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Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU).
© dpa / Paul Zinken
Update

Ausschreitungen in Berlin-Neukölln: Zahlreiche Autos durch Randale beschädigt - Henkel spricht von "Straßenterror"

Erneuter Gewaltausbruch: In Nord-Neukölln haben bis zu 100 Vermummte offenbar in der Nacht zu Sonntag randaliert. Unter anderem griffen sie einen Funkwagen der Polizei an.

Dutzende Randalierer haben in der Nacht zu Sonntag in der Weserstraße in Neukölln zahlreiche Autos, darunter einen Streifenwagen, demoliert. Um kurz nach 23 Uhr wurde der Wagen zur Hobrechtstraße gerufen, da dort eine Personengruppe von 50 bis 100 teilweise vermummten Personen mehrere Sachbeschädigungen begangen haben soll. Als die Streife in die Weserstraße einbog, standen die Beamten etwa 10 bis 15 Meter vor der Gruppe. Der Wagen fuhr weiter in die Jansastraße, in der er dann aus der Gruppe heraus mit verschiedenen Gegenständen, unter anderem mit Steinen, beworfen wurden, bevor die Angreifer weiter zogen und unerkannt entkamen. Beide Polizisten blieben unverletzt. Zunächst hatte es geheißen, der Zwischenfall habe sich an der Ecke Friedelstraße/Hobrechtstraße ereignet.

Der Einsatzwagen wurde durch die Würfe so stark beschädigt, dass er ausgetauscht werden musste. Bei der anschließenden Begehung der näheren Umgebung stellten die Polizisten in der Hobrechtstraße und in der Friedelstraße diverse Sachbeschädigungen an knapp 20 dort abgestellten Fahrzeugen fest - die genaue Zahl ist noch unklar, da noch nicht fest steht, wie viele der Schäden tatsächlich von den Ausschreitungen herrühren. In der Friedelstraße ist das linke Szeneobjekt "Friedel 54", um das schon seit längerem ein Konflikt zwischen Mietern und Eigentümern besteht.

Außerdem wurde am Reuterplatz eine Scheibe des dortigen Quartiermanagements eingeworfen. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt in allen Fällen.

Randale auch in Steglitz

In Steglitz bewarfen Unbekannte in der Nacht zu Sonntag die Scheiben einer Bankfiliale mit Steinen und einer Gehwegplatte. Zeugen alarmierten gegen 23 Uhr die Polizei, nachdem sie fünf dunkel gekleidete und mit Skimasken vermummte Personen beobachtet hatten, die die Verglasung der Filiale beschädigt hatten und dann geflüchtet waren. Hier ermittelt die Polizei allerdings wegen Sachbeschädigung.

Bereits in der Nacht zum Sonnabend hatten 20 bis 40 Maskierte auf Fahrrädern am Gleisdreieck-Park randaliert. In der Flottwellstraße zündeten sie zwei Baustellenabsperrungen und vier geparkte Autos an: zwei Mercedes und zwei BMW. An 24 weiteren Fahrzeugen wurden Scheiben eingeschlagen und Spiegel abgetreten. An Geschäften und Wohnhäusern gingen Fenster zu Bruch. Es entstand ein Sachschaden in sechsstelliger Höhe. Am Mittag tauchte ein Bekennerschreiben aus der linksextremistischen Szene auf. Allerdings steht noch nicht fest, ob es auch authentisch ist.

Zusammenhang zur "Freiräume"-Demo unklar

Ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen und auch einen Bezug zur "Freiräume"-Demonstration in Friedrichshain gibt, ist unklar. Am Sonnabend hatten ab dem späten Nachmittag rund 4000 Linke gegen die Polizeiaktion in der Rigaer Straße im Januar protestiert und waren nach gut zwei Stunden wieder auseinandergegangen. Es gab Stein- und Böllerwürfe, ansonsten wurde die Lage von der Polizei als weitgehend friedlich eingestuft - bis in den späten Abend hinein.

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) nannte die "Gewaltaktionen Autonomer" in der Flottwellstraße am Samstagmorgen und in Neukölln in der Nacht zum Sonntag "Gift für die Gesellschaft" und "feige Aktionen mit blindwütigem Hass". Er erklärte: "Nichts und niemand kann solche Taten als politischen Protest rechtfertigen." Stattdessen handle es sich um "Straßenterror". Er dankte den Polizeibeamten, die dafür gesorgt hätten, dass die angemeldete Demonstration in Friedrichshain ohne größere Zwischenfälle verlief.

(Tsp, dpa)

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