Investor Jagdfeld: Heiligendamm ist insolvent
Das Grand Hotel in Heiligendamm hat Insolvenz angemeldet. Investor Jagdfeld kann seine Kredite nicht bedienen. Das muss aber noch nicht das endgültige Ende sein.
Als Solitär liegt das älteste und einst eleganteste deutsche Ostseebad zwischen dichtem Buchenwald und rauer mecklenburgischer Ostseeküste. Idyllischer ist schwer. Schöner auch. In der Hochzeit der deutschen Ostseebäder verkehrte hier in Heiligendamm, der weißen Stadt am Meer, der europäische Hochadel zur Sommerfrische. Glanz und Eleganz sollten nach der Wende auch wieder in das klassizistische Ensemble aus mehr als 20 weißen Häusern Einzug halten. Mit einem Grand Hotel. Doch heute bieten die meisten der kleineren Häuser ein Bild des Verfalls, und die Hotelgesellschaft hat am Montag Insolvenz angemeldet.
Dem Fundus Fonds 34/Heiligendamm des Investors Anno August Jagdfeld ist das Geld ausgegangen, um fällige Kredite bei Banken zu bedienen. Welche Summe jetzt genau fällig war, sagte Jagdfeld-Sprecher Christian Plöger am Dienstag nicht. Insgesamt gebe es aber Verbindlichkeiten von etwa 30 Millionen Euro. Und die Banken wollen laut Plöger die Kredite nicht verlängern: „Die Banken haben glasklar erklärt, dass sie nicht bereit sind weiter zu stunden.“ Ein Insolvenzverwalter ist benannt, das vorläufige Insolvenzverfahren läuft und der Betrieb des 5-Sterne-Hotels, das weltberühmt wurde, als im Juni 2007 die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten abgeschottet in dem Ostseebad tagten, soll aufrechterhalten werden. Das Foto mit einem Strandkorb voller Staatschefs ging um die Welt.
Er bedauere diesen Schritt zutiefst, schreibt Fundus-Chef Jagdfeld, mit sieben Prozent zugleich größter privater Anteilseigner am Heiligendamm-Fonds, in einer Pressemitteilung. Es habe die Zeit gefehlt, die Sanierung der Anlage erfolgreich abzuschließen. Zuversichtlich sei er jedoch, „dass eine Lösung möglich ist, die den dauerhaften Betrieb des Grand Hotel Heiligendamm sichert“. Jagdfeld, ebenfalls Fonds-Chef des Berliner Luxus- Hotels Adlon, hatte einen Großteil des Ensembles 1996 gekauft und seitdem die Sanierung und den Betrieb des Hotels vorangetrieben. Die weiteren kleineren Anwesen gehören nicht zur Hotel-KG. Ihre Entwicklung hat Investor Jagdfeld in einer eigenen Gesellschaft angesiedelt. Sie sind deshalb nicht von der Insolvenz betroffen. Allerdings kommt auch die Vermarktung der Häuser, die in Eigentumswohnungen umgebaut werden sollen, nur mühsam voran.
Dass der Hotelbetrieb weitergeht, hofft auch der Bürgermeister von Bad Doberan, die Gemeinde, zu der Heiligendamm zählt, Hartmut Polzin. „Ich wünsche es von ganzem Herzen“, sagte Polzin. Für die mehr als 300 Mitarbeiter und für die Region. Schließlich sei das Grand Hotel „ein Markenzeichen“. Insbesondere hofft der Bürgermeister auf den vorläufigen Insolvenzverwalter Jörg Zumbau. Dieser will nun neue Investoren suchen, die dem verschuldeten Fonds das Hotel abkaufen. Und damit dem Hotel eine Zukunft versprechen.
Für Kauf und Sanierung der von der Treuhand erworbenen allesamt maroden Gebäude hatte Jagdfeld einen geschlossenen Immobilienfonds gegründet. 2003 wurde das Grand Hotel eröffnet, betrieben von der Luxus-Hotelkette Kempinski. Mit Kempinski ging die Jagdfeldgesellschaft 2009 dann in Unfrieden auseinander, seitdem betreibt Jagdfeld das Hotel selbst. Das Geschäft indes lief von Beginn an nicht gut genug, wenn auch zuletzt mit Tendenz zum Positiven. Unstimmigkeiten über die Frage, wie sehr die Nobel-Herberge sich und seine Gäste abschotten darf, trugen nicht zur Ankurbelung bei. Und auch eine Bürgschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern über vier Millionen Euro konnte das Projekt nicht in die schwarzen Zahlen bringen. Im vergangenen Jahr dann entwickelte die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers für Jagdfeld ein neues Konzept, das das Hotel sowohl weniger kreditbelastet als auch attraktiver machen sollte.
Zum Konzept gehört neben der Idee, der Wintersaison mit Gesundheitsanwendungen zu mehr Auslastung zu verhelfen, vor allem das Einwerben neuer Gelder. Das Konzept aus dem März 2011 sah vor, das Kapital der 1900 Anteilseigner auf 10 Prozent abzuwerten. Das bislang eingezahlte Gesamtkapital sollte mit dem Kapitalschnitt auf 12,7 Millionen schrumpfen. Auf der Basis wollte Jagdfeld dann 32,5 Millionen Euro neu einwerben. Allerdings blieb er mit seiner Platzierung erfolglos. Die 32,5 Millionen Euro konnten nicht eingeworben werden. Damit war nicht nur der Ausbau, sondern auch das Bedienen fälliger Kredite perdu.
Den Grundstein für das Seebad Heiligendamm legte 1793 Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, als er auf Anraten seines Arztes eine Sommerresidenz zu Kurzwecken anlegen ließ. Das erste Badehaus wurde im September 1793 eröffnet. Im Lauf der Zeit kamen Gästehäuser und Villen hinzu. Die DDR nutzte Heiligendamm als Sanatorium, nach der Wende verfiel das Ensemble.
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