Berlin-Friedrichshain: Pantomimen gegen Partylärm in Simon-Dach-Straße ohne Erfolg
Nach massiven Anwohnerbeschwerden setzte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg im Sommer Pantomimen ein, um grölende Partytouristen spielerisch zu besänftigen. Nun wurde das Pilotprojekt ausgewertet.
Ganz ohne Worte, also global verständlich, bat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg seine Partygäste um weniger Lärm, weniger Kippen auf dem Trottoir und weniger Urinpfützen in den Grünanlagen. Das war im Sommer. Jetzt hat der Bezirk Bilanz gezogen. Bei der Partymeile Simon-Dach-Straße fiel sie negativ aus. Im Wrangelkiez positiv.
„Wo keine weichen Maßnahmen greifen, müssen harte her“, erklärte Ordnungsstadtrat Peter Beckers (SPD). Für den Simon-Dach-Kiez bedeutet es das Aus für die Pantomimen. Hier möchte Beckers die Kontrolle der Kneipenterrassen durch seine Ordnungsamts-Mitarbeiter ausweiten.
Pantomime Elias Elastisch findet die Entscheidung schade: „Jeder Kiez tickt anders. Wir haben gelernt, mit den Partygästen in der Simon-Dach-Straße zu kommunizieren. Es geht um ein gegenseitiges Verständnis, nicht um Belehrung.“ Nach Ansicht von Beckers hätten die Touristen, die das meiste Partyvolk in der Simon-Dach-Straße stellen, die Aktion jedoch kaum verstanden. „Die haben kein Gefühl für den Kiez,“ so Beckers.
Im Sommer waren sechs weiß geschminkte Schauspieler zwischen Ostkreuz und Schlesische Straße unterwegs gewesen und hatten nachts die Feiernden darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich in einem Wohngebiet befinden. Die Auswertungen zu diesem ungewöhnlichen Pilotprojekt sind nun abgeschlossen, und liegen vor dem Ordnungsstadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg.
Wer Berlin als "Party Location" sogar mit Hilfe von Steuergeldern und senatseigenen Agenturen weltweit als Quasi-Ballermann mit Billig-Image vermarktet - der darf sich dann bitte nicht über party people wundern oder beschweren.
schreibt NutzerIn Doppelemm
Unterschiedlichkeit der Kieze
Die Ergebnisse des Pilotprojekts zeugen von der Unterschiedlichkeit der Kieze: In der Kreuzberger Wrangelstraße hat die Pantomime laut Beckers für mehr Ruhe funktioniert. „Hier sind auch die Anwohner unterwegs in den Kneipen und Bars, die Botschaft kam an.“
Die Pantomimen könnten auch im nächsten Jahr wieder aktiv werden, eine Entscheidung steht jedoch noch aus.
Beschwerden der Anwohner
In der engen Simon-Dach-Straße, in der sich Bars an Clubs, an Restaurants, an Spätkaufläden reihen und es rund 1900 Terrassenplätze auf den Gehwegen gibt, häufen sich die Beschwerden der Anwohner. Doch der Spagat zwischen Gastfreundschaft der Partymetropole und Anwohnerrechten ist knifflig.
Deshalb hatte Beckers zusammen mit Hotelgewerbe, Clubcommission und Visit Berlin das charmante Theaterpädagogikprojekt ausprobiert. „Mit Pantomimen hat Paris gute Erfahrungen gemacht, wir dachten, das könnte auch zu Berlin passen“, so Beckers. Etwa 105 000 Euro soll das Pilotprojekt gekostet haben.
Lesen Sie hier nach, wie unser Autor Tiemo Rink einen Abend mit den Pantomimen empfunden hat.
Bigna Fink