Acht ausgebrannte Autos am Wochenende: Festgenommener Tatverdächtiger am Abend wieder frei
Wieder brannten in Berlin Autos – und wieder konnte die Polizei einen Brandstifter festnehmen. Er kam noch am Abend aber wieder auf freien Fuß.
Mieter eines Altbaus an der Lichtenberger Margaretenstraße hatten in einer Wohnung einen Streit gehört, kurz danach krachte die Haustür ins Schloss. Wenig später, gegen 5.30 Uhr früh, sah ein Mieter eine schwarz gekleidete Person aus dem Haus rennen, die anschließend einen brennenden Gegenstand unter einen vor dem Haus stehenden Mercedes warf. Der 40-jährige Zeuge rannte dem Richtung Bahnhof Lichtenberg flüchtenden Täter hinterher. Obwohl er ihn letztlich aus den Augen verlor, erkannte der 40-Jährige den Mann wieder und gab der Polizei den entscheidenden Tipp. Die Beamten nahmen den 29-Jährigen wenig später in seiner Wohnung an der Weitlingstraße – ganz in der Nähe des Tatortes fest. Er wurde am Montag einem Haftrichter vorgeführt, aber noch am Abend wieder freigelassen. Zur Begründung konnte die Polizei keine Angaben machen. Der Mann ist in diesem Jahr bereits wegen schweren Landfriedensbruchs auf einer linken Demonstration in Kreuzberg von der Polizei festgenommen worden. Möglicherweise hatte der mutmaßliche Täter – der am Sonntag Geburtstag hatte – in dem Haus gefeiert. Auch der Mercedes gehört einem Mieter des Hauses. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Neben dem Mercedes wurde durch die Flammen auch ein Transporter des gleichen Fabrikats beschädigt.
Gleich sechs Fahrzeuge wurden bei einem Brandanschlag auf einem Grundstück der Telekom an der Landsberger Allee zerstört oder beschädigt. Eine Anwohnerin hatte gegen 2.30 Uhr die Polizei alarmiert, als die Flammen hochschlugen. Drei Pkw wurden angezündet, drei danebenstehende beschädigt. Während der Absuche des Nahbereichs stellten Polizeibeamte drei Personen im Alter von 15, 16 und 26 Jahren fest, die sich verdächtig verhielten und sofort die Flucht ergriffen. Sie wurden festgenommen, dem Vernehmen nach handelte es sich um Graffiti-Schmierer. Sie hatten Sprühdosen dabei. Nach einer Personalienfeststellung wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Auch hier hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen.
An der Landsberger Allee brannten auf zwei anderen Firmengeländen in diesem Jahr bereits Fahrzeuge der Zeitarbeitsfirma Randstad und des Energieversorgers Vattenfall. Neben der Telekom stehen auch diese Konzerne im Fokus der linken Szene. Ein Bekennerschreiben zu diesem Anschlag lag noch nicht vor.
Mittlerweile sind in diesem Jahr 170 Fahrzeuge vermutlich aus politischen Motiven angezündet worden, das sind vier Mal so viele wie im gleichen Zeitraum 2010. Neben den 170 direkt angezündeten wurden 101 weitere Autos durch die Flammen oder die Hitzeentwicklung beschädigt. Begonnen hatte die Brandserie in diesem Jahr nach dem 1. Mai. In den letzten Wochen war es ruhiger geworden. Vor einer Woche hatte die Polizei einen spektakulären Fahndungserfolg gemeldet. Mit Tobias P. war ein bekannter Linksaktivist von Bundespolizisten festgenommen worden, der 2009 bereits wegen Brandstiftung in Haft gesessen hatte. Er sitzt weiterhin in Moabit in U-Haft. Wie berichtet, unterstützt die Bundespolizei seit August die Brandstreifen der Berliner Polizei. Wegen des Erfolges soll diese intensive Personalhilfe zunächst beibehalten werden.