Pläne für Berlins Mitte: Panzer für den Checkpoint Charlie
Der Kalte Krieg ist überwunden? Nix da! Bald könnten schon wieder Panzer am Checkpoint Charlie stehen. Eine Glosse.
Der frühere Kulturstaatssekretär Tim Renner hat mir eine Idee geklaut. Ich bin ganz sauer. Er möchte, laut „BZ“, die Friedrichstraße mit zwei ausgedienten Panzern sperren lassen. Und da fängt der Quatsch ja schon an. Wieso sollen die Panzer, vermutlich ein amerikanischer Patton mit ’nem weißen Stern und ein russischer T 54 mit dem roten Stern, nebeneinander stehen und die Friedrichstraße blockieren. Die standen sich damals, am 27. Oktober 1961, genau gegenüber, die einen an der Koch-, die anderen an der Mauerstraße. Das war ja das Gefährliche. Ein einziger Schuss nach Osten oder nach Westen, und aus dem Kalten Krieg wäre heißer geworden.
Die am Ende friedliche Panzerkonfrontation beendeten Klugheit, Diplomatie und Nachgiebigkeit der Supermächte und ihrer Chefs, aber eben dieses Ereignis hat dazu geführt, dass sich auch noch 58 Jahre später Leute aus aller Welt am einstigen Checkpoint Charlie fotografieren lassen. Aber: Noch ist der Kalte Krieg nicht bis an die Spree vorgedrungen, und wenn man wirklich dem Gebiet rund um die Kochstraße als Touristen-Checkpoint gerecht werden möchte, kann man diese Allerweltsformel für Neubauten – „Häuser zum Wohnen, Arbeiten und Shoppen“ – glatt vergessen.
Charlie wird es auch noch in hundert Jahren geben, ebenso die Attraktionen im Mauer-Museum, und wenn man den Checkpoint historisch ausstaffieren und aufmotzen möchte, dann doch bitte richtig und realistisch. Ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen. Also: Der berühmte weiße Strich muss wieder her und die Schranken, der Wachturm und die Abfertigungsbaracke, alles oder nichts.
Die Reste müssten in dieser denkmalwütigen Stadt, die ihre Seele längst an die Touristen verkauft hat, ja noch irgendwo eingelagert und registriert sein. Und die Panzer? Die werden doch auf den Schrottplätzen der Russen und Amis zu finden sein. Und wenn man die Alliierten freundlich bittet, verschenken sie dieses Kulturgut des Kalten Krieges vielleicht an die stets dankbaren Berliner – zum Jahrestag des Mauerfalls.