750 Jahre Kladow: "Öhm, ist das hier noch Berlin?"
Kladow und Groß Glienicke feiern ihr 750-jähriges Bestehen. Im Sommer ist ein Umzug durchs Dorf geplant - da muss die BVG aber zustimmen.
Zwei Dörfer, ein See, 750 Jahre. Gefeiert wird in diesem Sommer an beiden Ufern des Glienicker Sees, jenem Idyll tief im Süden des Berliner Bezirks Spandau, in dessen Mitte einst die Mauer verlief. Dort Groß Glienicke hinter dem Todesstreifen der DDR – hier Kladow, diesem verschlafenen Dorf am Rand von West-Berlin. Lange her.
Sie wollen durch den Ortskern - da rollt aber der X34 zum Bahnhof Zoo
In diesem Jahr steht das Doppeljubiläum an. In Kladow haben sie längst ihr Ortszentrum geschmückt mit der Leuchtschrift „750 Jahre Kladow“; die Macher rund um die Anwohnerinitiative „Kladower Forum“ planen Fotoaustellungen, Wanderungen, Festgottesdienste und vor allem den großen Festumzug im Juli, einmal quer durchs „Dorf“, wie die Kladower ihr Zentrum nennen. Nur die BVG muss noch zustimmen, die dort eigentlich mit ihrem Bus X 34 von Kladow zum Zoo fährt. Das „Dorf“ ist gar nicht mal so klein – dort wohnen fast 16 000 Menschen. Noch heute erinnern sich Anwohner an den Umzug zum 725. Jubiläum, als die Touristen aus Berlin ungläubig auf die Traktoren guckten. „Äh, ist dit hier echt noch Berlin?“ Ja, ist es.
Jubiläum feiert auch das Dorf auf der anderen Seite des Glienicker Sees
Das Jubiläum wird dieser Tage auch begangen in Groß Glienicke, das seit 2003 zu Potsdam gehört. Die Geschichte der beiden Orte ist auch in jüngerer Vergangenheit eng miteinander verknüpft, nicht nur wegen des ländlichen Charmes. Denn mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Ort Große Glienicke geteilt. Das östliche Seeufer wurde wegen des nahen Flughafens den Briten zugeschlagen und lag fortan in Kladow. Der Ortskern und das Westufer blieben in der sowjetischen Besatzungszone.
„Nicht nur Berlin war geteilt, sondern auch Groß Glienicke“, erzählt Ortsvorsteher Winfried Sträter, der auch Ortschronist ist. Mit dem Mauerbau 1961 machte die DDR den Ort zur Hochsicherheitszone. „Die Entwicklung war wie eingefroren“, beschreibt es Sträter. In der Kaserne der Grenztruppen war auch Artillerie stationiert, die im Kriegsfall nach West-Berlin hätte schießen sollen. Mit dem Ende des SED-Regimes endete auch die Randlage von Groß Glienicke. Und es dauerte nicht lange, bis der Ort wieder für Zuzügler aus der Metropole interessant wurde. In 25 Jahren stieg die Einwohnerzahl von 1800 auf mehr als 4500. Auch Sträter selbst zog 1997 aus Berlin nach Groß Glienicke. Für die Alteingesessenen sei der Zuzug anfangs sicher gewöhnungsbedürftig gewesen. Mittlerweile sei die Veränderung aber die Konstante im Ort. „Wir sind ein kleines Labor der Wiedervereinigung.“
Heute sei Groß Glienicke viel mehr als ein Schlafdorf für Menschen, die nach Berlin oder Potsdam pendeln. Es gebe ein Vereinsleben mit vielen engagierten Menschen und eine aufgeschlossene Stimmung. Das habe auch die hilfsbereite Reaktion der Groß Glienicker gezeigt, als 2015 im Ort eine Flüchtlingsunterkunft eröffnet wurde. Am 12. Februar findet in der evangelischen Kirche am Glienicker See ein Festgottesdienst statt und erinnert an beide 750-Jahr-Feiern; einst gehörten zu dieser Kirche auch „unsere Muttergemeinde Kladow“ und das benachbarte Gatow.
Erstmals erwähnt wurde der Ort Groß Glienicke im Jahr 1267 in einer Urkunde über Abgaben an das Spandauer Nonnenkloster. In dieser Urkunde erhält das Benediktinerinnen-Kloster vom Markgrafen Otto zwei Hufen in „Glinicke“ zugesprochen. Tatsächlich gab es dort bereits vor mehr als 1000 Jahren eine slawische Siedlung. Das kann man auch am Namen erkennen, in dem der slawische Begriff für Lehm steckt, nämlich „glina“. Die längste Zeit seit jener ersten urkundlichen Erwähnung war Groß Glienicke ein Bauerndorf, an dessen Rand sich ein Rittergut befand – woran ja bis heute der Ritterfelddamm erinnert.
Das Fest der Kladower finden Sie unter dieser Adresse - https://750jahre-kladow.de/
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