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Seit 2018 wird die Karl-Marx-Alle grundlegend erneuert.
© Doris Spiekermann-Klaas

Streit um begrünten Mittelstreifen: Parkplätze auf der Berliner Karl-Marx-Allee fallen weg

Wegen Bürgerprotesten sollten Parkplätze auf dem Mittelstreifen des Boulevards erhalten bleiben. Nun ordnet die Senatorin doch einen Grünstreifen an. Der Bezirk reagiert entsetzt.

Von Laura Hofmann

Der Mittelstreifen der Karl-Marx-Allee soll nun doch begrünt werden, dafür fallen die dort geplanten Parkplätze weg. Mit dieser kurzfristigen Umplanung überraschte die Verkehrs-und Umweltverwaltung am Mittwoch den Bezirk Mitte. Dessen Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) verschickte daraufhin am Donnerstagnachmittag eine verärgert klingende Pressemitteilung, in der er Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) offen kritisiert.

Die Karl-Marx-Allee wird seit Sommer 2018 umgebaut. Unter anderem entstehen dort vier Meter breite Radwege. Die Zahl der Spuren für Autos wird im Zuge der Umbauten von sechs auf vier – zwei je Richtung – reduziert. Nach Anwohnerprotesten sollten auf dem zehn Meter breiten Mittelstreifen zumindest rund die Hälfte der dortigen Parkplätze, nämlich 173, erhalten bleiben.

Doch jetzt hat sich Günther, die auch Umweltsenatorin ist, offensichtlich umentschieden. In einer Weisung ordnete sie ihre Verwaltung an, den Mittelstreifen doch als Grünfläche zu gestalten. "Klimapolitisch ist das nachvollziehbar", sagte Gothe dem Tagesspiegel.

Umweltverwaltung: Mit mehr Grün und Versickerungsflächen soll Hitzesommern und Starkregen getrotzt werden

"Aber der Jahre dauernde Partizipationsprozess wird damit auf den Kopf gestellt." In seiner Pressemitteilung heißt es: "Der Bezirk Mitte distanziert sich deutlich von diesem Vorgehen der Senatorin und stellt die Übergehung der Bürgerinteressen in diesem Stadium des Bauens ausdrücklich in Frage."

Günthers Verwaltung begründet die Änderung unter anderem mit dem 2018 verabschiedeten Mobilitätsgesetz. Ohne Parkverkehr auf dem Mittelstreifen werde die Verkehrssicherheit erhöht. Zudem soll durch mehr Grün und zusätzliche Versickerungsflächen das Mikroklima verbessert und Hitzesommern sowie Starkregen getrotzt werden. Die Anwohner sollten "in Kürze" mit einem Schreiben informiert werden.

Parkplätze versus Grünflächen – ein klassischer Zielkonflikt in Zeiten der Klimakrise. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger fordern vom Senat mehr Engagement beim Klimaschutz. Gleichzeitig gibt es häufig viel Protest, wenn Parkplätze wegfallen. Das ist jetzt auch in Mitte zu erwarten.

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