Berlin: Rattenkot am Babybecken des „Blub“
Das Spaßbad musste auf Anweisung des Bezirks schließen Im Januar beginnt der Umbau – ein Investor wird gesucht
Von Annette Kögel
Der Badespaß im „Blub“ ist den Berlinern vorerst vergangen. Das einstige Vorzeige-Erlebnisschwimmbad wurde am Montag, 15.40 Uhr, mit sofortiger Wirkung geschlossen. Rattenkot am Babybecken, schwimmende Ratten im Außenbecken sowie Rattenfäkalien und frischer Vogelkot im Selbstbedienungsrestaurant – das alles war Grund genug für Neuköllns Gesundheitsstadtrat Michael Freiberg (CDU), das Blub unverzüglich dicht zu machen. Dessen Geschäftsführer, Harald Frisch, sprach gestern von „äußerst unschönen Tatbeständen“. Man tue alles, um das Problem schnellstmöglich in den Griff zu bekommen – und werde mit Umbau und Sanierung des Blub im Januar 2003 beginnen.
Der Rattenbefall sei keine Folge mangelnder Wartung oder Hygienevorkehrungen, sagte Frisch auf Anfrage. Möglicherweise habe die Lage am Teltowkanal den Befall begünstigt. Die Ratten könnten durch den Außenschwimmkanal des Bades hereingekommen. Ob es sich um ein einziges oder mehrere Tiere handelt, untersucht jetzt die Schädlingsbekämpfungs-Firma, die das Bad routinemäßig alle zwei Wochen kontrolliert. Es wurden bereits Köder ausgelegt – und Matten, auf denen sich die Laufwege der nachtaktiven Tiere abzeichnen sollen.
„Ratten können Salmonellen und Toxoplasmose übertragen. Das ist für immungeschwächte Menschen wie Kleinkinder oder Ältere äußerst gefährlich“, sagte Gesundheitsstadtrat Freiberg gestern zur unverzüglichen Schließung. Gäste des Spaßbades sollten jedoch nicht in Panik verfallen. Freiberg: „Wer beunruhigt ist, kann mit dem Kind sicherheitshalber zum Hausarzt gehen.“ Bei dem Vogelkot handelt es sich um Hinterlassenschaften der Spatzen, die seit Jahren durchs Gebälk flattern. „Bislang hat das Gesundheitsamt die Existenz der Vögel nicht beanstandet“, sagt Blub-Geschäftsführer Frisch. Viele Besucher erfreuten sich an den Tieren, fütterten sie gar. Die Spatzen flögen im Sommer durch offene Türen herein, man bekomme sie trotz Bemühens kaum wieder heraus, so Frisch.
Gestern Nachmittag schlugen am Blub indes die Wellen hoch. Irritierte Stammkunden beschwerten sich, ein Journalistenteam nach dem anderen bat um Einlass. Auch ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes schaute auf Bitten des Stadtrats erneut an der Buschkrugallee 64 vorbei, „um nachzugucken, ob die Schließung tatsächlich vollzogen ist“. Denn am Vormittag hatte das Blub zunächst noch Fitness- und Saunakunden eingelassen. Geschäftsführer Frisch sagte dazu, er habe die Anweisung vom Vortag so verstanden, dass sie nur für das Bad gelte.
Die aktuellen Mängel sind indes nicht die einzigen, durch die den Besuchern des Spaßbades schonmal das Lachen vergehen konnte. Da wurden Keime in Sauna und Whirlpool beklagt, Hygieneprobleme in der Küche festgestellt, schmuddelige Umkleidekabinen kritsiert. Das Tauchbecken musste schon gesperrt werden. Probleme gab es auch mit randalierenden Jugendlichen. Das Unternehmen engagierte einen Wachdienst.
Erhebliche Mittel müssen die Bäderbetreiber zudem in die Wasseraufbereitung investieren, denn die entsprechende Wasserverordnung wurde kürzlich verschärft. Während die Berliner Bäder-Betriebe jedoch mit einem Ausgleich aus der Landeskasse rechnen können, muss der Blub-Inhaber die Mittel selbst erwirtschaften. Und das, obwohl die Berliner immer weniger Geld in der Tasche haben. Zudem, und das bestätigt auch Hans-Joachim Munte von den Berliner Bäder-Betrieben, ziehen die Freizeitbad-Konkurrenten im Umland Kundschaft ab.
Im Blub hat sich die jährliche Besucherzahl zuletzt nahezu halbiert – jetzt sind es noch 330 000. So sucht der Blub-Chef, der sich kürzlich auch als potenzieller Investor für das marode SEZ anbot, längst selbst einen Geldgeber. Harald Frisch zufolge gibt es erste Verhandlungen, aber noch keinen definitiven Partner, der den Komplett-Umbau vom „Spaßbad“ zur „Wasser-Wellness- Welt“ finanziert. Dann aber könnte das Blub als Thermallandschaft mit Solebecken und anderem mehr in Berlins Bäderlanschaft als besondere Einrichtung neu auftauchen.
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