Immobilienvermarkter BIM: Palais am Festungsgraben wird nicht verkauft
Der Immobilienvermarkter BIM schwenkt auf den rot-rot-grünen Kurs ein. Bauland geht nun an Landesfirmen – und das Palais ans Volk. Eine Analyse.
„Stadt, Land, Fluss“ spielen die Manager aus der zentralen Verkaufsanstalt für landeseigenen Grundbesitz (Bim) nun schon gut drei Jahre – und trotzdem haben sie erst knapp die Hälfte aller Grundstücke erfasst. Kein Wunder, Berlin erstreckt sich über mehr als 890 Quadratkilometer und etwa die Hälfte davon gehört der Stadt. „Clustern“ wird das Sortieren des Grundbesitzes im Manager-Sprech genannt. Den Startschuss dafür gab der schon fast wieder vergessene Ex-Finanzsenator Ulrich Nußbaum. Erst mit dessen Nachfolger Matthias Kollatz-Ahnen stellte sich die Bim ernsthaft der wohl drängendsten Aufgabe: Bauland für preiswerten Wohnraum bereitzustellen oder für kulturelle und soziale Zwecke, für alle Berliner jedenfalls und nicht nur für Spekulanten.
Dass sich die Verkäufer des Landes der ganz in den Dienst der rot-rot-grünen Politik stellen, zeigte deren jüngste Ankündigung: Das Palais am Festungsgraben werde für „die Bürgerschaft“ hergerichtet. Das Kleinod an der Humboldt-Universität wird nicht verkauft, sondern gleichsam zum Selbstkostenpreis einem Betreiber anvertraut, der auf den gut 4000 Quadratmetern die Türen für möglichst viele Berliner öffnet. Der Wettbewerb ist ausgelobt, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur die Betriebskosten müssen reinkommen. Dem Theater im Palais kündigt die Bim nicht, ebenso wenig dem Maxim-Gorki-Theater, das hier Räume mietet. Dafür müssen alle Untermieter und Zwischennutzer raus. Dann wird saniert für 15 Millionen Euro, so grobe Schätzungen – unter den Argusaugen der Denkmalpfleger. Im Jahr 2022 könnte die neue Location starten.
Wohnungen zu günstigeren Mieten
Die Ausschreibung hat Symbolwirkung für das, was sich auch in der Bilanz der Bim niederschlägt: Die Hälfte aller Umsätze entfielen im vergangenen Jahr nicht auf Grundstücksverkäufe an Private, wie der Steglitzer Kreisel oder Gewerbeflächen am Südkreuz. In den meisten Fällen wurde Bauland an landeseigene Wohnungsbaugesellschaften übertragen. Diese zahlen nicht einen Cent, dafür poliert das Bauland-„Geschenk“ der Bim deren Bilanz auf. Dadurch können die Firmen wiederum Wohnungen zu günstigeren Mieten erbauen.
Zu diesen Deals zählen Bauland in der Wasserstadt Spandau, die vor Jahrzehnten während des letzten Berlin-Hypes mit Steuermilliarden erschlossen worden war, sowie Liegenschaften am Sachsendamm, an der Blankenburger oder an der Sven-Hedin-Straße (beide Howoge).
800 Millionen Euro an „Einsparungen“
Auf den bisher übertragenen Bauflächen ist Platz für rund 20 000 Wohnungen, sagt Bim-Chef Sven Lemiss. In diesem Jahr sollen weitere Übertragungen folgen. Es sei aber auch mit „deutlich weniger“ Umsatz zu rechnen. An die 100 Millionen Euro könnten zusammenkommen. Außerdem prüft die Verkaufsanstalt auch, ob Restflächen oder „Arrondierungsgrundstücke“ in der Nachbarschaft von Genossenschaften im Bestand sind, damit auch diesen – nicht auf maximale Rendite geeichten – Wohnungshaltern Bauland angeboten werden kann. Sogar für Baugruppen will die Bim etwas tun und trägt damit mindestens gute Absichten zur Schau, denn Rot-Rot-Grün hatte genau das in seinem Koalitionsvertrag angekündigt.
Neben der Mobilisierung von Bauland verwaltet die Bim außerdem noch das sonstige Immobilienvermögen des Landes. Durch dieses Management seien dem Land seit der Bim-Gründung im Jahr 2003 gut 800 Millionen Euro an „Einsparungen“ zugutegekommen. Eine gute Nachricht. Dagegen dürfte die Stadt so manchem Grundstück hinterhertrauern, das in dieser Zeit eilig verkauft, wenn nicht verschleudert wurde – heute wird es dringend benötigt zur Versorgung der Berliner mit Wohnraum und ist ein Vielfaches des erzielten Preises wert.