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Macher. Philipp Kühn (links) und David Jacob entwickelten das Online-Portal Workeer für arbeitssuchende Asylbewerber.
© Kai-Uwe Heinrich

Arbeit für Asylbewerber: Online-Jobbörse Workeer.de bringt Flüchtlinge und Arbeitgeber zusammen

Berliner Studenten gründeten ein Online-Portal, um Flüchtlinge und Arbeitgeber zusammenzubringen. Sie soll einen ersten Kontakt ermöglichen. Nicht allen gefällt das.

Philipp Kühn wollte nach der Bachelor-Arbeit ein bisschen die Füße hochlegen, aber das kann er vorerst vergessen. Schuld ist er selbst, mit seinem Tweet, den er am Montag vergangener Woche auf Twitter absetzte: „Ich habe zusammen mit @__Jaco eine Jobbörse für Flüchtlinge erstellt! Wir brauchen eure Hilfe, um das zu verbreiten!“, schrieb er.

Jaco, das ist David Jacob. Gerade hatten sie ihr gemeinsames Abschlussprojekt des Kommunikationsdesign-Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft vorgestellt. Über 1000 Mal wurde ihr nach ein wenig Aufmerksamkeit bittender Tweet retweetet. Wenige Stunden später setzte Kühn den nächsten Tweet ab: „Alter, wie das abgeht. Danke an alle!“

Workeer.de heißt die erste Online-Jobbörse, auf der Geflüchtete und Arbeitgeber zusammenkommen sollen. Flüchtlinge, die in Deutschland leben, können ein Profil anlegen, in dem sie Qualifikationen und Berufswunsch angeben. 160 Arbeitgeber aus Gastronomie, Handwerk oder Zeitarbeit sind dort einsehbar, und über 130 Flüchtlinge suchen einen Job oder ein Praktikum.

Firmen scheuen sonst bürokratische Hürden

Ein Arbeitsverhältnis ist noch nicht zustande gekommen. Wie auch? Jobs zu vermitteln, ist Sache der Agentur für Arbeit. „Das ist nicht unser Ziel“, so Jacob. „Wir sehen uns als Kontaktbörse, in der sich Arbeitgeber und Flüchtling per Mail austauschen.“ Ist das getan, sei für Arbeitgeber die Bereitschaft größer, die bürokratischen Hürden bei den Ämtern auf sich zu nehmen.

Vier Tage nach ihrem Start haben Kühn und Jacob unzählige Interviews hinter sich. Freitag wollten sie entspannen. Doch dann stürzte die Seite ab. „Wurden wir gehackt?“, fragte Kühn bei Twitter.

Böse Mails blieben nicht aus

Böse Mails, in denen Leute aufforderten, „was für die Deutschen zu tun, statt für Fremde“, ignorierten die beiden bis dato oder retweeteten sie ironisch. „An dem Tag gab es extrem viele Anfragen, das waren künstlich generierte Aufrufe“, erklärt David Jacob. Heißt, das System sollte bewusst überlastet werden. „Sowas habe ich schon befürchtet“, sagt Kühn. „Dabei wird es sicher nicht bleiben.“

Was bleibt, ist die Frage, wie es mit dem Projekt weitergeht. Jacob und Kühn werden demnächst eine neue Arbeit beginnen, viel Zeit bleibt dann nicht mehr. „Wir werden ein kleines Team bilden und selbst auch weiterhin versuchen, dran zu bleiben“, sagt Philipp Kühn. Einrichtungen wie die Arbeitsagentur haben für mögliche Kooperationen schon an die Tür geklopft.

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