Tag der Deutschen Einheit: 2000 Rechtsextremisten demonstrieren in Mitte
Neonazis, Identitäre und Islamfeinde deklarieren den Tag der Deutschen Einheit zum "Tag der Nation" und zogen durch Mitte.
Die Demonstration der rechtsextremen Organisation "Wir für Deutschland" (WfD) hat am Mittwochabend ihr Ziel am Europaplatz vor dem Hauptbahnhof erreicht. Bis etwa 19.30 Uhr findet dort noch eine Abschlusskundgebung statt. Ob die angekündigte zweite Demonstration am Abend am Alexanderplatz startet, ist laut Polizei noch unklar. Nach Polizeiangaben haben sich 2000 Teilnehmer versammelt, die durch mehrere Straßen in Mitte marschierten.
Viele trugen ihre Gesinnung offen zur Schau: Neonazi-Gruppen waren mit Transparenten angereist, einige Teilnehmer trugen T-Shirts, die mit Parolen gegen Muslime bedruckt waren. Vereinzelt wurde der Hitlergruß gezeigt. Die Menge skandierte "Lügenpresse", "Ausländer raus", "Merkel muss weg" und "Frei, sozial und national", auch die erste Strophe des Deutschlandliedes wurde gesungen. Viele Teilnehmer gaben sich als Hooligans, Anhänger rechter Kameradschaften und Neonazis zu erkennen.
Unter dem Motto "Tag der Nation" hatte WfD seit Monaten mobilisiert und kurzfristig noch einen zweiten Aufmarsch von Mitte nach Friedrichshain bei der Polizei angemeldet. Mehrere hundert Beamte waren bei der Demo im Einsatz. Nach Polizeiangaben trafen bereits gegen 12 Uhr die ersten WfD-Anhänger am Hauptbahnhof ein.
Mit Absperrungen am Rande der Route, die vom Europaplatz über Invaliden-, Acker-, Tor-, Novalis-, Tieck-, Chaussee- und Invalidenstraße zurück zum Europaplatz führte, versuchte die Polizei, Blockaden von Gegendemonstranten zu verhindern. Hinterhöfe und Querstraßen wurden abgegittert. Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Störversuche unterbunden: Eine Sitzblockade an der Torstraße Ecke Novalisstraße wurde aufgelöst und die Blockierer von Polizeibeamten fortgetragen. Eine "größere Menschenmenge", die am Nordbahnhof eine Absperrung übersteigen wollte, drängte die Beamten durch den Einsatz von Reizgas zurück.
Aus einem Haus in der Invalidenstraße wurde auf die Demonstranten von "Wir für Deutschland" außerdem mehrere Eimer Wasser gekippt. Als Demoteilnehmer versuchten, das Haus zu stürmen, setzte die Polizei ebenfalls Reizgas ein.
Linke und bürgerliche Gruppen hatten zu zahlreichen Gegenveranstaltungen aufgerufen. Unter anderem die "Anwohnerinitiative für Zivilcourage - Gegen Rechts" hielt eine Kundgebung am Pappelplatz in Mitte. Auch die Grünen-Politiker Canan Bayram und Stefan Gelbhaar nahmen teil.
Hooligans, Reichsbürger und Identitäre
Szenekenner hatten schon vor Beginn mit Teilnehmern wie bei den vergangenen "Merkel muss weg"-Demos gerechnet. Die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) erwartete Personen aus Kameradschaften, der NPD, der Partei „Der III. Weg“, der Identitären Bewegung, Reichsbürger, Hooligans, Mitglieder der „Patriotischen Plattform“ der AfD, und "Anhänger rechter Splittergruppen und islam- sowie flüchtlingsfeindlicher Initiativen". Auch der Bundesorganisationsleiter der NPD, Sebastian Schmidtke, hat zur Teilnahme aufgerufen.
Unklar blieb bislang, ob die für den Abend geplante Demonstration vom Alexanderplatz zur Warschauer Straße tatsächlich stattfindet. Angemeldet sind 250 Teilnehmer unter dem Motto "Schwarz Rot Gold ist unsere Fahne". Möglich ist, dass diese Demo nur als Ersatz angemeldet wurde, falls die Hauptveranstaltung am Nachmittag von linken Gruppen gestoppt wird.