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Aus dem ehemaligen Britzer Freizeitbad „Blub“ sollte mal ein Ferienresort werden.
© IMAGO/Schneider
Update

"Blub" in Berlin-Neukölln: Vom Spaßbad zur gefährlichen Ruine

Eine Berühmtheit aus West-Berliner Tagen, doch schon lange eine Ruine: Die Polizei warnt vor dem Betreten des stillgelegten Freizeitbades Blub. Es kam zu Straftaten.

Die ausgebrannte Ruine des Anfang der nuller Jahre stillgelegten Freizeitbades Blub im Neuköllner Ortsteil Britz lockt weiterhin Jugendliche aus Berlin und junge Touristen aus aller Welt an. Die Ruine hat Kultstatus als „The Abandoned Water Park in Neukölln“ auf einschlägigen Plattformen wie Pinterest, Lost Places oder Rottenplaces.de.

Doch für Erlebnishungrige ist das Herumstöbern ein Risiko. Die verbrannten Dachbalken können jederzeit herunterstürzen. Und das verwinkelte, hügelige Gelände bietet Kriminellen viele Schlupflöcher. Die Polizei warnt vor Straftaten. „Unsere Fahnder für Jugendgruppengewalt weisen darauf hin, dass es auf dem Gelände des ehemaligen Spaßbades ’Blub’ in der Buschkrugallee kürzlich zu Straftaten kam“, heißt es in einer Nachricht aus dem Polizeipräsidium. „So wurden hier in letzter Zeit ein Raub mit Messer, eine Körperverletzung und eine sexuelle Belästigung angezeigt.“ 2016 kam es zu schweren Brandstiftungen.

"Raub, Körperverletzung, sexuelle Belästigung"

Die Polizei lässt keinen Zweifel aufkommen, dass es sich „um einen eingezäunten Privatbesitz mit einsturzgefährdeten Gebäuderesten“ handelt, also eine No-Go-Zone. Und sie bittet in einem Post auf Facebook und Twitter darum, das Blub doch künftig zu meiden: „Geht dort kein unnötiges Risiko ein, so schützt ihr euch und euer Eigentum am besten. Coole Rückzugsorte zum Chillen oder für Insta-Fotos findet ihr sicher an anderen Stellen Berlins.“

Die Ruine steht seit Jahren zum Abriss bereit, aber der Eigentümer, die Höcherl-Group aus München, sieht dazu offenbar keine Veranlassung. „Es gibt keine Verpflichtung des Eigentümers, die Ruine abzureißen“, bestätigte ein Sprecher des Bezirksamtes. Sichern muss der Eigentümer das Gelände allerdings vor unbefugtem Betreten, darum „kümmere sich der Investor eigentlich ganz gut“, so der Sprecher. Mittels Bauzaun und Wachschutz.

Nach dem Wechsel im Bauressort des Neuköllner Bezirksamtes von SPD (Thomas Blesing) auf Grüne (Jochen Biedermann) im Herbst 2016 wurden die eigentlich schon festgezurrten Bau-Planungen auf dem Spaßbad-Gelände wieder neu verhandelt. Höcherl sollte nun auch Sozialwohnungen bauen, obwohl es bereits einen städtebaulichen Vertrag ohne diese Verpflichtung gab.

Das Druckmittel war der noch nicht beschlossene Bebauungsplan für die geplanten 450 Neubauwohnungen. Anfang des Jahres einigten sich Höcherl und Biedermann auf 18 Prozent Sozialwohnungen, im Herbst soll der neue B-Plan von den Bezirksverordneten verabschiedet werden. Erst dann besteht dort einklagbares Baurecht. Wahrscheinlich wird Höcherl die Ruine anschließend abreißen.

Ähnlich wie beim Sport- und Erlebniszentrum SEZ an der Landsberger Allee entwickelte sich die Nachnutzung des Blubs zu einem Dauerzwist zwischen dem privaten Eigentümer und den Behörden. Blub-Gründer Harald Frisch musste sein Bad 2002 wegen einer Rattenplage schließen, doch der Saunabetrieb lief noch zehn Jahre weiter. Pläne für ein „Ferienresort für Familien“ zerschlugen sich, das Blub-Gelände wurde an die Höcherl-Group verkauft. Ein Ferienresort am Teltowkanal in Britz klingt aus heutiger Sicht ebenso abenteuerlich wie eine Rattenplage bei laufendem Badbetrieb.

Lost-Places-Touren werden von mehr oder minder seriösen Agenturen als besonderes Fotosafari-Erlebnis für Hauptstadt-Touristen angeboten. Teufelsberg und Spreepark gehören zu den Top Ten im Ruinen-Ranking, dort gibt es auch offizielle Führungen, dennoch suchen viele den Kick, solche verbotenen Orte nachts auf eigene Faust zu erkunden. Zäune und Wachschutz helfen da eher wenig.

Langfristig werden die meisten Ruinen aus dem Stadtbild verschwinden, nur noch wenige Zeugen der Berliner Verwaltungs- und Industriegeschichte stehen ohne Zukunftspläne da. Es kann sich aber auch lohnen, Ruinen dauerhaft als Touristenmagnet zu etablieren, wie etwa den Hochbunker am Anhalter Bahnhof, der als authentisches Antikriegsmuseum funktioniert.

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