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Protest am Roten Rathaus.
© Cornelia Deppe-Burghardt / Greenpeace
Update

Berlin-Mitte: Greenpeace protestierte sieben Stunden auf dem Roten Rathaus

Drei Aktivisten von Greenpeace haben ihren Protest am Roten Rathaus nach sieben Stunden beendet. Sie hatten sich mit einem Transparent vom Dach des Roten Rathaus abgeseilt.

Die Polizei stellte bei den drei Männern die Personalien fest, nachdem sie sich um 15 Uhr den Protest an der Fassade beendeten. Gegen sie wurden Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Hausfriedensbruch und gegen einen auch eine wegen Widerstandes geschrieben. Der Protest der Umweltschutzorganisation richtete sich gegen die "Verockerung" der Spree durch die Braunkohleförderung. Auf dem etwa 10 mal 10 Meter großen Transparent stand: "Wowi: Kohleschlamm stoppen – unsere Spree retten!" Die Polizei sperrte mit 60 Beamten ab dem Morgen den Bereich vor dem Rathaus ab. Ein Einsatz von Spezialisten, um die Greenpeace-Leute herunterzuholen war nicht geplant. Es solle niemand gefährdet werden, hieß es im Präsidium. „Bürgermeister Wowereit muss jetzt den umweltschädlichen Braunkohletagebau stoppen“, sagt Susanne Neubronner, Energie-Expertin von Greenpeace. „Welzow-Süd II wird nicht nur hunderte Menschen in der Lausitz aus ihren Dörfern vertreiben, die Folgen des Tagebaubetriebs werden auch angrenzende Gewässer wie die Spree nachhaltig verseuchen", heißt es in einer Erklärung. Greenpeace brachte auch Kohleschlamm aus der Spree mit, der zeigen soll, wie dramatisch die Situation bereits ist. Die Greenpeace-Aktivisten forderten Wowereit auf, sich aktiv gegen Braunkohleabbau einzusetzen und eine so genannte Landesplanungskonferenz einzuberufen, auf der Berlin seine Bedenken zu dem neuen Tagebau Welzow-Süd II dem Land Brandenburg gegenüber vorbringen kann. Nach Einschätzung von Greenpeace färben sich bereits viele Spreezuflüsse rostrot – ein Zeichen, dass Sulfat und Eisenhydroxit ins Grundwasser gelangen. Das seien hässliche Nebenprodukte des Braunkohleabbaus. Die Umweltschutzorganisation forderte den Energiekonzern Vattenfall auf, den weiteren Tagebau Welzow-Süd II zu stoppen. Dieser würde selbst nach seiner Stilllegung zu weiteren Sulfat- und Eisenemissionen in die Gewässer führen, heißt es.

Menschenkette in der Lausitz geplant

Am 23. August soll es in der Lausitz größeren Protest geben, und zwar eine "große internationale Menschenkette". Vor zwei Wochen bereits hatten Demonstranten in Kreuzberg vom Lausitzer Platz bis zur Oberbaumbrücke eine Menschenkette gebildet, um auf die Aktion in der Lausitz hinzuweisen und um gegen den Braunkohletagebau zu protestieren. Der Protest richtet sich auch gegen den schwedischen Stromanbieter Vattenfall und den polnischen Staatskonzern PGE. Beide setzen weiter auf Braunkohle. Die Forderung der Demonstranten: Es dürfe in der Lausitz an der deutsch-polnischen Grenze keine weiteren Tagebaue und Kraftwerke geben. Das bei der Verbrennung von Braunkohle freigesetzte CO2 beschleunige den Treibhauseffekt. Die Berliner Menschenkette war nur die Probe, die eigentliche Protest-Kette findet am 23. August statt. Sie soll die von der Abbaggerung bedrohten Orte Kerkwitz in Deutschland und Grabice in Polen verbinden.

Jörn Hasselmann

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