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Zu schwer? Zu leicht? Über Prüfungen wird gern gestritten - zuletzt auch in Niedersachen, als es um das Mathe-Abitur ging (hier ein Archivbild).
© dpa

Mathe-Prüfung der Zehntklässler: "Pillepalle" auch in Brandenburg

Scheitern unmöglich? Über viele leichte Aufgaben bei der zentralen Mathe-Abschlussprüfung für Zehntklässler wundern sich nicht nur Berliner Lehrer.

Die Verwunderung über auffallend leichte Mathematikaufgaben im Mittleren Schulabschluss (MSA) ist nicht auf Berlin beschränkt. Auch Brandenburger Lehrer schätzen die diesjährigen Aufgaben als besonders einfach ein. Dies ergab eine Tagesspiegel-Rundfrage in mehreren Schulen. Die MSA-Prüfungen von Berlin und Brandenburg sind identisch.

„Unsere Schüler haben uns gefragt, warum wir so viel Aufwand bei den Vorbereitungen betrieben haben. Das hätten wir uns sparen können“, berichtet Frank Boywitt, Leiter der Albert-Schweitzer-Oberschule in Beeskow: „Auch wer keine Ahnung hat, konnte durchkommen“. Wie berichtet, hatten Berliner Lehrer die Aufgaben vom Anspruch her als "Pillepalle" bezeichnet.

„Wer eine Fünf hat, der hat einfach nicht gewollt“

„Noch weniger Fünfen als sonst“, lautet auch die Bilanz der Robert-Schlesier-Schule in Calau. „Die Orientierungsarbeit in Klasse 8 war viel schwerer als die MSA-Arbeit für die Zehntklässler“, heißt es an der Goethe-Oberschule in Kremmen. „Wer eine Fünf hat, der hat einfach nicht gewollt“, sagt Schulleiterin Elke Schwabe im Hinblick auf die Aufgaben der A-Kurse, also der schwächeren Schüler: Sie können ihre Note sogar noch verbessern, indem sie eigentlich schwierigere B-Aufgaben lösen. „Das ist sehr ungerecht“, findet Schwabe, denn für die B-Kurs-Schüler gebe es keine sogenannten Sternchen-Aufgaben.

Kritik richtet sich auch gegen den Umgang mit Zusatzaufgaben

Das kritisiert auch Katharina Schlumm von der Dr. Hugo Rosenthal Schule in Hohen Neuendorf: A-Schüler stünden durch die leichten A-Aufgaben ohnehin gut da. Weil sie zusätzlich noch in B-Aufgaben Punkte sammeln könnten, hätten sie nun eine bessere Zensur „als in den letzten zehn Jahren“. Hinterher fielen diese Schüler aber in den Lehrbetrieben „auf die Nase“.

Das Bildungsministerium in Potsdam wollte sich am Mittwoch zur Kritik der Schulen äußern.

"Man will die Statistik aufbessern"

Über die Motive der beiden Bundesländer, derart einfache Aufgaben erstellen zu lassen, gehen die Meinungen auseinander. Eine Lehrkraft meinte, es gebe eine Art "Schweinzyklus": In einem Jahr seien die Aufgaben schwer und die Ergebnisse schlecht, was dann zu einfacheren Aufgaben führe; dann wiederum würden die Antworten als zu leicht empfunden, und die Verwaltungen würden abermals gegensteuern. Eine Schulleiterin hingegen äußerte den Verdacht, "dass das System schön geredet werden soll". Ein Kollege drückte es so aus: "Man will die Statistik aufbessern".

Landesinstitut widerspricht Schulen

Das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum) reagierte inzwischen auf den vorangegangenen Tagesspiegel-Bericht, der sich mit der Berliner Situation befasst hatte. In einer Mitteilung des Lisum hieß es am Dienstag, die Entwicklergruppe für das Fach Mathematik, die bereits im vergangenen Jahr die Prüfungsaufgaben entwickelt habe, sei "paritätisch aus qualifizierten und sehr erfahrenen Lehrkräften der Bundesländern Berlin und Brandenburg zusammengesetzt". Im übrigen sei es zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, "aus Berichten einzelner Schulen auf das Gesamtergebnis zu schlussfolgern, denn die Ergebnisse einzelner Schulen schwanken von Jahr zu Jahr". Die Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigten, dass die durchschnittlichen Gesamtergebnisse nur geringe Abweichungen aufwiesen, so das Lisum. Ebenso wie die Senatsverwaltung für Bildung in Berlin schrieb das Lisum, dass eine "signifikante Häufung einfacher Aufgaben bei der Pilotierung nicht beobachtet worden" sei.

Die Mathematik-Aufgaben der Abschlussprüfung finden Sie hier.

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