Berlin-Mitte: 21-Jährige stirbt nach Unfall mit Polizeiauto
Bei einer Kollision mit einem Streifenwagen ist am Montagmittag eine 21 Jahre junge Autofahrerin auf der Grunerstraße in Mitte getötet worden.
Bei einem Verkehrsunfall, an dem ein Polizeiwagen beteiligt war, ist am Montagmittag eine Autofahrerin auf der Grunerstraße in Mitte an der Rückseite des Roten Rathauses ums Leben gekommen. Nach ersten Angaben der Polizei soll die Fahrerin eines Kleinwagens den Funkstreifenwagen übersehen haben, der mit Sirene und Blaulicht – also mit sogenannten Sonderrechten – unterwegs war.
Vorerst geht die Polizei davon aus, dass die Frau von der rechten Fahrspur aus auf dem Mittelstreifen einparken wollte. Dabei soll sie den Polizeiwagen übersehen haben, der auf der linken Spur der dort fünfspurigen Grunerstraße fuhr. Der Opel rammte den Kleinwagen kurz hinter dem Grunertunnel mit voller Wucht seitlich auf der Fahrerseite. Nicht auszuschließen sei, dass die Frau vom Mittelstreifen rückwärts ausparken wollte und dem Polizeiauto in die Quere kam. Zeugenaussagen sollen den Hergang klären.
Ein Notarzt der Feuerwehr versuchte, das Leben der Frau zu retten – vergeblich. Nach Angaben der Polizei war die Frau 21 Jahre alt, die Angehörigen seien informiert worden. Die beiden Beamten in der Streife sollen verletzt worden sein, laut Polizei allerdings nicht schwer. Sie sollen aber stark unter dem Eindruck des Geschehens stehen.
Wie schnell das Polizeiauto fuhr, ist bislang nicht klar. Alle Streifenwagen haben einen Unfalldatenspeicher (UDS) an Bord, der die Geschwindigkeit aufzeichnet. Laut Polizei wurde ein externer Gutachter zusätzlich eingeschaltet. Die Unfallstelle wurde mit modernster Technik digital vermessen. Dies ist seit einigen Jahren Standard bei tödlichen Unfällen.
Der Wagen vom Abschnitt 32 war auf dem Weg zum Potsdamer Platz, dort war ein „gegenwärtiger Raubüberfall“ gemeldet worden, deshalb durfte die Streife mit Blaulicht und Sirene fahren – also auch schneller als mit Tempo 50. Die Grunerstraße war nach dem Unfall stundenlang bis zum späten Nachmittag gesperrt, die Straße mit unzähligen Trümmerteilen der beiden Autos übersät.
Der bislang schlimmste Unfall mit einem Polizeiauto hatte sich ganz in der Nähe ereignet: Am 6. März 1993 fuhr ein Einsatzwagen mit Blaulicht zwei Kinder auf der Schlossbrücke zu Tode. Der Unfall hatte zu heftigen Debatten geführt, ob die Polizei zuweilen zu schnell mit Blaulicht unterwegs ist. Als Konsequenz wurden in allen Streifenwagen besagte Unfalldatenspeicher eingeführt. Die zeichnen neben dem Tempo des Fahrzeugs auch das Betätigen von Blinker und Bremse auf, zudem ob Signalhorn oder Blaulicht eingeschaltet waren.
Seit 1996 wird Polizisten, die Streifenwagen fahren, ein spezielles Sicherheitstraining angeboten. Die Diskussion entflammte etwa zehn Jahre nach dem Unfall von 1993 neu, als es zahlreiche schwere Unfälle mit den damals neuen und mit 177 PS äußerst stark motorisierten BMW-Streifenwagen gab. 2005 war in Marzahn ein Motorradfahrer getötet worden, weil das Polizeiauto bei roter Ampel über eine Kreuzung gefahren war und das Motorrad erfasst hatte.
Polizisten sind verpflichtet, trotz Blaulicht vor roten Ampeln stark abzubremsen, um sich zu vergewissern, dass der Querverkehr wirklich stoppt. Von den BMW-Streifen hatte sich die Polizei schnell wieder verabschiedet.
In den vergangenen Jahren hat es weniger tödliche Unfälle in Berlin mit Polizeibeteiligung gegeben als noch vor zehn Jahren. Zuletzt hatte es im Oktober in Teltow, dicht hinter der Stadtgrenze, einen schweren Unfall bei einer Blaulichtfahrt gegeben, bei dem ein älteres Ehepaar starb.