Mauermuseum präsentiert neue Zahlen: 1.841 Menschen sind an der DDR-Grenze gestorben
Nach einer neuen Studie sind mehr Menschen an DDR-Grenze gestorben, als bisher gedacht. Die Ergebnisse sind jedoch umstritten.
Das private Mauermuseum am Checkpoint Charlie in Berlin hat die Zahl der Todesopfer an der deutsch-deutschen Grenze erneut nach oben korrigiert. Die Witwe von Museumsgründer Rainer Hildebrandt, Alexandra Hildebrandt, präsentierte am Mittwoch in Berlin elf weitere Fälle, die durch Stasi-Akten zweifelsfrei belegt seien. Wenige Tage vor dem 55. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer, am kommenden Samstag, erhöhte sich die vom „Mauermuseum - Museum Haus am Checkpoint Charlie“ genannte Opferzahl damit auf nunmehr 1.841.
Dabei handelt es sich nicht nur um Tote an der Berliner Mauer, sondern auch an der innerdeutschen Grenze, in der Ostsee, an außerdeutschen Grenzen wie in Ungarn oder Bulgarien, getötete DDR-Soldaten, sowjetische Fahnenflüchtige, Opfer der Luftbrücke, Hingerichtete und weitere Tote.
Unter den jetzt neu benannten Todesfällen ist der sechsjährige Steffen Anders. Er soll 1983 bei einem Fluchtversuch seiner Eltern im tschechischen Fluss Vah ertrunken sein. Die geschäftsführende Vorsitzende und Direktorin des Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, berichtete am Mittwoch zudem von drei fahnenflüchtigen Sowjetsoldaten, einem Polen und sechs weiteren getöteten Deutschen. Von diesen elf Opfern starben den Angaben zufolge drei an der Berliner Mauer, zwei an der deutsch-deutschen Grenze und zwei in Bulgarien, berichtete die aus der Ukraine stammende Witwe des Museumsgründers.
Zahl ist bei Experten umstritten
Hildebrandts Liste wird jährlich aktualisiert. Bei Experten sind die Zahlen umstritten. Bereits in der Vergangenheit war kritisiert worden, dass nicht ersichtlich sei, auf welcher wissenschaftlichen Basis die Zahlen ermittelt werden. So geht etwa das Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) von 138 Toten an der Berliner Mauer aus, das private Mauermuseum nennt eine Zahl von 486. Die Sprecherin der Stiftung Berliner Mauer, Hannah Berger, sagt, es gehe um die Überprüfbarkeit. Ihre Stiftung ermittelt zusammen mit dem ZZF die Zahl der Mauertoten. "Unsere Stiftung überprüft alle Verdachtsfälle und kommuniziert die Todesfälle, die wissenschaftlich überprüft und aufgrund der Quellenlage eindeutig sind." In Hildebrandts Liste fließen dagegen auch Selbstmorde von DDR-Grenzern und Leichenfunde in Grenzgewässern, auch wenn es sich nicht zweifelsfrei um Flüchtlinge handelt.
(epd/sjn)