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Blumen sind im Januar 2016 in Berlin auf einem Bahnsteig der U-Bahnstation Ernst-Reuter-Platz zu sehen.
© dpa

Geständnis im Mordprozess: "Ich hielt das Mädchen, das ich vor einen Zug schubste, für eine Verfolgerin"

Ein 29-Jähriger stieß eine junge Frau unvermittelt vor eine U-Bahn am Ernst-Reuter-Platz. Sie war sofort tot. Hamin E. gestand am zweiten Prozesstag.

Der U-Bahn-Schubser hat am zweiten Prozesstag gestanden. „Ich hielt das Mädchen, das ich vor einen Zug schubste, für eine Verfolgerin“, erklärte Hamin E. hastig. Er habe sie „nur zur Seite schieben und nicht töten“ wollen. Amanda K., 20, hatte keine Chance. Mit Wucht wurde sie am 19. Januar im U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz vor eine einfahrende Bahn gestoßen – unvermittelt und von einem Mann, der kurz zuvor in Hamburg aus einer psychiatrischen Klinik entlassen worden war. Man sah keine „akute Eigen- und Fremdgefährdung“. Nun steht er wegen Mordes vor Gericht. Er gilt als schuldunfähig.

Der 29-jährige E. sagte, er leide seit Jahren unter Verfolgungswahn. Hamburg, seine Heimatstadt, habe er deshalb verlassen. Von zwei Personen habe er sich dort verfolgt gefühlt. Seine Medikamente habe er zwei bis drei Wochen vor der Tat nicht mehr genommen, so der psychisch kranke Mann. Ihm habe das Geld dafür gefehlt.

Wut sei in seinem Bauch gewesen

Nach seiner Ankunft in Berlin habe er erfolglos einen Schlafplatz in einer Obdachlosenunterkunft gesucht. Als er auf den U-Bahnhof kam, sei Wut in seinem Bauch gewesen, gab E. zu.

Der Angreifer in der roten Jacke nahm Anlauf, sagte ein Zeuge. „Ich hatte das Gefühl, die Frau stemmt sich noch dagegen.“ Die Freundin des 50-Jährigen sah, wie der Täter sich umdrehte und wegging – „ruhig, fast erleichtert“. Ihr Freund sorgte dafür, dass E. noch auf dem Bahnsteig gefasst wurde.

Kerstin Gehrke

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