Ende der Ära Castorf: "OST"-Schriftzug spektakulär von Berliner Volksbühne entfernt
Coup in der Dämmerung: Mit Intendant Frank Castorf verschwinden auf dem Dach der Berliner Volksbühne auch die drei bekannten Buchstaben - ein perfekt inszeniertes Spektakel.
Jetzt ist er weg. Der Schriftzug „OST“ auf dem Dach der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz wurde am Samstagabend nach der Vorstellung „Die Brüder Karamasow“ mit einem Kran abmontiert.
Im Verlauf des Sonnabends kündigte die Volksbühne per Twitter die überraschende Aktion an. Nach Einbruch der Dämmerung schwebte der Schriftzug dann zu Boden. Was mit ihm geschehen soll, ist unklar. Eine Woche vor dem Ende der Ära des Intendanten Frank Castorf hat das traditionsreiche Theater damit ein erstes bisheriges Wahrzeichen verloren. Einige Schaulustige versammelten sich in der Abenddämmerung am Rosa-Luxemburg-Platz:
Um das Mitte der Neunziger Jahre auf dem Vorplatz aufgestellte große rostige Rad wird hingegen noch heftig gestritten. Aus Protest gegen die Pläne seines Nachfolgers Chris Dercon will Castorf das von seinem verstorbenen Freund und Bühnendesigner Bert Neumann entworfene Rad auf Beinen gleichfalls entfernen lassen, und zwar offenbar am 1. Juli zum finalen Abschiedsfest.
Doch inzwischen hat sich wie berichtet Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) eingeschaltet. Gemeinsam mit den Rechtsanwälten der Volksbühne und Bert Neumanns Erben will er sich möglichst rasch an einen Tisch setzen und eine Einigung erzielen. Immerhin gehört das Rad als Sache dem Land Berlin und nicht der Volksbühne oder Frank Castorf. Und das Recht aufs Kunstwerk gehört der Familie Neumann.
Das Speichenrad gilt als eisernes Symbol der 25-jährigen Ära Castorf. Es avancierte rasch zum Logo des Theaters, ist unter anderem auf den Programmheften zu sehen. Seine Zukunft ist noch völlig offen. Nimmt es Castorf mit, bleibt es am Platz oder wandert ins Märkische Museum? Nun scheint Castorf aber zumindest schon mal auf dem Dach mit einem Coup im Dunkeln Protest-Fakten geschaffen zu haben.