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Ein Warnschild am Tor zum Unternehmen Schweinezucht Lindenberg GbR.
© Patrick Pleul/dpa

Afrikanische Schweinepest: So rüsten sich Brandenburgs Landkreise gegen die Seuche

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich in Polen weiter aus und droht nun, auch in Deutschland auszubrechen. Wie reagieren die Landkreise in Grenznähe?

Angesichts der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Polen verstärken grenznahe Landkreise in Brandenburg ihre Vorsorgemaßnahmen. „Wir sind mittendrin in allen Maßnahmen, die akut notwendig sind, um zu verhindern, dass die ASP aus Polen nach Deutschland übertritt“, sagte Petra Senger, Amtstierärztin des Landkreises Oder-Spree am Freitag.

Dazu gehöre vor allem die verstärkte Jagd auf Wildschweine. Für das ganze Land werde in Kürze vom brandenburgischen Verbraucherschutzministerium angeordnet, dass jedes verendete oder bei Unfällen getötete Wildschwein untersucht werde, sagte Senger. Bislang geschieht dies auf freiwilliger Basis: Jäger bekommen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro, wenn sie tote Tiere melden und ihnen eine Blutprobe entnehmen.

Die Veterinärämter der Landkreise forderten Senger zufolge das Landwirtschaftsministerium des Landes zu verbindlichen Rahmenbedingungen für die Jäger auf, damit diese ihre Verantwortung wahrnehmen können und Wildschweine verstärkt bejagen.

Daneben bereite man sich im Landkreis Oder-Spree materiell und personell auf den Ernstfall vor, berichtete Senger. So würden die Bereitschaftsdienste der Tierärzte - insbesondere mit Blick auf die Festtage - intensiviert und Bergungstrupps zusammengestellt, sagte sie. Außerdem würden Zäune beschafft, um im Ernstfall eine Kernzone einzäunen zu können.

Der Landkreis Oberspreewald-Lausitz bereitet sich nach eigenen Angaben schon seit mehreren Jahren mit einer Reihe von Maßnahmen auf den Seuchenfall vor. Dazu gehörten unter anderem die Beschaffung einer Kühlzelle, um gefundene Tierkadaver dort einzulagern. Auch ein Elektrozaun und Wildwannen sollen beschafft werden, wie der Landkreis am Freitag mitteilte. Für den Notfall wurde eine Telefon-Hotline eingerichtet.

Abstimmung mit der Bundeswehr auf Kreisebene

Die Maßnahmen werden unter anderem mit den Kommunen, Jagdverbänden und dem Brand- und Katastrophenschutz abgestimmt. Auch eine Abstimmung mit der Bundeswehr auf Kreisebene findet nach Angaben des Landkreises in den nächsten Tagen statt, um sich gegenseitig zum aktuellen Sachstand auszutauschen.

Männer in Schutzanzügen tragen bei einer Übung einen gefundenen Kadaver (Dummy) zu einem Behälter.
Männer in Schutzanzügen tragen bei einer Übung einen gefundenen Kadaver (Dummy) zu einem Behälter.
© David Young/dpa

Auch der Landkreis Spree-Neiße und die Stadt Cottbus bereiten sich intensiv vor, um im Ernstfall schnell und präzise handeln zu können. So sollten kein Schweinefleisch oder Schinken und Rohwurst aus Polen nach Deutschland mitgebracht werden. Totfunde von Wildschweinen müssten umgehend dem Veterinäramt gemeldet werden.

Im Landkreis Elbe-Elster gibt es noch keine akuten Maßnahmen gegen die Tierseuche. Die Amtstierärztin schaue aber auf Haltungsbedingungen von Wild- und Hausschweinen und prüfe die bestehende Vorschrift von Doppelzäunen um die Weiden, sagte ein Sprecher. Der Landkreis sondiere gerade, wo man Wildschweinkadaver lagern könne.

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Ebenso bereiten sich im Landkreis Dahme-Spreewald die Verantwortlichen auf einen Ausbruch der Schweinepest vor. So würden beispielsweise Jäger mit Equipment wie Kadaversäcken oder Probenmaterial ausgestattet, Bergeteams würden geschult - ebenso wie Landwirte, erklärte die zuständige Amtstierärztin.

Totfunde von Wildschweinen müssten umgehend gemeldet werden

Die an Polen angrenzenden Bundesländer und der Bund stehen im intensiven Austausch, um die Einschleppung des Virus nach Deutschland abzuwehren, hieß es vom Brandenburger Verbraucherschutzministerium am Freitag. Dabei werden die bestehenden Präventionsmaßnahmen verstärkt sowie weitere Schutzmaßnahmen zur Gefahrenabwehr gemeinsam abgestimmt. Das Ministerium stehe im engen Austausch mit dem Umweltministerium sowie den nachgeordneten Landesbehörden und mit den Landkreisen. „Wir sind für den Ernstfall vorbereitet.“

Mischling Otto hat ein Stück Wildschwein aufgespürt, das im saarländischen Wadgassen zum Training ausgelegt wurde. Otto ist ausgebildet, tote Wildschweine aufzuspüren, die auf das Virus untersucht werden sollen.
Mischling Otto hat ein Stück Wildschwein aufgespürt, das im saarländischen Wadgassen zum Training ausgelegt wurde. Otto ist ausgebildet, tote Wildschweine aufzuspüren, die auf das Virus untersucht werden sollen.
© Oliver Dietze/dpa

Wie das Bundesagrarministerium am Freitag mitteilte, sollen angesichts der ASP-Ausbreitung in Polen in der kommenden Woche deutsche und polnische Tierärzte im Grenzgebiet Informationen austauschen und über das weitere Vorgehen beraten. Man sei zudem von der EU-Kommission in Kenntnis gesetzt worden, dass die auf polnischer Seite eingerichtete Zone mit Ausfuhrbeschränkungen für Schweine und Fleischprodukte in Kürze unmittelbar bis zur deutsch-polnischen Grenze reichen werde.

Am vergangenen Dienstag war das Virus bei einem toten Wildschwein in der Nähe von Nowogrod Bobrzanski in der polnischen Woiwodschaft Lebus gefunden worden - gut 42 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. In dieser Gegend nahe der Grenze zu Brandenburg gibt es seit Mitte November einen Ausbruch der Seuche. Für Menschen ist die Tierseuche ungefährlich. (dpa)

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