Firmenjubiläum in Berlin: Ovationen für den Kämpfer Peter Dussmann
Nach fünf Jahren feierten alte Weggefährten ein Wiedersehen mit Peter Dussmann beim 50-jährigen Firmenjubiläum.
Es war das Wiedersehen des Jahres. Rund fünf Jahre hatte man Peter Dussmann nicht mehr in großer Gesellschaft gesehen. Seit einem schweren Schlaganfall lebt der Dienstleistungsunternehmer zurückgezogen in seinem Haus in Südfrankreich. Zum 50. Firmenjubiläum hatten seine amerikanische Ehefrau Catherine von Fürstenberg-Dussmann und der Vorstandsvorsitzende Dirk Brouwers am Donnerstagabend Freunde, Wegbegleiter und Manager aus aller Welt zu einer Gala am Zeuthener See eingeladen. Die Gerüchte, dass der Jubilar vielleicht sogar selber kommen werde, flogen zwischen den Gästen hin und her.
Als sich dann um kurz vor acht die Tür öffnete und Catherine Dussmann ihren Mann im Rollstuhl in die Festgesellschaft schob, stockte vielen der Atem, und nicht nur Freunde hatten Tränen in den Augen. Alles erhob sich, um den Ausnahmeunternehmer, der mit so viel Energie gegen die Folgen seiner Erkrankung ankämpft, mit einer Standing Ovation zu feiern. Unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Dresdens Bürgermeisterin Helma Orosz und US-Botschafter Philip D. Murphy nahmen Platz an seinem Ehrentisch. Auch Charité-Chef Karl Max Einhäupl und Handwerkskammer-Präsident Stephan Schwarz waren gekommen. Als Mitglied des Stiftungsrats der Dussmann Group nutzte Wolfgang Clement das Ereignis für eine Laudatio auf die Freiheit des Familienunternehmers am Beispiel Peter Dussmanns und hob dabei dessen „unbändiges Selbstbewusstsein und seinen Drang zur Selbstständigkeit“ hervor. Wowereit gratulierte dazu, wie Dussmann nach dem Fall der Mauer die Zeichen der Zeit erkannt und mit der Zentrale in Berlin zu einem Weltunternehmen geworden sei. Und Murphy fasste zusammen, warum viele Berliner Dussmann-Fans sind: „Er ist eine Ikone für Bücher.“
Dass er viel mehr ist, zeigte ein hochmoderner Imagefilm. Die Dussmann Group bietet mit über 60 000 Mitarbeitern Dienstleistungen in 21 Ländern an, darunter Gebäudetechnik, Catering, Sicherheit, Kaufmännisches Management und Energiemanagement. Außerdem betreut und pflegt die Gruppe 13 600 Senioren und bietet betriebsnahe Betreuung in den „Dussmann KulturKindergärten“. Im Vorjahr wurde mit all dem ein Gesamtumsatz von 1,73 Milliarden Euro erzielt.
Diese Erfolgsgeschichte begann 1963 mit einem Kredit von 2000 DM. Der damals 24-jährige Buchhändlersohn aus dem Schwarzwald las im „Spiegel“ über perfekt gepflegte Junggesellenwohnungen in Düsseldorf. Das kann man auch in München machen, dachte er sich. Mit der Betreuung von fünf Junggesellenwohnungen fing er an, und wenn eine seiner Angestellten mal ausfiel, hat er selber geputzt und eingekauft und Blumen arrangiert, obwohl es mit seinen hausfraulichen Fähigkeiten nicht weit her war, wie er später mal schmunzelnd erzählte. Damals kannte man solche Dienstleistungen noch kaum, und doch meldeten sich bald auch Unternehmen. Die Herausforderung, ein ganzes Gebäude zu putzen, nahm er nach amerikanischem Vorbild an, indem er die Arbeit industrialisierte, so dass jeweils einer nur Teppiche saugte, ein anderer nur Papierkörbe leerte. „Die Einfachheit ist der Meister“, lautete einer seiner Lieblingssprüche. Worte wie „Outsourcing“ hat er erst gelernt, nachdem er sie praktiziert hatte. Erst Anfang der 70er Jahre konnte er sich den ersten Flug in die USA leisten. Später fuhr der begeisterte Hochseesegler gerne im eigenen Boot über den Atlantik.
Als er im Februar 1990 in der Halle des Grand-Hotels an der Friedrichstraße den Grundstock für seine Berliner Unternehmenszentrale legte, stellte er per Handschlag zwei Leute ein, die damals noch DDR-Bürger waren. Bei den Berlinern wurde er später als „Mr. Ladenöffnung“ populär, weil man in seinem 1997 eröffneten Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße bis zum späten Abend Bücher und CDs einkaufen kann.
Ein internationales Kulturprogramm mit Klassik, Soul und Funk gab es auch bei dem Fest. Catherine Dussmann, gelernte Schauspielerin, heute Stiftungsratsvorsitzende, sang nach einer liebevollen Rede ein Lied für ihren Mann. Gesten sagen mehr als tausend Worte. Viele alte Weggefährten und Freunde bildeten ein Spalier und strichen dem Jubilar, der selber nur noch „Ja“ oder „Nein“ signalisieren kann, über Arme und Schultern, bewegt davon, dass er einem Fest zu seinen Ehren trotz aller Hindernisse tatsächlich selber die Ehre gegeben hat. Mit einem grandiosen Feuerwerk über dem Zeuthener See ging der Abend ins Finale.
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