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Flughafen Tegel (Symbolbild).
© imago/Schöning
Update

Nach Streit am Flughafen Tegel: Antisemitisch beleidigt und vom Flug ausgeschlossen

Ein 50-Jähriger wollte nach Menorca fliegen. Weil er ein zu großes Gepäckstück hatte, kam es offenbar zum Streit mit einer Mitarbeiterin.

Von Laura Hofmann

Am Flughafen Tegel soll es am Sonnabend zu einem antisemitischen Übergriff gekommen sein. Wie die Berliner Polizei mitteilte, soll eine Mitarbeiterin der Abfertigung einen Fluggast in englischer und arabischer Sprache antisemitisch beschimpft haben.

Der Streit, in dessen Verlauf die Attacke erfolgt sein soll, entfachte sich nach bisherigen Ermittlungen gegen 8.40 Uhr am Samstagmorgen an einem Check-In-Schalter des Flughafens wegen eines zu großen Gepäckstücks.

Der Fluggast, ein 50-jähriger Spanier, der in Berlin lebt und nach Menorca fliegen wollte, trug eine Halskette mit einem Davidstern. Die Frau schloss den Mann letztlich vom Flug aus. Er erstattete Anzeige, die von Einsatzkräften der Bundespolizei vor Ort aufgenommen wurde. Der Staatsschutz ermittelt.

Antisemitische Übergriffe geschehen in Berlin immer häufiger. Die „Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias)“ hat für das Jahr 2018 insgesamt 1083 antisemitische Vorfälle erfasst. Das sind 14 Prozent mehr als im Jahr 2017. Die Zahl körperlicher Attacken nahm ebenfalls zu.

Es gebe „eine zunehmende Bereitschaft, antisemitische Aussagen mit Gewaltandrohung zu verbinden oder auch Gewalt folgen zu lassen“, hatte Rias-Projektleiter Benjamin Steinitz im Frühjahr betont. Für 2019 liegen noch keine Zahlen vor.

Solidaritätsgebet in Wilmersdorfer Synagoge

Erst am Freitag hatten Hunderte Berliner ihre Solidarität mit Opfern antisemitischer Angriffe ausgedrückt. An einem Solidaritätsgebet in einer Synagoge in Wilmersdorf nahm unter anderem Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) teil. Auch viele Christen, darunter der künftige evangelische Landesbischof Christian Stäblein, fanden sich zu dem Gebet ein.

Anlass war die antisemitisch motivierte Attacke auf den Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Yehuda Teichtal, der Ende Juli beim Verlassen der Synagoge von zwei Männern beschimpft und bespuckt wurde – im Beisein von einem seiner Kinder. Die Ermittlungen beim polizeilichen Staatsschutz sind noch nicht abgeschlossen. Zum aktuellen Stand äußerte sich die Polizei am Freitag unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht.

„Es ist abstoßend, widerlich und es macht wütend, wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland beschimpft und bespuckt werden“, sagte Maas. „Das Schlimmste, was es gibt, ist Gleichgültigkeit, denn Gleichgültigkeit hat den Holocaust entstehen lassen.“ Antisemitismus sei in Deutschland lauter und aggressiver geworden. „Umso beherzter müssen wir gegenhalten, wo immer es geht.“

„Wir werden uns nicht verstecken oder unsere Identität auf irgendeine Weise verbergen“, erklärte Teichtal. „Ganz im Gegenteil, wir werden alles tun, um mit Respekt füreinander einzustehen und den Dialog zu fördern.“ (mit dpa)

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