Berlin-Moabit: Protest gegen das Bäumefällen am Spreeufer
Im Februar ist die Hochsaison für das Bäumefällen. Am Spreeufer in Moabit gibt es nun Proteste – wie einst am Landwehrkanal.
In der ganzen Stadt surren wieder die Kettensägen. Februar ist der Baumfällmonat. In knapp drei Wochen beginnt naturschutzrechtlich die Brutzeit, dann darf für Bauvorhaben hinderliches Gehölz nicht mehr beseitigt werden. Bauherren, die es bis dahin nicht geschafft haben, müssen bis Oktober warten.
Auch die Bauarbeiten zur Sanierung der Spree-Uferwand am Wikingerufer in Moabit könnten sich deshalb um ein halbes Jahr verschieben. Beginnen sollten die Arbeiten jetzt mit dem Fällen von mindestens 32 Bäumen im Uferbereich, doch dagegen erhebt sich Protest. Der BUND moniert, das vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) angekündigte Baumgutachten liege bis heute nicht vor. „Alle Erfahrungen vom Landwehrkanal, wie man Uferbefestigungen saniert, ohne sie gleich kahl zu schlagen, und wie man Bürger bei wichtigen Entscheidungen einbindet, werden komplett ignoriert. Als hätte es das Verfahren nie gegeben“, sagt Christian Hönig, Baumschutzreferent des BUND.
Am Landwehrkanal gab es ein Mediationsverfahren
Am Landwehrkanal hatte das WSA 2007 nach Protesten gegen die Fällung von mehreren hundert Bäumen eingelenkt und einem Mediationsverfahren zugestimmt, in dem ein alternatives Sanierungskonzept erarbeitet wurde. Schließlich konnten die Bäume stehen bleiben, außerdem wurden rund 100 Millionen Euro an Kosten gespart. Ein perfektes Beispiel für erfolgreiche Bürgerbeteiligung. Das sollte sich am Wikingerufer wiederholen, fordern die Baumfreunde.
Doch laut Senatsverwaltung für Umwelt ist die Uferkonstruktion in Moabit mit der am Landwehrkanal nicht vergleichbar. Die 1911 entstandene, rund 400 Meter lange Ufermauer an der Spree ist viel höher als die am Landwehrkanal und steht auf Holzpfählen. Bevor die eigentliche Mauer erneuert werden kann, muss die Verankerung dahinter rekonstruiert werden. Da stehen dann die Bäume im Weg, die nach dem Krieg dort gewachsen sind. „Die 32 Bäume müssen auf jeden Fall weg, bei denen in der zweiten Reihe schauen wir uns jeden Baum noch mal an“, sagte Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne) im Verkehrsausschuss.
Mauer könnte einstürzen, noch vor der Sanierung
Der Uferweg ist bereits seit fünf Jahren gesperrt. Die Mauersanierung soll 2018 beginnen – wenn der Zeitplan nicht in Verzug gerät, etwa auch dadurch, das die Mauer vorher zusammenbricht. "Die Schäden, auch im Unterwasserbereich, sind erheblich. Sollte die Mauer zusammenbrechen, was nicht auszuschließen ist, würden auch eine Reihe von Bäumen mit abstürzen", erklärte der Sprecher der Umweltverwaltung, Matthias Tang, auf Anfrage.