Armut in Berlin: Obdachlose bekommen mehr Hilfe vom Senat
Wohnungslose und Menschen ohne Krankenversicherung scheitern häufig am Regelsystem. Eine neue Beratungsstelle soll Abhilfe leisten.
Der Berliner Senat rüstet für die Wintermonate auf – sozialpolitisch. Das ist schon deshalb nötig, weil trotz vielfacher Bemühungen die Zahl der Obdach- und Mittellosen in der Stadt kaum kleiner zu werden scheint. Schon bald drohen Minusgrade, nicht nur für die geschätzt 6000 Frauen und Männer, die auf der Straße leben, spitzt sich die Lage zu.
Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) sagte am Montag, nun werde die zu Jahresanfang angekündigte Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung tatsächlich eröffnet. Ab diesem Dienstag gebe es diese spezielle Beratungsstelle. „Wir wollen diejenigen unterstützen, die ärztliche Hilfe brauchen“, sagte Kolat, „aber keine Krankenversicherungskarte vorweisen können.“
Neue Beratungsstelle der Berliner Stadtmission
Die Clearingstelle wird von Kolats Senatsverwaltung finanziert, Träger ist die Berliner Stadtmission. Ihren Sitz hat die Stadtmission im „Zentrum am Hauptbahnhof“ in der Lehrter Straße. Dort wird ohnehin seit Langem Wohnungslosen geholfen – von denen wiederum viele zu den Unversicherten zählen. Senatorin Kolat sagte, die Stadtmission sei „mit bereits bestehenden Versorgungseinrichtungen“ gut vernetzt.
Dies ist nötig, denn Ziel der Clearingstelle wird es nicht nur sein, Ratsuchende in eine Versicherung in Deutschland oder im Ausland zu vermitteln – sondern auch sozial- und arbeitsrechtliche Ansprüche zu prüfen. Dies könnten ausstehende Lohnzahlungen und behördliche Versäumnisse sein. Insgesamt wird in Berlin von 60.000 Betroffenen ausgegangen, wie die Gesundheitsverwaltung nach Schätzungen mitteilte, von denen wiederum bis zu 50 Prozent als „versicherbar“ gelten.
Projekt "Housing First"
Auch Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) äußerte sich am Montag mit Blick auf Obdachlosigkeit in Berlin. In der Stadt gibt es Obdachlose, die keinen Zugang zu den Regelsystemen der Hilfe und der Beratung finden, weil sie damit aus verschiedenen Gründen überfordert sind.
Für diese Personengruppe soll es ab sofort das Projekt „Housing First“, entstanden und entwickelt in den USA, geben. Die Idee: Obdachlose, die am Regelsystem scheitern, aber Anspruch auf Sozialleistungen haben, erhalten ohne weitere Bedingungen erst mal eine Wohnung. Die Suche danach wird von Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales unterstützt. Das Projekt kostet im laufenden Jahr 195 000 Euro, in den nächsten beiden Jahren jeweils 580 000 Euro. Zunächst ist „Housing First“ auf drei Jahre ausgerichtet.
Auch die Wohnungssuche für dieses Projekt übernimmt die Stadtmission – in Kooperation mit der „Neue Chance gGmbH“ und dem Sozialdienst katholischer Frauen. Bis zu 80 Wohnungen sollen in drei Jahren gefunden und eingerichtet werden. „Dort können die Betroffenen erst mal zur Ruhe kommen und durchatmen“, sagt Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke). Rund die Hälfte der Wohnungen sind für alleinstehende Frauen vorgesehen. Am Mittwoch soll beim 2. Strategiegipfel zum Thema Obdachlosigkeit über umfassendere Lösungen gesprochen werden.
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