Universitätsmedizin in Berlin: Protest gegen Rücktritt von Charité-Dekanin
Ärger um die Charité: Am Montag hat Dekanin Annette Grüters-Kieslich ihren Rücktritt angekündigt, nun protestieren die Medizinstudenten. Kritik auch von den Grünen.
Der Rücktritt der Dekanin der Charité beschäftigt Politik und Klinik weiter. Am Dienstag haben sich die Vertreter der Charité-Medizinstudenten geäußert. Die Fachschaftsinitiative erklärte, Annette Grüters-Kieslich habe großartige Arbeit geleistet, das Berliner Institut für Gesundheitsforschung wäre ohne sie nicht zustande gekommen. Und ihr "Eintreten für einen Interessenausgleich zwischen Lehre und Forschung sowie ihre Fähigkeit die Charité als Ganzes zu sehen, werden wir im Vorstand der Charité sehr vermissen." Grüters-Kieslich hatte nach der Charité-Aufsichtsratsitzung am Montag auch auf Drängen aus dem Senat ihren Rücktritt angekündigt. In der dem zugrundeliegenden Debatte habe die Dekanin, erklärte die Fachschaftsinitiative, stets zur Aufklärung beigetragen.
Kampf um knappe Mittel
Die von den Studenten angesprochene Absicht des Ausgleichs haben in der Charité einige bezweifelt. Vor allem aber, weil in der Klinik seit Jahren um Ressourcen gekämpft wird. Die von den Krankenkassen gezahlten Sätze reichen nicht aus, um die oft hochkomplexen Behandlungen in Universitätskliniken zu finanzieren. Der Streit ist programmiert: Sollen knappe Mittel (über Umwege) eher der Forschung, der Lehre, der Krankenbehandlung oder den seit Jahren nötigen Baumaßnahmen zugute kommen?
Streit um Nachfolger?
Bis Jahresende bleibt Grüters-Kieslich im Amt, dann aber muss ein Nachfolger gefunden werden: Erstens, reißen sich trotz hohen Einkommens nicht viele um den Job. Zweitens, wird darum gerangelt werden, ob ein langjähriger Charité-Mitarbeiter oder ein Externer nachrücken soll.
Anja Schillhaneck, Wissenschaftsexpertin der Grünen im Abgeordnetenhaus, sagte: „Das Grundproblem sind die unklare Struktur sowie die Finanzierung der Charité, die gleichzeitig wissenschaftliche Einrichtung und Einrichtung der Krankenversorgung ist. Wenn Gelder für die Wissenschaft gesichert werden sollen, kommt man offenbar schnell in den Ruf, schwarze Kassen anlegen zu wollen.“
Die Charité sei zentraler Pfeiler der Gesundheitswirtschaft der Stadt, sagte Schillhaneck. Dies dürfe Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) nicht aufs Spiel setzen. Offenbar sei der Senator der Ansicht, die Charité denke nicht kaufmännisch genug. Der Senat hatte der Klinik zuletzt Millionen Euro für Sanierungen nachgeschossen, aber betont, der Sparkurs müsse gehalten werden.