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Das Rad der getöteten Frau am Kaiser-Wilhelm-Platz wirkt unbeschädigt. Das Vorderlicht brannte noch zwei Stunden nach dem Unfall.
© Jörn Hasselmann
Update

Berlin-Schöneberg: Rechtsabbiegender Lkw tötet Radfahrerin

Am Kaiser-Wilhelm-Platz stirbt eine Radfahrerin durch einen nach rechts abbiegenden Lkw. Tempelhof-Schöneberg hatte schon im Sommer 2017 an der Unfallstelle „Gefahr im Verzug“ gesehen.

Der erste tödliche Radunfall in Berlin in 2018 ist der ebenso gefürchtete wie alte Klassiker: Unfallverursacher war ein nach rechts abbiegender Lastwagen. Tatort dieses Mal: Schöneberg, die Einmündung der Kolonnenstraße in die Hauptstraße, auch bekannt als Kaiser-Wilhelm-Platz. Tatzeit: Dienstag, 6.40 Uhr.

Das ist passiert: Eine 52-jährige Radfahrerin wollte von der Kolonnenstraße kommend nach links in die Hauptstraße abbiegen. Der dreiachsige Lastwagen kam aus der gleichen Richtung und wollte nach rechts in die Hauptstraße, also Richtung Kleistpark, fahren. Dabei erfasste der Lastwagen die Radlerin. Die Frau war sofort tot.

Die Radfahrerin fuhr hier geradeaus, der Lkw bog rechts ab. Der Bezirk hatte die Markierung bereits heftig kritisiert.
Die Radfahrerin fuhr hier geradeaus, der Lkw bog rechts ab. Der Bezirk hatte die Markierung bereits heftig kritisiert.
© Hasselmann

Vor dieser Unfallstelle hat die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg bereits im Juli 2017 gewarnt: „Der Angebotsstreifen für den Fahrradverkehr auf der Kolonnenstraße kurz vor der Hauptstraße ist in Wirklichkeit eine gefährliche Unsicherheitszone. Hier ist Gefahr im Verzug.“ Auf Antrag der Grünen beschloss die BVV, sich bei den „zuständigen Stellen“ für einen Umbau einzusetzen.

Die Grünen begründeten ihren Antrag so: „Diese Fahrbahnmarkierungen sind für Radfahrende gefährlich und müssen dringend korrigiert werden.“ Vorgeschlagen wurde eine rote Einfärbung der Spur als erste „kurzfristige Maßnahme“. Letztlich müsse der Autoverkehr eine Spur zugunsten einer eigenen Fahrbahn für Radfahrer abgeben.

Unter diesem Lastwagen starb am Morgen in Schöneberg an der Ecke Kolonnenstraße und Hauptstraße eine Radfahrerin.
Unter diesem Lastwagen starb am Morgen in Schöneberg an der Ecke Kolonnenstraße und Hauptstraße eine Radfahrerin.
© Jörn Hasselmann

Passiert ist nichts, die Gefahr ist eingetreten, eine Frau tot. Ihr Rad stand zwei Stunden nach dem Unfall noch am Straßenrand, es wirkte unbeschädigt, das Vorderlicht brannte weiter. Der Lastwagen stand auf der Busspur, mit Farbspray hatten Polizisten die Position der Räder auf dem Asphalt fixiert.

Die Unfallstelle wurde, wie üblich bei tödlichen Ausgängen, akribisch digital vermessen. Der Lkw hatte alle vorgeschriebenen Außenspiegel. Ob der 47-jährige Fahrer auch hineingesehen hat, ist noch nicht bekannt. Tief nach unten gezogene Scheiben hat das Fahrzeug in der rechten Tür nicht, ein Beifahrer war ebenfalls nicht an Bord. Ein Gericht wird klären müssen, wieso der Fahrer die Radfahrerin am Dienstagmorgen „übersah“.

Ein Thema, das auch Heinrich Strößenreuther umtreibt. Vor gut zwei Jahren startete der Aktivist den Volksentscheid Fahrrad. Seitdem predigt er: „Weiße Farbe hilft nicht.“ Baulich getrennte Radspuren wurden erstmals durch den Radentscheid thematisiert.

Im November hatte die grüne Verkehrssenatorin Regine Günther einen solchen an der Hasenheide angekündigt. Aktivisten kritisieren die geplante Spur allerdings als zu schmal. Mit dem Bau soll im Frühjahr begonnen werden, einen Fertigstellungstermin gibt es nicht.

Scharf kritisierte Strößenreuther auf Twitter die Berliner Verkehrspolitik: „Was eine Farce: Radfahrer sterben und Rotrotgrün feiert sich“. Er forderte Günther auf, „fix Abhilfe zu schaffen“. Als Vorbild gilt hier die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die im vergangenen Jahr nach einem tödlichen Radunfall in kurzer Zeit die Unfallstelle etwas sicherer machte. Die Initiative Volksentscheid Fahrrad kündigte eine Mahnwache an.

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