Flüchtlinge in Berlin: Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon besucht Flüchtlingsunterkunft
Oscar-Gewinnerin Susan Sarandon besuchte zwei Notunterkünfte in Berlin. Für die Bewohner hatte sie eine besondere Spende dabei.
Sie spielte in Filmen wie „The Rocky Horror Picture Show“ oder „Cloud Atlas“. Für ihre Rolle im Film „Dead Man Walking“ hat sie 1996 den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhalten. Am Freitag hat die Schauspielerin Susan Sarandon Berlin besucht. Nicht um einen neuen Film vorzustellen, sondern um sich ein Bild von den deutschen Flüchtlingsunterkünften zu verschaffen. Zwei Unterkünfte, in Wilmersdorf und in Moabit, besuchte sie und war danach voll des Lobs: „Beide Unterkünfte waren toll organisiert und die Menschen wurden mit Würde betreut.“
Am Abend zuvor war sie noch über den roten Teppich in Cannes flaniert und hatte sich die Premiere des neuen Films von George Clooney und Julia Roberts angeschaut. Nicht einmal 24 Stunden später war sie in Moabit. Ortrud Wohlwend, Pressesprecherin bei der Berliner Stadtmission, die die Flüchtlingsunterkunft betreut, kann es noch gar nicht richtig glauben: „Ich habe am Montag davon erfahren und habe es erstmal für einen Witz gehalten. Aber der Besuch gibt uns natürlich ganz viel Luft unter die Flügel“, sagt sie. Für rund 1500 Flüchtlinge ist die Stadtmission der evangelischen Kirche in Berlin verantwortlich, bis zu 300 Personen können in der Traglufthalle in der Kruppstraße in Berlin versorgt werden. Bereits seit November 2014 steht die Halle auf dem Kunstrasenplatz - damals galt sie ein Pilotprojekt, heute werden bundesweit genau solche Traglufthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.
Sarandon spielt Tischtennis mit syrischen Kindern
Verantwortlich für diese Unterkunft ist Dragana Duric. Die gebürtige Serbin erklärt, dass vor allem syrische und afghanische Menschen betreut würden. Über den prominenten Besuch freut auch sie sich: „Das ist schon eine Aufregung, schließlich kenne ich die Filme von Susan Sarandon.“ Ein spezielles Programm habe man aber nicht vorbereitet. „Der Besuch macht uns nicht mehr Arbeit, denn wir geben immer hundert Prozent“, sagt Duric.
Dann kommt die Oscar-Preisträgerin. Ganz entspannt mit Sonnenbrille und ohne Sicherheitsleute, schreitet sie zielstrebig auf die Flüchtlinge zu. Vor allem die Babys und Kinder haben es ihr angetan. Für Letztere hat der Hollywood-Star eine neue Tischtennis-Platte samt Equipment mitgebracht. „Ich bin zwar selbst eine miserable Spielerin, aber die Mischung aus Konzentration und Bewegung finde ich super“, sagt sie und spielt dann doch mit ein paar Bälle mit syrischen Kindern.
Susan Sarandon hat sich in ihrem Leben schon für viele Dinge eingesetzt. Für Todeskandidaten, für die Akzeptanz von Homosexuellen und für Feminismus. Nun also für Flüchtlinge. Entscheidend sei ihre Zeit auf Lesbos gewesen, erklärt die 69-Jährige. In der Weihnachtszeit war sie fast zwei Wochen auf der Insel gewesen, um zu helfen. Dort hat sie die israelische Organisation „Israaid“ kennengelernt, die sich für die Schulung für Trauma-Bewältigungen einsetzt. Da Israaid mit der Berliner Stadtmission kooperiert, war Sarandon am Freitag in die Unterkunft nach Moabit gekommen. Neben der humanitären Hilfsorganisation lernte sie auf der griechischen Insel aber vor allem viele Menschen kennen. Ein prägendes Erlebnis.
Die USA sind eine Nation von Flüchtlingen
„Nachdem ich auf Lesbos war, habe ich vielen Talkshows besucht, um die Geschichten hinter den Gesichtern zu erzählen“, sagt sie. In den USA - gerade unter den Trump-Sympathisanten - gebe es viele Menschen, die Flüchtlinge mit Terroristen gleichsetzen würden. „Dabei sind die USA doch eine Nation von Flüchtlingen“, sagt Sarandon, deren Großeltern von Italien und Wales nach Amerika emigriert sind. Über die deutschen Unterkünfte möchte sie in Zukunft ebenfalls in den USA berichten. „Es ist unglaublich, was Deutschland geleistet hat“, sagt sie. Trotzdem mahnt sie, dass man noch viel mehr Dolmetscher und psychologische Hilfe benötige.
Rund eine Stunde nimmt sich die Schauspielerin Zeit, um die Traglufthalle zu erkunden und mit Menschen zu sprechen. Einer ist der 17-jährige Ibrahim, der mit seinem Bruder und seiner Schwester aus dem kurdischen Norden Syriens geflohen ist. „15 Tage waren wir zu Fuß, mit dem Bus und mit dem Zug unterwegs“, erzählt er. Auch wenn seine Eltern noch in Syrien sind, will er bleiben und noch besser deutsch lernen. „Später möchte ich vielleicht Arzt werden“, sagt er zu Sarandon, die sichtlich beeindruckt ist. Nach ein paar Selfies muss sie jedoch wieder los. Bereits morgen ist sie wieder in Cannes.