U7 war unterbrochen: Herabfallende Fliesen beschädigen Berliner U-Bahn
Weil sich Fliesen im U-Bahnhof Gneisenaustraße lösten, einen Zug trafen und eine Scheibe zu Bruch ging, stoppte der Verkehr der U7. Sanierungsstau bei der BVG.
Elf U-Bahnhöfe stehen auf der aktuellen Sanierungsliste der BVG für dieses Jahr, die Gneisenaustraße hat auch schon einen Termin: Nächstes Jahr. In der Station stoppte am Mittwochabend ein Zugführer, möglicherweise, weil eine herabfallende Fliese seinen Zug getroffen hatte. Ein Fenster sei zersplittert. So beschrieb am Mittwochabend BVG-Sprecherin Petra Reetz den Vorfall. „Es gab ein lautes krachendes Geräusch, als der Zug in den Bahnhof Gneisenaustraße einfuhr“, schrieb ein User der Tagesspiegel-Community, der im Zug saß. „Der Fahrer sprach von einer gebrochenen Fensterscheibe.“
Zuvor hatte es bei der BVG aber nur geheißen, Fliesen drohten herabzufallen. Der Zug sei nicht beschädigt worden. Die kaputten Fliesen könnten allenfalls die Stromschiene beschädigen.
Verletzt wurde laut BVG niemand. Die Fahrgäste hätten den Zug, der noch überwiegend im Tunnel stand, über die erste Tür verlassen können. Nach Darstellung von Fahrgästen waren größere Fliesensegmente auf die Stromschiene gestürzt. Deshalb habe der Zug gar nicht weiterfahren können. Offenbar waren zwei Züge von den herabfallenden Fliesen betroffen.
Die BVG richtete zwischen Möckernbrücke und Hermannplatz einen Ersatzverkehr mit Bussen ein. Bereits nach rund einer Stunde wurde der reguläre Zugbetrieb wieder aufgenommen. Die U-Bahnen fuhren jedoch nur noch im Schritttempo in den U-Bahnhof ein.
Ende der Sechzigerjahre zuletzt grundsaniert
Der U-Bahnhof Gneisenaustraße, erbaut 1923, wurde Ende der sechziger Jahre zuletzt grundsaniert. Jetzt ist er wieder fällig, doch die Liste der Baustellen bei der BVG ist lang. In weiten Bereichen des Netzes müssen Tunneldecken saniert werden, zuletzt auf der U 6 am Mehringplatz. „Die Gneisenaustraße steht für das kommende Jahr auf der Liste für eine Grundsanierung“, sagte BVG-Sprecher Markus Falkner. Wenn nichts dazwischenkommt.
Für die Fahrgäste war das Erlebnis einschneidend. Wobei Reetz versichert, es gebe weitaus gefährlichere Situationen, etwa, wenn Einkaufswagen auf die Schienen geschoben werden und eine Entgleisung droht. Die BVG schickte sofort ein Reparaturteam in den Bahnhof Gneisenaustraße. Die Mitarbeiter schlugen die losen Fliesen großflächig von der Wand. Nach Betriebsschluss sollte der gesamte Bahnhof auf lose Fliesenbereiche überprüft werden. Auch in den nächsten Tagen würden diese Untersuchungen noch andauern. Die Bauexperten der Verkehrsbetriebe machen die Witterung für die schadhaften Fliesen verantwortlich.
Irreführende Kommunikation der BVG
Weil es in den vergangenen Tagen erhebliche Temperaturschwankungen gegeben habe, hätten sich in den Bereichen der Treppenaufgänge ungewöhnliche Belastungen in den Betonwänden ergeben. Hinzu kam Starkregen, der die Feuchtigkeit im Wandaufbau erhöhte. Die Tunneldecke unter der Gneisenaustraße ist noch nicht saniert und neu abgedichtet worden.
Die Kommunikation zu dem Vorfall war am Mittwoch zunächst irreführend. Die Abteilung U-Bahn der BVG sprach auf Twitter von einem Polizeieinsatz, doch die Polizei war gar nicht vor Ort und wusste auch nichts von dem Vorfall. In der Pressestelle der BVG war von einer „technischen Störung“ die Rede. Erst auf Nachfragen des Tagesspiegels wurden Informationen weitergegeben.
Derzeit ist die BVG dabei, den U-Bahntunnel an der Linie U2 zwischen Bismarckstraße und Ernst-Reuter-Platz zu sanieren. Das wird wahrscheinlich bis 2017 dauern. Die 110 Jahre alten Tunnel sind an vielen Stellen porös. 70 Millionen Euro werden derzeit an elf U-Bahnhöfen verbaut, vor allem, um Fahrstühle einzubauen, wo es bisher keine gab. Die BVG finanziert die Sanierungen vor allem aus eigenen Mitteln, muss aber jedes Projekt vom Senat absegnen lassen. Zu jedem Bahnhof wird vor einer Sanierung eine detailierte Schadensanalyse erstellt. Das war auch an der Gneisenaustraße der Fall, die Prüfung habe aber noch keine Hinweise auf den jetzigen Schadensfall ergeben, sagte Sprecherin Reetz.