zählt zu den spektakulärsten Neubauten in der Mitte Berlins. Auf eine halbe Milliarde Euro hatte ihr Bauherr, Anno August Jagdfeld, den Wert der Immobilie in der Friedrichstraße einmal taxiert. Das „Quartier 206“, der erste von drei Blöcken, die Strahlkraft und Renommee von Berlins neuer Mitte weit über die Stadtgrenzen hinaus getragen haben, steht unter Zwangsverwaltung. Und die mächtigen Gläubiger der verschuldeten Luxusimmobilie machen ernst: Auf ihr Betreiben wurde die Zwangsversteigerung angeordnet. Dies bestätigte das Amtsgericht Mitte dem Tagesspiegel.
Einen Termin für die Zwangsversteigerung gibt es noch nicht. Und es ist davon auszugehen, dass der Immobilienmulti Anno August Jagdfeld, 65, mit allen Mitteln versuchen wird, den Griff in sein Familienvermögen abzuwehren. Doch zuletzt hatte er wenig Fortune: Ende Februar meldete das Grand Hotel Heiligendamm Insolvenz an. Die seit dem G-8-Gipfel im Jahr 2008 weltbekannte Luxusresidenz an den Ufern der Ostsee gehörte ebenfalls zu Jagdfelds Projekten. Und auch die Kontrolle über das Hotel Adlon am Pariser Platz droht Jagdfeld zu entgleiten: Einen Aufstand streitbarer Anleger, die ihm die Millionen für den Bau der Luxusimmobilie gegeben hatten, aber wenig von den versprochenen „Zinsen“ dafür sahen, konnte er nur mit Mühen abwehren.
In diesem Ringen um die unternehmerische Zukunft von Jagdfelds Firmengruppe „Fundus“ und seinem Clan, hat der Griff der Gläubiger nach dem Quartier 206 eine besondere Bedeutung. Denn Spekulationen über den Niedergang des undurchsichtigen Imperiums begegnete der Liebhaber der alten griechischen Philosophen gerne stoisch mit dem Hinweis auf genau diese Luxusimmobilie: „Privatvermögen“ seiner Familie sei das, komplett, so hatte er dem Tagesspiegel gegenüber betont.
Dass es ihm nun ans eigene Vermögen gehen könnte, dazu äußert sich Jagdfeld selbst nicht. Stattdessen lässt er seinen Sprecher erklären: „Wir sind sicher, dass es nicht zur Zwangsversteigerung kommen wird“. Auch sei aus den Zwangsmaßnahmen „kein Rückschluss auf die Jagdfeld-Gruppe zu ziehen“. Diese stehe „im Gegenteil: auf solidem Fundament“.
Doch die Gerüchteküche wird auch noch dadurch genährt, dass ausgerechnet in diesen für das verschachtelte Imperium schweren Zeiten das renommierte Auktionshaus Christie’s in Hong Kong auf seiner Website „geehrt“ vermeldet, dass „elf außergewöhnliche Arbeiten von zeitgenössischen chinesischen Meistern“ für die „Sales“ ihrer Frühjahrsauktionen aufgerufen wurden – und diese Werke stammten „von der Anna-Maria-Jagdfeld-Collection“. Sie ist die Ehefrau des Fondsmultis und Gründerin des Businesstreffpunkts „China-Club“, der in einem an das Hotel Adlon angrenzenden Gebäude liegt. Die Wände des im Jahr 2003 gegründeten Clubs sind tapeziert mit Werken chinesischer Künstler.
Wurde ein Teil der Tableaus abgehängt und in Hong Kong verkauft, um die finanziellen Engpässe des Jagdfeld-Clans zu überbrücken? „Nein, das ist falsch“, sagt Sprecher Christian Plöger. Keine Angaben macht er aber dazu, warum Christie’s auf seiner Internetseite vom erfolgreichen Verkauf eines Teils der Bilder berichtet – mit einem Millionenumsatz im Ergebnis. Die Version von Jagdfelds Sprecher lautet vielmehr: „Hier wird von interessierter Seite eine Kampagne initiiert.“
Anna Maria Jagdfeld, die Ehefrau des Fonds-Multis, ist der kreative Kopf des Clans. Sie ist auch selbst bei einem Teil der Firmen des Jagdfeld-Imperiums mit von der Partie: Die amj Design GmbH zum Beispiel ist nach ihren Initialen benannt – bis sie vor einiger Zeit plötzlich gelöscht wurde. Auch die Einrichtung des „Department Store“ im Quartier 206 gilt als ihr Werk.
Das Kaufhaus liegt im ersten Geschoss des Quartiers und bietet Designer-Mode und -Einrichtungsobjekte von namhaften Marken an. Weitere Mieter sind die Adlon Holding Betriebsgesellschaft, die Jagdfeld Design und sogar die auf vermögende Privatkunden spezialisierte Meoclinic, die zum Firmennetz des Clans gehören. Selbst betriebene Bars und Cafés hatte Jagdfeld auch im Adlon-Gebäudekomplex untergebracht. Weil die Einrichtungen aber nicht immer die vereinbarte Miete bezahlt hatten, begehrten die Anleger gegen den Multi auf. Blieben auch im Quartier 206 Jagdfeld-Firmen Mieten schuldig? „Nein, dies ist unzutreffend“, versichert Jagdfelds Sprecher.
Sicher ist, dass Schulden in Höhe von rund 140 Millionen Euro eingetragen sind in das Grundbuch von Mitte, Blatt 4176N, für das 4800 Quadratmeter große Quartier 206, das von der Friedrichstraße bis zur Taubenstraße reicht. Die Credit Suisse hatte Jagdfeld das viele Geld vor sechs Jahren geliehen. Doch das namhafte Kreditinstitut hat seine Forderungen längst weitergereicht. Jetzt ist ein sogenannter „Servicer“ am Drücker. Diese nur in Expertenkreisen bekannten „Kreditverwerter“ haben – anders als die Credit Suisse – keine Privatkunden und deshalb auch keinen Ruf zu verlieren. Bei der Eintreibung ihrer Außenstände gelten sie daher in der Regel als wenig zimperlich.
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