Trauer im Zoo Berlin: Orang-Utan Enche wurde eingeschläfert
Er gehörte zu den Lieblingen der Berliner Zoobesucher - doch zuletzt war Orang-Utan Enche schwer krank. Am Montag wurde er eingeschläfert.
Wallende rotbraune Haare, schwarzes Gesicht, ausdrucksstarke Augen, mit denen er seine Bewunderer konzentriert anschaute: Orang-Utan Enche sah aus wie ein Urwald-Eremit. Achtzehn Jahre lang faszinierte er die Besucher des Berliner Zoos, doch am vergangenen Wochenende war dies zum letzten Male möglich: Wegen einer schweren chronischen Lungenentzündung wurde Eche Montagfrüh eingeschläfert. Die Zootierärzte wollten ihm weitere Qualen ersparen.
"Der Verlust von Enche trifft uns alle schwer", teilte Zoodirektor Andreas Knieriem danach mit. "Das Tier ist uns allen sowie den Besuchern ans Herz gewachsen." Man habe alles Erdenkliche getan, um Enche zu helfen. "Leider konnten wir dieses Mal nicht siegen."
2015 wurde er Vater eines Orang-Utan-Mädchens
Enche wurde 1989 im Heidelberger Zoo geboren und zog im Jahre 1989 nach Berlin um. 2015 wurde er Vater des Orang-Utan Mädchens Rieke, das mittlerweise in der englischen Stadt Dorset lebt. Bereits kurz nach seiner Ankunft in Berlin stellten Veterinäre fest, dass er an einer Kehlsackentzündung litt. Der Kehlsack liegt unter dem Kinn, reicht bis zu den Armen- und Achseln und ermöglicht dem Tier, laut zu brüllen. Dabei füllt er sich mit Luft. Eine Entzündung des Sackes gilt als unheilbar, da sich immer wieder neue Erreger bilden können und sich von dort in die Lunge ausbreiten.
Um dies zu verhindern, wurde Enche 2005 bei einer Operation in der Veterinärklinik der Freien Universität (FU) in Düppel eine so genannte "Dauerfistel" eingesetzt - dabei wird unter anderem ein Loch in den Kehlsack geschnitten, so dass eventuell infiziertes Sekret ständig abfließen kann. Jahrelang half dies, doch in den vergangenen Monaten verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Orang-Utans gravierend, er wurde mit Antibiotika und Kortison behandelt, aber nichts half. Die Erreger schädigten seine Lunge derart massiv, dass Enche schwer atmend mehr und mehr litt. Zuletzt zog er sich häufig in seine Schlaf-Box zurück.
Orang-Utan-Menschenaffen werden bis zu 50 Jahre alt
Nach Enches Tod leben nun noch sechs Orang-Utans in zwei Gruppen im Zoo Berlin. Die Weibchen Bine (35), Mücke (26), Satu (10) und Djasinga (13) - die Mutter von Enches Tochter Rieke - sowie die Männchen Manu (39) und dessen siebenjähriger Sohn Bulan (7). Orang-Utan-Meschenaffen leben in den tropischen Regenwäldern der südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo. Sie sind eher Einzelgänger und können bis zu 50 Jahre alt werden.