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Ein 43-Jähriger Familienvater steht wegen bewaffneten Drogenhandels vor Gericht. (Archivbild)
© picture alliance/Daniel Reinhardt/dpa

Bewaffneter Drogenhandel: Koks-Taxi – Angeklagter Familienvater gesteht

Ein 41-Jähriger betrieb einen professionellen Lieferservice für Kokain. Vor Gericht gestand er weitgehend. Er bedauere die Tat sehr.

Als Dealer war Ibrahim O. mobil: Der 41-Jährige betrieb einen „Kokain-Lieferservice“. Die Bestellungen, die er per Telefon aufnahm, kamen per Auto – schnell und diskret. Etwa zwei Monate sollen seine illegalen Geschäfte gut gelaufen sein. Dann wurden er und ein weiterer Mann mit rund 1,2 Kilogramm Kokain im Wagen von der Polizei geschnappt. Vor dem Landgericht zeigten sich die beiden Familienväter zerknirscht.

„Mir war angeboten worden, ein Telefon zu übernehmen, über das bereits ein Kokain-Lieferservice betrieben wurde“, erklärte Ibrahim O. am Mittwoch zu Prozessbeginn über seine Verteidiger. Weil er gerade keine Arbeit und große Geldsorgen hatte, habe er die Geschäfte fortgeführt. „Ich bedauere es sehr, es hat nur Unglück gebracht.“ Er sei quasi ins kalte Wasser gesprungen. „Ohne eine Vorbereitung. Ich musste mich außerdem um alles allein kümmern.“ Er habe das Kokain mit seinem Auto ausgeliefert.

Statt beim Dealer im Park werden Drogen in Berlin immer häufiger per Telefon bestellt und bis zur Haustür oder einem anderen gewünschten Ort geliefert. Die Polizei hat diesen Drogenhandel verstärkt im Blick. Seit Mai dieses Jahres wird eine Statistik geführt – allein bis zum 1. Oktober seien 35 Ermittlungsverfahren zum „Kokain-Lieferservice“ eingeleitet worden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass O. in der Zeit von März bis Mai 2019 insgesamt 1580 Konsumeinheiten von je 0,5 Gramm verkauft habe. In dem Punkt aber widersprach er. Die Zahl sei deutlich zu hoch, hieß es weiter in seiner Erklärung. Die Hälfte treffe in etwa zu.

Es soll sich um einen professionellen Lieferservice gehandelt haben. Ibrahim O. habe bei Stammkunden für eine Konsumeinheit 30 bis 35 Euro verlangt, bei Neukunden seien es bis zu 50 Euro gewesen. In vier Fällen habe er Kokain in größeren Mengen bei bislang unbekannten Händlern in Bremen eingekauft, den Nachschub portioniert und verkauft. Als man ihn fasste, habe ein Messer griffbereit im Auto gelegen. Die Anklage lautet auf bewaffneten Drogenhandel.

Mitangeklagter ging von einmaliger Aktion aus

Die Zahl der vermuteten Beschaffungsfahrten sei aber nicht richtig, so Ibrahim O. weiter. Nur einmal sei er in Bremen gewesen. Was er zuvor verkaufte, habe er aus dem Vorrat genommen, den er von seinem Vorgänger übernommen habe. Dass sich ein Messer im Fahrzeug befand, sei ihm nicht bewusst gewesen.

Auch der Mitangeklagte befindet sich erstmals in Haft. Er habe O. um einen normalen Job gebeten, erklärte Sebastian B. Erst kurz vor Abfahrt nach Bremen habe er erfahren, dass O. Rauschgift besorgen wollte. Er habe sich überreden lassen und das Auto gefahren. „Für mich stand aber fest, dass die Beschaffungsfahrt eine einmalige Aktion sein würde.“ 500 Euro habe ihm O. geboten. „Ich brauchte Geld, um die Kommunion meiner Tochter zu finanzieren“, so der 37-Jährige. Fortsetzung: 18. November.

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