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Als Friedrich Wilhelm II. die Pfaueninsel 1793 erwarb, hieß sie noch Kaninchenwerder. Wenig später entstand das Schloss, weitgehend in Holzbauweise.
© Thilo Rückeis

Insel in der Havel: Pfaueninsel-Schloss schließt für sechs Jahre

Beim Familienfest am Sonntag kann das Schloss noch mal besichtigt werden. Danach wird es sechs Jahre lang erst gründlich untersucht, dann komplett saniert.

„Der Himmel über dem Jungfernsee flirrte an den Ufern, und die hohen Bäume, deren Grün so satt war, dass es von ihnen abzutropfen schien, neigten sich tief über den Grund und kamen immer näher, als die Havel sich verengte. Und dann hatte sie die Insel gesehen, zum allerersten Mal. Hochgeschmückt mit ihren Bäumen kam sie selbst wie ein masthohes Schiff heran, weiß der Ausguck der beiden Türme des Schlosses.“

Das Schlossfräulein Marie, Hauptfigur in Thomas Hettches historischem Roman „Pfaueninsel“ (Kiwi), näherte sich dem paradiesischen Eiland von Südwesten, anders als heutige Besucher, die aus Südost mit der Fähre übersetzen – auch dies eine hübsche kleine Seefahrt, nur ist der Inselblick nicht ganz so malerisch, der erste Blick auf die vermeintliche Ruine nicht ganz so fotogen. Egal, fotografiert wird trotzdem.

Es ist noch eine ganze Weile hin, aber dann müssen die Inselgäste auf ihr neben den Pfauen beliebtestes Fotomotiv für einige Jahre verzichten. Es wird hinter Plastikplanen verschwinden, zum ersten Mal seit 1974/76, als das Gebäude seine letzte Grundsanierung erhalten hatte.

Erst in drei Jahren wird saniert

Besucher, die auch das Innenleben des Schlosses erleben möchten, müssen sich noch mehr beeilen: An diesem Sonntag öffnet das Schloss auf der Pfaueninsel für voraussichtlich sechs Jahre zum letzten Mal, im Rahmen eines Inselfestes unter dem Motto „Butter für den König!“. Danach geschieht erst mal scheinbar nichts, aber das täuscht.

Die Innenräume werden leer geräumt, und die Gutachter und Planer werden das Schloss gründlichst auf Schäden hin untersuchen, allein schon um die Kosten im kalkulierten Rahmen zu halten, wie Max Daiber, für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Projektleiter tätig, sagt. Erst danach, so in etwa drei Jahren, wird mit der eigentlichen Sanierung begonnen.

Bei 4,2 Millionen Euro liegen die erwarteten Kosten der Sanierung, aber genau lässt sich das noch nicht festlegen. Das Gebäude sei eine Art Black Box, einige Schäden könne man nur erahnen, sagt Daiber und verweist auf die Spuren der Futtersuche von Spechten oberhalb der Schaftringe der Türme: Es gibt dort wohl leckere Würmer zu holen – ein Indiz für marodes, verrottetes Holz.

Das ist eben das Hauptproblem des Schlosses: Aus der Ferne wirkt es gemauert, erst aus der Nähe erkennt man das Holz. Und auch ohne gründliche Untersuchung steht jetzt schon fest: Die Holzverschalung ist teilweise verfault, auch der rissig gewordene Kunststoffanstrich aus den Siebzigern erwies sich als fatal: In die Ritzen sickerte Wasser, konnte nicht recht verdunsten, was weitere Fäulnis zur Folge hatte.

1794/95 erbaut

Auch das Dach ist schon mehrfach geflickt und nun nicht mehr zu reparieren, die dortige Entwässerung sowieso nicht gerade optimal. Und der Keller ist feucht, die Eisengussbrücke verrostet – ein zentnerschweres Element war schon herausgefallen.

Die lange Schließung rührt auch daher, dass überwiegend nur im Sommerhalbjahr gearbeitet werden kann, um im Inneren die empfindlichen Oberflächen mit ihren Malereien zu schützen. Die schon damals nicht originale Außenhaut, sagt Daiber, war bei der letzten Sanierung ausgetauscht worden, das Hauptproblem bestehe nun darin, eventuelle Schäden auch am inneren, Außen- wie Innenhülle tragenden Fachwerk zu beheben, ohne dass letztere beschädigt wird.

Entstanden war das Schloss 1794/95 unter Friedrich Wilhelm II., schon zehn Jahre später traten die ersten Schäden auf. Auch Nachfolger Friedrich Wilhelm III. und seine Luise verliebten sich in das Schlösschen Seit 1840 wird es nur noch museal genutzt, einschließlich der ausgestellten Strohhüte der schönen Luise.

Das Familienfest (So 11–18 Uhr) dreht sich um das ab Mitte des 18. Jahrhunderts beim Adel beliebte Thema der Milchwirtschaft. Im Eintritt (6/5 Euro) ist die Überfahrt inbegriffen. Kinder/Jugendliche bis 16 Jahre frei, Führungen zur Sanierung extra.

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