Para-Leichtathletik in Berlin: Nach der EM ist vor der EM
Wenn die Leichtathletik-EM vorüber ist, gehen die Para-Sportler im Jahn-Sportpark an den Start. Doch wie Werbung für die Veranstaltung läuft unterm Radar.
Es sieht nicht wirklich bequem aus, wenn Niko Kappel sich die schwere Kugel fest gegen den Hals drückt. Das Gesicht konzentriert, die Füße tippeln hin und her. Dann läuft er los, dreht sich im Kreis und schleudert – stößt – die Kugel davon. Unbequem? Vielleicht. Dafür könnte seine Kugel demnächst zum Gold fliegen.
Wenige Tage nachdem die Leichtathletik-EM, die ab kommender Woche im Olympiastadion stattfindet, vorüber ist, beginnt in Berlin schon das nächste große Sportevent: die Para-Leichtathletik-EM. Mit Startschuss am 20. August werden an sieben Tagen rund 650 Athleten aus 37 Nationen in 191 Wettbewerben um die europäischen Titel kämpfen. Der kleinwüchsige Kugelstoßer Niko Kappel ist amtierender Paralympics-Sieger und Weltmeister – und damit einer der großen Hoffnungsträger des deutschen Teams bei der Berliner EM.
Bisher lief die Werbung für die Sportveranstaltung ein wenig unterm Radar – die Organisation der Leichtathletik-EM der Nichtbehinderten und die der Para-Leichtathletik-EM sind völlig getrennt voneinander. Behinderte und nichtbehinderte Athleten posieren nicht etwa gemeinsam auf Plakaten oder in Werbevideos, wie das in anderen Ländern, wie den USA, vor den Olympischen und Paralympischen Spielen üblich ist. Erst das eine, dann das andere.
Paralympics im Jahn-Sportpark
Trotzdem hofft der Gastgeber, der Berliner Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband, darauf, viele Berliner auf die Zuschauerränge holen zu können – vor allem durch den Standortvorteil: Anders als die Leichtathletik-EM wird die Para-EM nicht im Olympiastadion stattfinden, sondern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg, direkt neben dem Mauerpark. Das Stadion ist zwar barrierefrei, aber auch stark sanierungsbedürftig. Die Sanierung ist 2021 geplant – mit temporären Maßnahmen wurde allerdings viel ausgebessert, um für die EM startklar zu sein. Beispielsweise wurden barrierefreie Plätze und Sanitäranlagen gebaut. Bis zu 20.000 Besucher passen ins Stadion.
Am Tag der Eröffnungsfeier wird der 23-jährige Kappel antreten. Einen Tag darauf wird Heinrich Popow versuchen, sich seine letzte Medaille im Weitsprung zu holen – um sich so das Karriereende zu verschönern. Der 35-Jährige, inzwischen durch seine Teilnahme an der RTL-Show „Let’s Dance“ bekannt, beendet nach 18 Jahren seine Profikarriere.
Wer sich die Wettkämpfe im Rennrollstuhlfahren, Laufen, Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf und viel mehr anschauen möchte, kann sich Tickets unter www.para-euro2018.eu sichern. Tagestickets gibt es bereits ab 3 Euro. Als Medienpartner verlost der Tagesspiegel noch bis zum 16. August Tickets. Dafür senden Sie einfach eine kurze Begründung, warum Sie gern dabei sein oder jemand anderem eine Freude bereiten wollen, an panda@para-euro2018.eu. Die Plätze können auf Wunsch auch barrierefrei sein.