Heckler und Koch: Probleme mit neuer Polizeipistole: Hersteller widerspricht Berlin
Berlins Polizei will neue Pistolen zum Nachbessern an den Hersteller zurückschicken. Heckler&Koch kann die "technischen Phänomene" aber nicht nachvollziehen.
Der Waffenhersteller Heckler und Koch hat die Darstellung der Berliner Polizei zu Mängel an der neuen Dienstpistole SFP9 zurückgewiesen. Die von Polizeipräsidentin Barbara Slowik und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) geschilderten „technischen Phänomene“ könnten „derzeit nicht nachvollzogen werden“, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung.
Heckler und Koch befinde sich unverändert in einem ebenso professionellen wie konstruktiven Dialog mit dem Kunden, also mit der Berliner Polizei. „Wir sind davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit den Experten auf Seiten der Polizei eine Aufklärung und vor allem eine zufriedenstellende technische Lösung erzielen werden.“
Die Führung der Berliner Polizei wollte sich am Samstag nicht erneut zu dem Fall äußern und verwies auf laufende Gespräche mit dem Hersteller, bei denen alles weitere ausgehandelt werde. Dabei hatte die Berliner Polizei noch zu Wochenbeginn sogar ganz offiziell Pannen mit der neuen Dienstpistole eingeräumt und den Hersteller dafür verantwortlich gemacht.
Den ersten Angaben der Polizei zufolge sollen die neuen Waffen vom Typ SFP9 wegen Mängeln ein zweites Mal an den Hersteller Heckler und Koch zurückgeschickt werden. Auch Polizeipräsidentin Barbara Slowik hatte sich am Dienstag – nach einem Tagesspiegel-Bericht - in einem internen Schreiben an alle Bedienstete gewandt: Demnach verzögert sich die Ausstattung der Berliner Polizei mit den neuen Dienstpistolen.
Keine konkreten Aussagen zum Vorwurf der Polizei
Die neuen Pistolen sind nach Angaben der Polizei ab Werk nicht treffsicher. Die Behörde gehe davon aus, dass „sich eine stabile Treffpunktlage“ erst nach der Anschussüberprüfung von sieben Schuss und der Abgabe von etwa zusätzliche 60 weiteren Schüssen einstellt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte den Fall publik gemacht und will beim Hersteller den Grund für die Probleme erfahren haben: Der Lauf wandert beim Einschießen noch und muss sich zurechtruckeln.
Heckler und Koch hat das nun zurückgewiesen und die Aussagen aus Berlin als „Behauptungen“ bezeichnet, deren Quelle nicht das Unternehmen sei. Keine konkrete Aussage traf Heckler und Koch zur Darstellung der Polizei, wonach die Waffen nun zurückgeschickt werden.
Nicht der erste Fehler an den Waffen
Nach Angaben der Polizeipräsidentin ist sogar bei der Einführung der neuen Dienstpistolen die Notbremse gezogen worden: „Da der Verkäufer zur Lieferung eines einwandfreien Produktes verpflichtet ist, werden wir die Waffen an Heckler&Koch zurücksenden und bitten, dort die zum Einschießen erforderlichen 60 Schuss abzugeben, um so einen korrekten auslieferungsfähigen Zustand zu erreichen.“
Es wäre nicht das erste Mal, dass der Hersteller noch einmal ran musste an die Waffen. Bereits im August seien 1337 neue Pistolen an Heckler&Koch zurückgesandt worden, erklärte die Polizei. Ab Anfang Juli sollten Beamte an der neuen Waffe ausbildet werden, doch dann bemerkten die Experten bei den ersten Lieferungen: Die neuen Pistolen waren zum Teil nicht treffsicher, bei ersten Tests soll die Pistole leicht nach links gezogen haben.
Offiziell war im Sommer mitgeteilt worden, bei den Pistolen der ersten Charge müsste die Visiereinrichtung nachjustiert werden.Zudem sind Magazine herausfallen, angeblich wegen der „Ungenauigkeit“ bei der Fertigung eines Frästeils, wie es hieß. Die Pistolen, so schrieb Slowik nun an alle Polizisten, „entsprachen nicht unseren Vorgaben an ein einwandfreies Produkt“. Der Hersteller musste „im Rahmen des Vertragsrechts“ nachbessern.
Wenn jede Waffe mehr als 60 Mal abgefeuert worden ist, soll alles gut sein. Inzwischen sind jeweils 30 Beamte der Direktionen 3 und 5 sowie 64 Einsatztrainer und Waffentechniker mit der neuen Dienstpistole ausgerüstet. Polizeipräsidentin Slowik erklärte, sie setze alles dran, die Berliner Polizeibeamten so schnell wie möglich mit der neuen Waffe auszustatten, „die nach dem Einschießen hervorragende Ergebnisse liefert“ und bei den Schützen „bereits höchste Akzeptanz findet“.
Die Beamten sollen „mit einer technisch einwandfreien und treffsicheren Pistole ausgestattet sein“, die Sicherheit der Beamten und der Berliner Bürger stünde im Vordergrund, erklärte Slowik. Es würden nun Waffen ausgegeben, „wenn wir von deren Treffsicherheit und Einsatzfähigkeit zu 100 Prozent überzeugt sind“. Und die Polizeichefin erklärte: „Ja, auch ich wünsche mir, dass die Lieferung schneller vorangeht.“
Gewerkschaft lobt Polizeiführung
Auch die GdP, die die neuen Probleme mit der Dienstpistole publik gemacht hatte, bekräftigte. „Es war uns wichtig auf ein aktuelles Problem hinzuweisen und einen Prozess innerhalb der Behörde einzuleiten, mithilfe dessen wir die Funktionstüchtigkeit eines Einsatzmittels sicherstellen, das im Ernstfall über Leben und Tod entscheidet", sagte GdP-Sprecher Benjamin Jendro. "Heckler&Koch hat die Qualität sicherzustellen, sonst könnten wir die Waffen auch gleich selbst zusammenbauen. Insofern wäre es konsequent, dass die Behördenleitung die gelieferten Waffen zurückschickt und auf die Einhaltung der vertraglich fixierten Leistungen pocht."
Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte nach dem Terroranschlag des Islamisten Anis Amri am Breitscheidplatz im Dezember 2016 ein Investitionsprogramm in Höhe von 45 Millionen Euro für neue Ausrüstung - Waffen, Schutzwesten und Helme - auf den Weg gebracht. Dazu gehören auch 24.000 neue Dienstpistolen.
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