Missstände bei Berliner Polizei: Polizeiausbilder sprechen von "Einzelfällen"
"Alles nicht so schlimm": Ausbilder finden die Lage an der Polizeiakademie in Spandau schwierig - aber nicht so katastrophal wie es derzeit in den Medien geschildert werde.
Flegelhaftes Benehmen, mangelnde Deutschkenntnisse, Zweifel an der Rechtstreue, Kontakte zu Kriminellen – sind Berliner Polizeischüler ein Sicherheitsrisiko? Diesen Eindruck konnte bekommen, wer in den vergangenen Tagen die Berichterstattung verfolgte, die ihren Anfang mit einer Sprachnachricht eines Ausbilders nahm, in der dieser die Polizeischüler nicht nur als „frech wie Sau“, sondern auch als „Feind in unseren Reihen“ bezeichnet hatte. Stimmt diese Diagnose in ihrer Drastik – oder ist die Lage doch nicht so schlimm?
Der Tagesspiegel hat mit Ausbildern an der Polizeiakademie in Spandau gesprochen. Danach lässt sich grob zusammenfassend Folgendes sagen: „Das sind Einzelfälle. Es ist nicht ganz so schlimm, wie es derzeit in der Presse rüberkommt“, sagt eine Ausbilderin. „Es sind dann aber immer Migranten. Und es wird zu wenig getan. Erinnern Sie sich noch an den mit dem Pimmel-Bingo? Der hat auch noch andere Sachen gemacht, zum Beispiel bei Prüfungsarbeiten betrogen, war rüpelhaft zu Kollegen und hat ein Blitzerfoto gepostet. Von unserer Führung wird das dann als eine Art Jugendsünde abgetan. Es heißt, man werde mal mit ihm reden, er sei ja noch jung. Ich sage: Nein, da muss sofort eine disziplinarische Maßnahme folgen, der verarscht uns doch, der weiß genau, was er tut!“
Im Januar war bekannt geworden, dass ein Polizei-Azubi in einem elf Minuten langen Porno mitgespielt hatte – mit Blick auf die aktuellen Vorwürfe (etwa den Kontakt zu kriminellen Clans und einer rockerähnlichen Schlägertruppe) ein harmloser Fall.
Auszubildende müssen erstmal ausbildungsfähig gemacht werden
„Um keinen Rassismus-Verdacht aufkommen zu lassen: Wir haben richtig gute Migranten“, sagt ein anderer Ausbilder. „In letzter Zeit wurden aber sehr viele eingestellt, die Probleme machen, und die wir früher nie genommen hätten. Mag sein, dass sie den Test schaffen, aber man sieht auch regelmäßig Kandidaten, wie sie mit dem Handy die Testfragen abfotografieren.“ Schon im Sommer 2016 habe man sich deswegen an Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers gewandt, mit der es ein Gespräch gegeben habe. Sie habe zugesagt, die Sache zu prüfen, danach habe man nichts mehr gehört.
Die offizielle Darstellung, wonach das Niveau der Einstellungsprüfung für Migranten nicht gesenkt worden sei, weisen die Ausbilder zurück. Das könne nicht sein. Was sie schildern, lässt das ganze Verfahren fraglich erscheinen. Im Jahr 2010 wurde es verändert. „Seitdem schaffen es kaum noch Frauen“, sagt die Ausbilderin. „Nur noch vier von 25 Leuten in einer Klasse sind Frauen. Die schaffen den Logik-Teil des Tests nicht so gut.“ Problematisch sei auch, dass gute deutsche Abiturienten abgelehnt würden, etwa weil sie nicht schnell genug rennen können. Der Migrantenanteil sei mit 45 Prozent sehr hoch; Türken und Araber kämen über ein Kreuzberger Berufsbildungswerk bevorzugt rein.
Die Polizei bestätigt diese Darstellung nicht, sondern bleibt dabei, dass alle denselben Test bestehen müssen. Es könne aber sein, dass die Kandidaten in dem Berufsbildungswerk dafür trainiert würden. Dies sei der Polizei aber nicht bekannt. Der Test ist seit 2010 internetbasiert; bis zum Moment des persönlichen Erscheinens ist Schummeln recht gut möglich.
Den Ausbildern zufolge können die heutigen Azubis nicht direkt ausgebildet werden, sondern müssen erst einmal ausbildungsfähig gemacht werden. Das allerdings hört man mittlerweile aus allen Branchen. „Wir geben erstmal eine Menge Nachhilfe, übrigens zum Teil auch deutschen Bewerbern, die das Niveau nicht erreichen. In den Klassenarbeiten wissen viele unserer Polizeischüler überhaupt nicht, was gemeint ist, wenn sie ein Wort wie ,verfassungsimmanente Schranken‘ lesen.“ Die Ausbilder wünschen sich zudem einen anderen Umgang mit den Problemen. Selbst Führungskräfte der höheren Ebenen würden sich nicht trauen, den Mund aufzumachen, weil sie um ihre nächste Beförderung fürchteten.
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