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Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) war Innenminister als die Entscheidung vor 20 Jahren auf Berlin fiel.
© Michael Kappeler

Schäuble zum Umzug des Bundestags vor 20 Jahren: „Das Symbol für Einheit und Freiheit war immer Berlin”

Dass der Bundestag nach Berlin zog, war gar nicht so klar. Einer, der sich vehement für den Umzug einsetzte, war Wolfgang Schäuble. Ein Kurzinterview.

Das war knapp. Dass der Bundestag an diesem Freitag vor 20 Jahren das umgebaute Reichstagsgebäude als neuen Parlamentssitz bezog, ist unter anderem einer Debatte am 20. Juni 1991 zu verdanken, die später als rhetorische Sternstunde des Parlaments gewürdigt werden sollte. Berlin oder Bonn, lautete damals die Frage. Dass nach zwölfstündiger Diskussion 338 Abgeordnete für Berlin und nur 320 für Bonn stimmten, ist nach Einschätzung vieler Beobachter jenem Mann zu verdanken, der heute Bundestagspräsident ist: Wolfgang Schäuble.

„Das Symbol für Einheit und Freiheit war immer Berlin“, lautete einer der Kernsätze in der Rede des damaligen Innenministers, die offenbar manche Unentschlossene umschwenken ließ. Denn kurz zuvor hatte es einer Umfrage zuvor noch eine knappe Mehrheit für Bonn gegeben. Lars von Törne hat Wolfgang Schäuble zum Jahrestag befragt.

Was empfinden Sie 20 Jahre nach dieser Entscheidung?

Ich bin froh, dass dieser Umzug heute als Selbstverständlichkeit gilt und niemand mehr darüber diskutiert, ob er richtig war. Natürlich war er das! Das Reichstagsgebäude ist heute attraktiver Sitz des deutschen Parlaments und im wahrsten Sinne des Wortes ein Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.

Welches sind die einprägsamsten Erinnerungen, die Sie mit dem Gebäude verbinden?

Unvergessen ist mir die Situation vor dem Fall der Mauer, als das Parlament hier nicht tagen durfte. Die Berliner Mauer verlief direkt an der Ostseite des Reichstags, und jedem war klar, dass er beobachtet und abgehört wurde. Deshalb empfinde ich es als umso größeres Glück, dass der Bundestag nach der so gut gelungenen Neugestaltung nun hier seinen Sitz hat.

Welches sind die bestgehüteten Geheimnisse des Hauses und die interessantesten Dinge, die man als Besucher dort nach Ihrer Ansicht entdecken kann?

Zu den interessantesten und womöglich trotzdem noch zu wenig bekannten Dingen zählt das große Kunstangebot, das der Bundestag im Reichstagsgebäude bereithält. Wer einen Sinn für moderne Kunst hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Und natürlich sind die Inschriften der sowjetischen Soldaten vom Kriegsende ’45, die in das Konzept des Architekten Sir Norman Foster eingegangen sind, ein beeindruckendes Element.

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