Berlin: Raus aus dem „Toten Winkel“
In Charlottenburg wurde jetzt ein Denkmal für Dersu enthüllt 2004 starb der Neunjährige, als er von einem Lkw überrollt wurde
Rund zweieinhalb Jahre nach dem Unfalltod des neunjährigen Dersu Scheffler an der Ecke Bismarckstraße/Kaiser-Friedrich-Straße in Charlottenburg steht dort nun ein Mahnmal: Am Montag enthüllte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gemeinsam mit Bezirkspolitikern, Anwohnervertretern und den beteiligten Künstlern das „Denk- mal (!) für Kinder im Straßenverkehr“.
Es soll nicht nur an Unfallopfer erinnern, sondern auf die Gefahren durch den „Toten Winkel“ von Auto- und Lkw-Außenspiegeln hinweisen. Dersu war im März 2004 von einem rechts abbiegenden Lastwagen überrollt worden. Der Fahrer hatte den Jungen übersehen, der hinter seiner Mutter auf dem Rad fuhr.
Der Unfall löste eine Diskussion um Zusatzaußenspiegel aus, die Lkw-Fahrern mehr Überblick verschaffen. Ein Charlottenburger gründete die Inititiave „Weg mit dem Toten Winkel“ und startete gemeinsam mit dem Tagesspiegel eine Spendenaktion. 100 Lkw konnten daraufhin mit so genannten „Dobli-Spiegeln“ ausgerüstet werden.
Unter den rund 150 Teilnehmern bei der Denkmalenthüllung waren Schüler, die Luftballons mit dem Aufdruck „Kinder gegen den Toten Winkel“ aufsteigen ließen. Ein Junge, der Dersu gekannt hatte, hielt eine Rede: Ein Auto sei immer stärker als ein Kind; er besitze Fantasie und Fröhlichkeit, „aber keinen Airbag“.
Das Denkmal, eine drei Meter hohe Ton-Stele, stammt von der Bildhauerin Rachel Kohn. Es stellt ein Haus mit unterbrochener Zugangstreppe und ohne Tür dar: das zerstörte Heim einer Familie. Dazu hat der Künstler Michael Stürenberg eine Bodenplatte gestaltet, die ein von Dersu gemaltes Bild zeigt. Das „Kiezbündnis Klausenerplatz“ und der Bezirk haben das 10 000 Euro teure Projekt unterstützt, viele Bürger spendeten dafür.
Die Lkw-Zusatzspiegel sind noch nicht sehr verbreitet. Zwar schreibt eine EU-Verordnung sie ab 2007 vor, jedoch nur für neue Lkw ab 7,5 Tonnen Gewicht. Für leichtere Lastwagen gilt die Regelung ab 2010 bei Erstzulassungen. 2005 war eine Bundesratsinitiative gescheitert, die Zusatzspiegel auch für alte Fahrzeuge forderte. Die EU lehnte dies als deutschen Alleingang ab. Dennoch kündigte Senatorin Junge-Reyer gestern einen neuen Vorstoß an: Über die Verkehrsministerkonferenz der Bundesländer, in der Berlin den Vorsitz hat, will sie auf ein weitreichendes Gesetz drängen.
Einige Behörden und Betriebe haben ihre Lkw freiwillig nachgerüstet. Die Stadtreinigung stattete 90 Prozent des Fuhrparks – rund 660 Fahrzeuge – mit den Spiegeln aus. Bei der BVG verfügen alle neueren Busse über Zusatzspiegel, hunderte ältere wurden modernisiert. Zudem hätten Busfahrer durch die großen Fenster ohnehin mehr Überblick, sagt eine BVG-Sprecherin: „Bei uns gab es nie Unfälle beim Rechtsabbiegen.“
Die Verkehrsverwaltung lässt immer mehr Fahrradstreifen auf der Straße anlegen. Dort sollen Radler für Autofahrer besser sichtbar sein als auf Radwegen. Auch die Kreuzung, auf der Dersu starb, erhielt einen Fahrradstreifen.
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