Newsblog: Paris, Berlin und die Folgen: Verdacht auf Verdacht: Erst Springer, dann Mall of Berlin
Nach den Anschlägen in Paris gab es mehr als ein Dutzend Alarmierungen in Berlin. Vormittags war der Bahnhof Zoo gesperrt, an der israelischen Botschaft gab es einen Bombenalarm. Lesen Sie nach, was am Freitag passierte.
Die Entwicklungen nach den Terroranschlägen von Paris wirken sich auch auf das Leben in Berlin aus. Lesen Sie hier nach, was die Stadt am Freitag bewegte.
+++ Ein Verdacht nach dem anderen. Wie die Polizei mitteilte, hat sich die Tasche vor dem Springer-Hochhaus als harmlos herausgestellt. Dafür wurde gegen 19 Uhr in einem Restaurant in der Mall of Berlin ein verdächtiger Gegenstand gemeldet. Nach einer Durchsage in der Mall wurde die Tasche von ihrer Besitzerin abgeholt.
+++ In der Zimmerstraße findet ein Polizeieinsatz statt. Eine Tasche wurde gefunden, die Polizei prüft deren Inhalt. Von der Jerusalemer Straße bis zur Axel-Springer-Straße, also rund um das Axel-Springer-Hochhaus, ist alles gesperrt.
+++ 200 Handball-Fans geben Tickets zurück: Aufgrund der aktuellen Lage in Paris und gestrichenen Verkehrsverbindungen haben 200 Handballfans von Chambéry Savoie ihre Eintrittskarten für das Heimspiel der Berliner Füchse am Samstag zurück gegeben. Das Spiel im EHF-Cup findet trotzdem planmäßig statt. "Trotzdem kommen noch einige Fans aus Frankreich", sagte eine Sprecherin der Füchse. Die freigewordenen Karten seien wieder in den Verkauf gegeben worden.
+++ Hertha bittet Fans um Vorsicht: Auf ihrer Facebookseite bittet Hertha BSC darum, am Sonntag keine Taschen und Rucksäcke mit ins Stadion zum Spiel gegen den FC Hockenheim zu nehmen. Außerdem wird es zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen geben.
+++ Entwarnung an der Israelischen Botschaft in Grunewald: Der offenbar verwirrte Angreifer wurde festgenommen - er soll jetzt zu einem Arzt gebracht werden. Wie die Polizei mitteilt, wurde kein Mensch verletzt. Das Messer des Mannes konnte von den Polizisten vor Ort abgewehrt werden. Zum dritten Mal am heutigen Freitag kam die Kriminaltechnik der Berliner Polizei zum Einsatz - nach Alarmierungen an der Leipziger Straße und am Bahnhof Zoo. Die Spezialisten rückte um 11.45 Uhr in die Auguste-Viktoria-Straße aus, weil der Mann einen Rucksack dabei hatte, aus dem Drähte ragten. Der Rucksack wurde um 12.15 Uhr gesprengt - "darin befand sich ein Computer", berichtet die Polizei.
+++ Bombenalarm an der Israelischen Botschaft: Ein offenbar verwirrter Mann hat um 11.45 Uhr einen Polizeibeamten des Objektschutzes vor der Israelischen Botschaft in der Auguste-Viktoria-Straße in Grunewald angegriffen. Das bestätigt die Berliner Polizei. Er soll einen Rucksack dabei gehabt haben, aus dem Drähte ragten. Die Sicherheitskräfte hätten den Rucksack gesprengt. Nach Informationen des Tagesspiegel wurde die Feuerwehr nicht alarmiert. Das heißt, es gibt offenbar keinen Verletzten.
+++ Die 12-Uhr-Zusammenfassung für Berlin: Kurz vor 8 Uhr bricht der Verkehr in Mitte zusammen. Grund: eine herrenlose Fahrradtasche an der Leipziger Straße am Finanzministerium. Zwei Häuser werden evakuiert - ein älterer Anwohner bricht auf der Straße zusammen, wird reanimiert. Am Vormittag wird der U-Bahnverkehr am Bahnhof Zoo unterbrochen. Der Grund: eine herrenlose Tasche mit Kleidung auf dem Bahnsteig. Es ist der 14. Einsatz seit Paris. Polizei: "Wir sind froh über sensible Bevölkerung und über jeden Anruf". Am Pariser Platz liegen immer mehr Blumen.
+++ An der Leipziger Straße in Berlin-Mitte musste ein älterer Mann reanimiert werden. Wie die Berliner Polizei am Vormittag mitteilt, sei der Mann nach dem Bombenalarm am Morgen gegen 8 Uhr auf der Straße zusammengebrochen. Der Mann war mit seiner Frau nach Polizeiangaben aus einem der zwei Häuser an der Leipziger Straße gekommen, die wegen des herrenlosen Gepäckstücks evakuiert werden mussten. Polizisten und Journalist vor Ort leisteten Erste Hilfe, belebten den Mann wieder. Die Fahrradtasche war übrigens leer.
+++ Der Verkehr am Bahnhof Zoo in Charlottenburg wurde wieder freigegeben. "In der herrenlosen Tasche auf dem Bahnsteig der U9 haben wir Kleidung gefunden", teilte die Polizei mit. Es war der 14. Einsatz wegen herrenloser Gepäckstücke in Berlin seit den Anschlägen in Paris. Dennoch sagt die Berliner Polizei: "Wir sind froh, dass die Bevölkerung so sensibel ist und uns anruft."
+++ Jetzt gibt es einen Polizeieinsatz am Bahnhof Zoo. Die Rede ist von einem verdächtigen Gegenstand. Mehrere U-Bahnlinien sind unterbrochen. Aktuell ist der Betrieb auf der Linie U9 eingestellt, berichtet die BVG. Die Züge fahren nicht zwischen den Stationen Güntzelstraße und turmstraße. Ebenfalls unterbrochen ist der Verkehr auf der Linie U12 - dort fahren die Züge nach Angaben der BVG nur zwischen Ruhleben und Bismarckstraße sowie zwischen Warschauer Straße und Spichernstraße. Wie berichtet, hatte die Polizei am Morgen gegen 7.40 Uhr bereits die Leipziger Straße sperren müssen, was zu erheblichen Behinderungen im Berufsverkehr geführt hat.
+++ Gedenken am Petriplatz. Dort wird seit 10.30 Uhr der Opfer der Terroranschläge von Paris, Beirut und Ankara gedacht. Die Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Imam Kadir Sanci und hatten zum interreligiösen Friedensgebet geladen. Zeitgleich kam die Nachricht aus Mali. Dort haben mutmaßlichen Dschihadisten ein Luxushotel gestürmt und 170 Geiseln genommen. Mehr dazu lesen Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.
+++ Wer sich am Sonntag auf den Weg zu Hertha BSC (15.30 Uhr gegen Hoffenheim) macht, sollte früher anreisen, weil die Sicherheitskontrollen intensiver sein werden. Gestrichen wurde zudem eine geplante Fan-Aktion in Berlin. Weil Herthas Stürmer Kalou zuletzt drei Tore erzielte beim 3:1-Sieg in Hannover und dabei einen blau-weißen Turban trug, gab es folgende Idee: Fans hätten sich gegen eine Spende für die Kalou-Stiftung den "Kalou-TORban" umbinden können, "als nette Replik an die Drei-Tore-Gala unseres Stürmers", teilte Hertha BSC vor dem Spiel mit. Nach den Anschlägen von Paris wurde die Aktion abgesagt. "Wir denken, dass diese Aktion derzeit nicht angemessen ist und werden darauf verzichten."
+++ Das House of One Berlin in Berlin-Mitte gedenkt heute der Opfer der Terroranschläge von Paris, Beirut und Ankara und lädt zum interreligiösen Friedensgebet mit Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Imam Kadir Sanci ein. Das Gebet findet am Vormittag auf den Grundmauern der mittelalterlichen Lateinschule auf dem Petriplatz statt. Das House of One ist ein Haus der drei Religionen, das mithilfe von Spendengeldern im Zentrum Berlins errichtet wird. Unter seinem Dach befinden sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee
Berlin-Mitte, 7.40 Uhr - Alarm an der Leipziger Straße
+++ Aufregung am Morgen: Die Sperrungen gegenüber dem Finanzministerium sind wieder aufgehoben. Der Verkehr darf wieder rollen, berichtet unser Reporter Jörn Hasselmann vor Ort. Bis sich die Staus auflösen und die BVG-Busse wieder nach Plan fahren, wird es aber noch dauern.
+++ Auch der Schienenersatzverkehr auf der U2 ist jetzt betroffen: Wie die BVG mitteilt, wird die Haltestelle Potsdamer Platz nicht mehr angefahren. Es gibt eine Ersatzhaltestelle in der Stresemannstraße (die allerdings auch dicht ist wegen Staus). Angeblich wurden Anwohner und Mitarbeiter in Büros an der Leipziger Straße gebeten, ihre Häuser zu verlassen. "Die Kriminaltechniker der Berliner Polizei sind vor Ort und überprüfen den Gegenstand", berichtet unser Polizeireporter Jörn Hasselmann.
+++ In Berlin-Mitte ist am Freitagmorgen der Berufsverkehr zusammengebrochen. Es kommt zu Staus nahe Leipziger Platz. Rot-weißes Flatterband wurde über die Leipziger Straße gespannt, die Polizei leitet den Verkehr seit 7.40 Uhr um. Viel Spielraum ist nicht, da auch Unter den Linden gebaut wird. Busse der BVG-Linie M48 fahren verkürzt oder wurden umgeleitet. Die Busse der BVG-Linie 200 werden nach Angaben der BVG über die Ebertstraße umgeleitet. Der Umstieg auf die U-Bahn lohnt sich nur bedingt: Die U2 ist wegen Bauarbeiten seit Freitagmorgen unterbrochen. Das Gebiet solle weiträumig umfahren werden, bittet die Verkehrsinformationszentrale Berlin. Wie berichtet, kam es in den vergangenen Tagen nach den Anschlägen in Paris zu mehreren Polizeieinsätzen wegen herrenloser Gegenstände.
+++ In Berlin-Mitte kommt es an diesem Freitagmorgen im Berufsverkehr zu Behinderungen. Grund ist ein Polizeieinsatz an der Leipziger Straße. Dort wurde ein verdächtiger Gegenstand gefunden. Wie die BVG via Twitter mitteilte, sei demnach die Leipziger Straße gesperrt. Die Buslinie M48 - auf sie sind auch viele Fahrgäste umgestiegen, weil die U-Bahnlinie U2 seit diesem Freitag wieder komplett unterbrochen ist - , fährt derzeit nur noch zwischen Kulturforum und Busseallee. Die Polizei teilte mit, dass die Alarmierung gegen 7.40 Uhr erfolgt sei. "Wir haben die Leipziger Straße zwischen Mauerstraße und Wilhelmstraße daher komplett gesperrt", hieß es am Morgen im Polizeipräsidium. "Unsere Techniker sind auf dem Weg." Bei dem gefundenen Gegenstand handele es sich nach Angaben der Berliner Polizei um eine Fahrradtasche, die auf dem Gehweg gelegen habe.
+++ Die Sicherheitslage in Berlin bleibt nach Auskunft der Innenverwaltung unverändert. Innensenator Frank Henkel (CDU) spricht seit Mittwoch von einer "abstrakt hohen Gefährdungslage". Konkrete Hinweise auf konkrete Anschläge gebe es nicht. Wie berichtet, haben erste Veranstalter reagiert. Auf dem Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt ist die Mitnahme von Rucksäcken verboten - wie auch im Berliner Dom. Hertha BSC spielt am Sonntag im Olympiastadion. Auch dort wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, wie der Verein mitteilte. Mehr lesen Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.