Mann am Kottbusser Tor vor U8 geschubst: Toter vom U-Bahn-Gleis ist 30-jähriger Iraner
Die Staatsanwaltschaft bestätigt die Identität des Mannes, der am Kottbusser Tor von einem Zug überfahren wurde. Er war noch am Unfallort gestorben.
In der Nacht zu Mittwoch kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen auf dem Gleis der U-Bahnlinie 8 am Bahnhof Kottbusser Tor, bei der ein Mann vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurde. Der Verletzte verstarb noch am Unfallort. Bei dem Mann soll es sich um einen 30 Jahre alten Iraner handeln, das hätten die Ermittlungen ergeben, bestätigte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.
Nach derzeitigen Ermittlungen soll der Streit zwischen einer größeren Personengruppe und zwei anderen Männern entfacht sein. Dabei soll ein Mann aus der Gruppe den 30-Jährigen gestoßen haben, sodass dieser in das Gleisbett fiel, berichten Staatsanwaltschaft und Polizei. Während des Sturzes wurde der Mann von einem einfahrenden Zug in Richtung Hermannstraße erfasst.
Der Mann wurde dabei so schwer verletzt, dass er noch am Unfallort verstarb. Rettungskräfte versuchten, ihn zu reanimieren, hatten jedoch keinen Erfolg. Wie Zeugen berichten, verstarb er noch am Unfallort an inneren Verletzungen. Das Opfer soll in Begleitung eines Rollstuhlfahrers gewesen sein, der derzeit von der Mordkommission vernommen werde, teilte die Polizei mit. In welchem Verhältnis der Getötete und der Rollstuhlfahrer standen, werde derzeit noch geprüft.
Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, die 4. Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Die Täter konnten unerkannt vom Unfallort fliehen.
Unfallzeugen beschreiben, dass es sich bei einer der Gruppen um im U-Bahnhof aufhaltende Drogenabhängige gehandelt haben soll. Eine Nichtigkeit habe die Auseinandersetzung entfacht. In der Rangelei sei der Mann dann mutmaßlich versehentlich vor die Bahn gestoßen worden. Anwesende seien anschließend in das Gleisbett gesprungen, um ihm zu helfen - allerdings ohne Erfolg. Ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft sagte gegenüber der Deutschen Presseagentur, man prüfe derzeit einen möglichen Drogenhintergrund der Tat. Der Iraner soll in Berlin gewohnt haben und bereits wegen Drogendelikten bekannt gewesen sein, teilte eine Sprecherin der Berliner Polizei mit.
Yadigar Iğde hat ihr Blumengeschäft am Kottbusser Tor zwischen Hochbahn und U-Bahn. Normalerweise ist sie immer noch bis Mitternacht in der Bahnstation, am Dienstagabend machte sie etwas eher zu. Dass hier vor wenigen Stunden ein Mensch gestorben ist, macht sie betroffen, aber wirklich überraschen tut es sie nicht. "Eigentlich sollte hier rund um die Uhr Polizei oder Security sein", sagt Frau Iğde, am Kottbusser Tor gebe es ständig Ärger.
Das Kottbusser Tor in Kreuzberg wird von der Berliner Polizei als kriminalitätsbelasteter Ort definiert und gilt seit langem als Drogenumschlagsplatz. Besonders in dem vor Witterung geschützten U-Bahnhof halten sich immer wieder Konsumenten auf.
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Frau 2016 in Berlin vor U-Bahn geschubst
Erst im Juli gab es einen Vorfall am Bahnhof in Frankfurt: Ein Mann stieß einen Jungen und seine Mutter vor einen einfahrenden ICE. Die Frau konnte sich retten, das Kind starb. Es gab keine Verbindung zwischen Täter und Opfern.
In Berlin gab es zuletzt im Januar 2016 einen Fall, bei dem ein Mensch vor eine einfahrende U-Bahn geschubst wurde. Die 19 Jahre alte Amanda K. wartete am Ernst-Reuter-Platz auf den Zug, als ein psychisch kranker Mann, Hamin E., sie auf die Gleise stieß. Der Zugführer leitete noch eine Notbremsung ein, konnte aber nicht mehr anhalten. Die junge Frau war sofort tot. Sie und Hamin E. kannten sich nicht.
Der Täter gestand vor Gericht – rechtlich war es Mord. Allerdings wurde Hamin E. für schuldunfähig befunden und in einer Psychiatrie unter gebracht. Vor Gericht hatte er ausgesagt, dass er sich von der jungen Frau verfolgt gefühlt habe. (mit dpa)