Leben im Gefängnis, Tod in Freiheit: Einstmals ältester Häftling Berlins gestorben
Wenn Justizsenatoren über sehr alte Gefangene redeten, war immer Klaus Asmus gemeint. Erst mit fast 78 Jahren war der Berliner 2011 aus der Justizvollzugsanstalt Tegel entlassen worden. Nun ist Asmus in einem Heim gestorben, eine Woche nach seinem 82. Geburtstag.
Zuletzt hatte Klaus Asmus 18 Jahre in Tegel verbracht, insgesamt waren es wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes knapp drei Jahrzehnte Knast. Seit 2001 saß er in Sicherungsverwahrung, das ist die "Haft nach der Haft" für besonders gefährliche Gewalttäter. Die 8,5 Jahre Strafe hatte er zuvor bis auf den letzten Tag abgesessen. Asmus war lange der älteste der Sicherungsverwahrten. Mehrfach hatte der Tagesspiegel über den Fall berichtet, auch im RBB war er mal in einer Fernsehreportage zu sehen. Es waren keine schönen Bilder für die damalige Justizsenatorin. Nicht nur die grünen Abgeordneten Benedikt Lux und Dirk Behrendt forderten die Entlassung. Immer wieder hatten die beiden kritisiert, dass der Häftling völlig hinfällig sei und nur „verwahrt“ werde. Zuletzt wog er in Tegel 51 Kilogramm bei 1,86 Meter Größe. Aber nichts half, immer wieder stellte ein Gutachter die Fortdauer der Gefährlichkeit fest, zuletzt 2008. Denn Alter oder Krankheit sind keine Entlassungsgründe. Asmus wäre wohl hinter Gittern gestorben, wenn nicht der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg eine mehr als zehnjährige Sicherungsverwahrung für unzulässig erklärt hätte. Zwei Wochen vor seinem 78. Geburtstag war der älteste Sicherungsverwahrte dann am 18. Dezember 2011 entlassen worden - auf den Tag genau nach den zulässigen zehn Jahren Sicherungsverwahrung. Geschenkt hatte die Justiz ihm keinen Tag.
Gut drei Jahre noch in Freiheit
Am 6. Januar ist der gebürtige Berliner hier in einem Heim gestorben, berichtete ein Gefangener. Die Justiz bestätigte dies dem Tagesspiegel. Bis zum Schluss musste sich der alte und kranke Mann in einer therapeutischen Ambulanz melden, er stand unter sogenannter Führungsaufsicht.
Jörn Hasselmann
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