Flüchtlinge in Berlin: Notunterkunft im Rathaus Wilmersdorf schließt bald
Bis Mitte Dezember sollen rund 600 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Rathaus am Fehrbelliner Platz ausziehen. Künftig nutzen Berliner Landesbehörden das Gebäude.
Im Zeitraum vom 30. November bis zum 15. Dezember sollen rund 600 Flüchtlinge die Notunterkunft im früheren Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz verlassen und andernorts untergebracht werden. Das bestätigte die Sprecherin des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Monika Hebbinghaus, am Freitag auf Nachfrage. Künftig sollen die Menschen unter besseren Bedingungen in Gemeinschaftunterkünften mit eigenen Küchen wohnen. Die Notunterkunft hatte im August 2015 eröffnet und war unter anderem vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck besucht worden.
Freiwillige Helfer, Heimleiter Stephan Wesche vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und der Charlottenburg-Wilmersdorfer Integrationsbeauftragte Leon Friedel halten es für wichtig, dass vor allem Familien mit Kindern ihre neuen Quartiere innerhalb des Bezirks erhalten, damit soziale Kontakte erhalten bleiben. Dieses Ziel strebe auch die Senatsverwaltung für Soziales an, betonte deren Sprecherin Regina Kneiding. Über Einzelheiten wollen Vertreter des Flüchtlingsamts am kommenden Mittwoch mit den ehrenamtlichen Helfern sprechen.
„Niemand sehnt sich in eine Notunterkunft zurück“
Im vorigen Frühjahr, als noch mehr als 900 Flüchtlinge im alten Rathaus wohnten, hatten einige davon gegen die Zustände protestiert und tagelang in einem improvisierten Zeltlager vor dem Eingang Brienner Straße kampiert. Kritisiert wurden der Mangel an Privatsphäre, fehlende Kochgelegenheiten und Ärger mit Wachleuten. Deshalb rechnet LAF-Sprecherin Hebbinghaus damit, dass der Umzug in Gemeinschaftsunterkünfte allgemein begrüßt wird. Erfahrungsgemäß „sehnt sich niemand in eine Notunterkunft zurück“.
Landesrechnungshof zieht doch nicht ein
Das Bezirksamt hatte seine einstigen Büros im Rathaus Wilmersdorf bereits Ende 2014 aus Kostengründen aufgegeben. Seitdem ist das Berliner Immobilienmanagement (BIM) der Hausherr. Eigentlich sollte als erster neuer Nutzer der Landesrechnungshof einziehen. Für diesen wurden aber inzwischen andere Räume im Moabiter Spreebogen angemietet.
Zunächst werde das Ex-Rathaus nun „als sogenannte Drehscheibe“ dienen, sagte eine BIM-Sprecherin. Es sei als vorübergehendes Ausweichquartier für Mitarbeiter der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung gedacht, deren Hochhaus an der nahen Württembergischen Straße saniert wird. Die Kosten der nötigen Umbauten im Rathausgebäude könne man noch nicht beziffern.