Kunsthalle als Geschenk: Potsdam fühlt sich von Plattner geehrt
Der Unternehmer Hasso Plattner will der Stadt eine Kunsthalle spendieren. Fast einhellige Euphorie herrscht darüber bei Politikern und Promis in Potsdam.
Die überraschend bekannt gewordenen Pläne des Unternehmers Hasso Plattner, Potsdam eine Kunsthalle zu schenken, sorgten in der Landeshauptstadt am Freitag für Freude und Aufregung. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte, dies sei nicht nur eine große Ehre für die Stadt Potsdam, sondern für das ganze Land Brandenburg. Das Bedürfnis nach einem Ort für moderne Kunst und zeitgenössische Künstler sei zweifellos vorhanden, betonte er. „Die Kunsthalle wird das kulturelle Leben der Landeshauptstadt nachhaltig bereichern.“
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bekräftigte, dass Plattners Angebot für ein Museum „mit herausragenden Zeugnissen der Kunst“ eine einmalige Chance für die Landeshauptstadt sei. Aus dem Rathaus hieß es, bis zum Sommer sollten die Einzelheiten geklärt sein, damit 2013 mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Die brandenburgische Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) sagte, „solch eine Chance gibt es für Städte sehr selten. Ich bin überrascht und gespannt, was Potsdam daraus macht.“ Die Stadt sei gut beraten, wenn es keine langen Debatten, kein Hin und Her gäbe. Es gebe ja bislang zu Plattners Projekt großes Einvernehmen. „Das ist in Potsdam schon eine Besonderheit.“
Auch zahlreiche prominente Potsdamer äußerten sich begeistert von Plattners Angebot. „Das ist eine großartige Nachricht“, sagte Fernsehmoderator Günther Jauch. Plattner sei für Potsdam ein „chronischer Glücksfall“. Zugleich sprach sich Jauch für einen Abriss des Hotels Mercure zugunsten der Kunsthalle aus: „Wenn es dann noch gelänge, neben dem Bau einer Kunsthalle gleichzeitig auch den Schandfleck Mercure-Hotel zu beseitigen, wäre das doppelt schön.“ Der Potsdamer Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff hofft, dass Plattners „großzügige Spende einer zukunftsorientierten Kunsthalle“ zur „Gold-Brücke“ wird, „die alle versöhnen könnte“. Das Hotel Mercure sei ein „ Betonzahn, mitten in die alte Stadt getrieben“. Der Bau sei das deutliche Zeichen der damaligen „kulturfeindlichen, geschichtsfeindlichen Haltung“.
Potsdams Stadtpolitik reagierte erfreut bis euphorisch auf Plattners Pläne. SPD, CDU und FDP sprachen sich bereits für einen Abriss des Hotels Mercure aus. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg dagegen lehnt einen Abriss ab. Plattners Angebot sei eine tolle Chance für die Stadt. „Die sollten wir nutzen, aber nicht um jeden Preis“, so Scharfenberg. Es müsse eine Standortdiskussion geben. Der ab 1966 als Interhotel errichtete Plattenbau sei ein „funktionstüchtiges Hotel“ und kein das Stadtschloss „störendes Element“.
Das Hotelgebäude ist in Besitz des US- Finanzinvestors Blackstone. Dieser vermietet an den Mercure-Betreiber, die französische Kette Accor. Deren Mietvertrag mit Blackstone läuft zum Jahresende aus. Potsdam hat ein Vorkaufsrecht. Ob Plattner zum Zuge kommt, hängt daher im Wesentlichen an einer Einigung über Kaufpreis und Konditionen. Die Kosten für das Grundstück liegen älteren Gutachten nach bei mindestens zehn Millionen Euro. Einst gehörte die Fläche zum Lustgarten des Stadtschlosses, das jetzt als Landtagsgebäude wiederersteht, und war unbebaut.