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Update

Berlin-Charlottenburg: 64-jährige Radfahrerin stirbt nach Unfall mit LKW auf dem Kaiserdamm

Am Freitagmorgen hat es einen tödlichen Unfall auf dem Kaiserdamm in Charlottenburg gegeben. Eine 64-jährige Radfahrerin wurde von einem rechts abbiegenden LKW erfasst - obwohl er einen zusätzlichen Außenspiegel hatte. Verkehrsclubs warnen seit langem vor der Strecke.

Eine 64-jährige Frau ist am Freitagmorgenmorgen von einem rechtsabbiegenden Lkw auf dem Kaiserdamm erfasst worden und tödlich verunglückt. Damit sind in diesem Jahr bereits sieben Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Verbände reagierten bestürzt, denn die Probleme seien seit langem bekannt. Der neunjährige Dersu Scheffler war 2004 unter ähnlichen Umständen tödlich verunglückt. Eine Stele in der Bismarckstraße erinnert an sein Schicksal. Doch in Sachen Verkehrssicherheit hat sich seitdem nicht viel getan.
Ein Polizeisprecher sprach am Freitag von einer typischen Unfallsituation. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen waren sowohl der Lastwagenfahrer als auch die Frau vom Theodor-Heuss-Platz kommend in Richtung Bismarckstraße unterwegs. Als der Lkw auf Höhe des Messedamms an der Ampelkreuzung rechts abbog, übersah er die Radfahrerin, die offenbar im „toten Winkel“ seines Seitenspiegels auf dem Radweg nicht zu sehen war, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Frau starb noch an der Unfallstelle.
Bernd Zanke, im Landesvorstand des ADFC zuständig für Verkehrssicherheit, kennt die Kreuzung gut. Und sie ist nicht sein einziges Sorgenkind. „Alle auf dem Bürgersteig angelegten Radwege sind eine Gefahr“, sagte Zanke. Am Kaiserdamm, aber auch auf vielen anderen Straßen der Stadt sei genau das aber noch der Fall. Dadurch würden Lkw auf die Radfahrer erst im Bereich der Kreuzung aufmerksam. Oft zu spät. „Wir propagieren deshalb seit Jahren eine Fahrbahn mit Radstreifen“, so Zanke. Zwar würden die Radfahrer dann häufiger angehupt und verunsichert, aber immerhin gesehen.
Auch Jörg Becker vom Berliner ADAC plädierte dafür, Knotenpunkte, wie es etliche davon entlang des Kaiserdamms gibt, besser für Radfahrer auszubauen. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten Radler aber im Zweifel auf ihr Vorfahrtsrecht verzichten und schauen, ob sie gesehen werden.

Im Bereich Kaiserdamm/Messedamm ist die Situation besonders unübersichtlich. Vierspurig wird hier der Verkehr über die wichtigste Berliner Ost-West- Achse geleitet. Der Radweg liegt versteckt hinter einer Parkspur für Autos. Da es in Richtung Osten abschüssig ist, kommen die Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit an der Kreuzung an.

Die Unfallstelle am Kaiserdamm und die Erinnerung an Dersu Scheffler:

Charlottenburg-Wilmersdorfs Ordnungsstadtrat Marc Schulte (SPD) sieht keinen akuten Handlungsbedarf. Wie bei allen Hauptstraßen sei es Sache der Senatsverwaltung, bauliche Änderungen zu veranlassen. Die würden jedoch umgehend umgesetzt. Noch gibt es diese Anweisung nicht. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Genug Zeit zur Planung gab es. 2004 löste der Tod des neunjährigen Dersu Scheffler, der von einem rechtsabbiegenden Lkw am Kaiserdamm/Kaiser-Friedrich-Straße erfasst wurde, eine Debatte über Zusatzspiegel für Lkw aus, die den Toten Winkel auf ein Minimum reduzieren. Verpflichtend sind die sogenannten Dobli-Spiegel bis heute nicht. Der Lkw, der die 64-jährige Radfahrerin überfuhr, war mit einem solchen Spiegel ausgerüstet.

Die Polizei führt die Kreuzung am Messedamm nicht als Unfallschwerpunkt. An nur sechs von 98 Unfällen waren hier 2011 Radfahrer beteiligt. Unter den Verkehrstoten stellen Radfahrer mit einem Anteil von 20,37 Prozent die zweitgrößte Gruppe nach Fußgängern. Für Bernd Zanke vom ADFC ist klar, der Radweg am Kaiserdamm muss verlegt werden. Das hat er schon 2004 gesagt.

Sidney Gennies

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