Frau aus Rammo-Familie gestorben: Berliner Polizei wappnet sich für Clan-Beerdigung unter Corona-Regeln
Mehr als 100 Angehörige bangten vor dem Urban-Krankenhaus um eine ältere Frau. Am Donnerstag ist sie gestorben. Zur Beerdigung dürfen nur 20 Gäste kommen.
Die Berliner Polizei bereitet sich auf eine Beerdigung unter Corona-Bedingungen vor. In den nächsten Tagen wird voraussichtlich eine ältere Frau aus dem berüchtigten Rammo-Clan zu Grabe getragen. Nach Tagesspiegel-Informationen starb sie am frühen Donnerstagmorgen im Kreuzberger Urban-Krankenhaus, in das sie in der Nacht von Montag auf Dienstag eingeliefert worden war. Zwischenzeitlich bangten mehr als 100 Angehörige vor dem Hospital um die Frau. Mit ihrem Tod war der Einsatz noch nicht zu Ende: Schon am Morgen fanden sich etwa 50 Trauernde bei dem Bestatter am Neuköllner Richardplatz ein. Im Laufe des Nachmittags nahm ihre Zahl ab..
Bei der Beerdigung steht der Polizei ein weiterer heikler Einsatz bevor: Selbst nach der am Dienstag gelockerten Eindämmungsverordnung des Berliner Senats dürfen wegen des Coronavirus-Ausbruchs nicht mehr als 20 Personen an einer Trauerfeier teilnehmen. Die Erfahrung zeigt, dass Beerdigungen bei deutsch-arabischen Großfamilien meist weitaus größer ausfallen. Vor zwei Jahren begleiteten sogar 2000 Trauergäste in Schöneberg den Sarg eines erschossenen Intensivtäters.
Bei der älteren Frau aus dem Clan, der unter den beiden Namen Remmo und Rammo geläufig ist, soll es sich um die Mutter von Familienoberhaupt Issa Rammo handeln, wie die "Bild"-Zeitung meldet, die auch zuerst über den Tod berichtet hatte. Eine Bestätigung war dafür nicht zu erhalten. Am Dienstag hatte er dem Tagesspiegel mitgeteilt, es sei nicht seine Mutter. Am Donnerstag gab er auf erneute Anfrage keine Auskunft.
Als am Donnerstagmorgen gegen 7 Uhr ein Bestatter den Leichnam aus der Klinik am Landwehrkanal abholte, zeichnete sich das vorläufige Ende eines zweitägigen Dauereinsatzes ab. Die Frau soll am Montagabend kurz vor Mitternacht in ihrer Wohnung in Neukölln zusammengebrochen sein. Noch in der Nacht hatten sich binnen kurzer Zeit rund 60 Familienmitglieder vor der Rettungsstelle in der Dieffenbachstraße versammelt. Das Sicherheitspersonal der Klinik befürchtete einen Tumult und rief vorsorglich die Polizei.
Seitdem waren durchgängig Einsatzkräfte vor Ort, wie ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel am Donnerstag bestätigte. Ihre Zahl variierte im Laufe der Zeit, abhängig von der Zahl der Familienangehörigen, die vor der Klinik erschienen. Die Beamten mussten währenddessen freie Zufahrten und ein ungestörtes Arbeiten der Klinikmitarbeiter sicherstellen.
Polizeikette verhindert Eindringen ins Krankenhaus
Am Mittwochnachmittag spitzte sich die Situation zu: Etwa 100 bis 120 Clan-Mitglieder standen vor dem Urban-Krankenhaus. Als das Gerücht die Runde machte, die ältere Frau sei verstorben, versuchten 40 bis 50 durch den Haupteingang ins Hospital zu gelangen - was nach der Corona-Verordnung nicht gestattet ist. Polizisten mussten eine Kette vor dem Haupteingang bilden, um das zu verhindern. Mehr als zehn Einsatzwagen standen an der Klinik.
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"Es lief die ganze Zeit friedlich und störungsfrei", bilanzierte der Polizeisprecher den Einsatz im Übrigen. Die Familienmitglieder hätten sich überwiegend besonnen verhalten. Ein Hauptaugenmerk der Beamten lag darauf, die Einhaltung der Abstandsregeln anzumahnen. Die Angehörigen hätten sich auf kleine Grüppchen verteilt, erklärte der Sprecher. Strenggenommen sind auch Ansammlungen dieser Art nach der Senatsverordnung nicht erlaubt. Der Einsatzleiter entschied sich jedoch dafür, die Leute nicht wegzuschicken, um die an sich ruhige Lage nicht eskalieren zu lassen.
Polizei will bei der Beerdigung keine Nachsicht üben
Bei der Beerdigung wird die Polizei weniger nachsichtig sein. "Wir werden klar auf die Einhaltung der Eindämmungsverordnung achten", kündigte der Sprecher an.
Schon im Vorfeld werde man der Familie die Rechtslage verdeutlichen und auch über geplante Maßnahmen informieren. Es soll gar nicht erst der Eindruck entstehen, als würde mit zweierlei Maß gemessen.
Verfolgungsjagden in der Nacht, Polizist verletzt
Nach der Einlieferung der Frau kam es in der Nacht zu Dienstag auch zu Verfolgungsjagden zwischen der Polizei und flüchtenden Clan-Mitgliedern in Neukölln. Zwei Autos waren auf dem Weg zum Krankenhaus. Gegen 1 Uhr fuhr der Fahrer eines Porsches durch eine Geschwindigkeitskontrolle der Polizei auf der Hermannstraße.
Als ein Polizist den Wagen stoppen wollte, gab der Fahrer Gas und fuhr auf den Beamten zu, der zur Seite sprang. Das Auto prallte dabei gegen die Polizeikelle. Der Porschefahrer raste davon, überfuhr zwei rote Ampeln und konnte die Polizei abschütteln.
Wenige Minuten später versuchte auch ein 18-jähriger Fahrer eines VW der Polizeikontrolle zu entkommen, indem er beschleunigte, auf den Polizisten zufuhr, ihn zum Wegspringen zwang und davon raste. Der Polizist wurde leicht an der Hand verletzt. Diesmal konnte die Polizei den Wagen aber einige Kilometer weiter, in der Nähe des Krankenhauses, stoppen. Dabei rammte der 18-Jährige ein Polizeiauto.
Den Porsche hat die Polizei inzwischen sichergestellt, sein Pilot wird noch ermittelt. Ihn erwarten dieselben Vorwürfe wie die VW-Fahrer: ein Verfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, gefährlicher Körperverletzung und eines verbotenen Autorennens, als das eine rücksichtslose Flucht vor der Polizei inzwischen auch geahndet werden kann. (mit dpa)