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Wirbt „mit günstigen Transatlantiktarifen“: Norse ist eine der weltweit jüngsten Airlines mit einer der modernsten Flotten.
© RREUTERS/Victoria Klesty/File Photo
Update

Flüge nach New York und Los Angeles: Norwegische Billigairline startet neue Verbindungen von Berlin in die USA

Ab 160 Euro können Reisende mit der jungen Airline Norse künftig von Berlin in die Staaten fliegen. Für den BER kommt die Ankündigung zum günstigen Zeitpunkt.

Von Berlin aus direkt nach Los Angeles oder New York: Überraschend kündigte die norwegische Low-Cost-Airline Norse Atlantic Airways zwei neue Langstreckenverbindungen in die Vereinigten Staaten an.

Abgehoben wird zum Ende der Sommerferien vom Willy-Brandt-Airport in Schönefeld (BER), wo bislang kaum Interkontinentalflüge angeboten werden. Das gaben Airline-CEO Bjørn Tore Larsen, zugeschaltet aus den USA, und BER-Chefin Aletta von Massenbach am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Schönefeld bekannt.

„Berlin is getting back on track“, Berlin komme wieder in Fahrt, sagte BER-Chefin von Massenbach – sichtlich erfreut, nach den Negativschlagzeilen um Easyjet nun mal „eine exzellente Nachricht“ verkünden zu können. Damit würden Berlin und Brandenburg an die Ost- und Westküste der USA angebunden.

Man sei „sehr stolz“, diese Linien von und nach Berlin zu starten, sagte Airline-Chef Larsen: „Viel zu lange war die pulsierende und kulturell vielfältige Stadt Berlin nur unzureichend an den Transatlantik angebunden.“ Larsen formulierte den Anspruch des Unternehmens, mit günstigen Transatlantikflügen vielen Menschen US-Flüge zu ermöglichen und zugleich die „umweltfreundlichste Airline der Welt“ zu sein.

Sonderkonditionen seitens des Berliner Airports, neben London und Oslo Startbasis für die geplante Expansion der Airline, hat es laut Larsen nicht gegeben.

Weitere Verbindung nach Florida?

Seit Mittwochmorgen schon wird auf der Webseite von Norse Atlantic Airways offensiv für die ab 17. August startenden Direktflüge nach New York und nach Los Angeles geworben. Der Ticketverkauf hat begonnen.

Wenn es gut laufen sollte, schloss Larsen weitere US-Verbindungen von Berlin aus nicht aus – etwa nach Florida, wenn auch nicht mehr in diesem Jahr. Die Preise sind auf den durch Low-Cost-Airlines geprägten Markt der Hauptstadtregion zugeschnitten: Wenn Norse ab 17. August täglich von Berlin direkt nach New York fliegt, zum J.F.K.-Airport kostet der einfache One-Way-Flug laut Airline derzeit ab 160 Euro. Ab 19. August sollen dreimal wöchentlich Direktflüge vom BER nach Los Angeles ab 189 Euro für die einfache Strecke angeboten werden.

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Die Fluggesellschaft, die auf Verbindungen zwischen Europa und den USA als Geschäftsmodell setzt, ist eine der weltweit jüngsten Airlines, erst im März 2021 von Larsen gegründet. Er ist Hauptaktionär. Der Selfmade-Unternehmer und begeisterte Pilot hatte mit 21 Jahren ein Schiffsmanagementunternehmen aufgebaut, das heute 16.000 Menschen beschäftigt und eins der größten der Welt ist.

Norse wird mit der nagelneuen Boeing 787 fliegen, erst drei, vier Jahre alt. Die Flotte besteht laut Larsen bisher aus 15 Flugzeugen. Die sogenannten „Dreamliner“ seien 50 Prozent leiser und stießen 25 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid aus, wirbt die Airline. Die Marke sei vom „Oseberg-Langschiff“ in Oslo inspiriert, einem „Symbol für den unermüdlichen Erfindungsreichtum der Wikinger-Entdecker“, so die Eigen-PR der Airline.

Günstiger Zeitpunkt für den BER

Norse setzt in Berlin auch auf Businesskunden, und – etwa mit Blick auf Teslas Gigafactory – auf Luftfracht, für die die Boeing 787 genügend Platz bietet.

Für den Flughafen Berlin-Brandenburg könnte der Zeitpunkt der Entscheidung der norwegischen Airline kaum günstiger sein: Gerade hatte der BER wegen der Ankündigung vom hiesigen Marktführer Easyjet, sich vom Berliner Standort teilweise zurückzuziehen, einen schweren Rückschlag erlitten. Und die irische Billigairline Ryanair, die sich jüngst vom Flughafen Frankfurt am Main zurückzog und zum günstigeren Airport Nürnberg wechselte, fordert geringere Gebühren in Berlin.

Norse-CEO Larsen wollte die Wettbewerberaussagen nicht direkt kommentieren, betonte aber, dass die Gebührenlast in Deutschland für jede Airline eine Herausforderung sei.

Bisher fliegt nur United Airlines direkt nach New York

Berlin hat kaum direkte Langstreckenverbindungen – ein strukturelles Problem seit Jahrzehnten. Hauptgrund ist, dass die Lufthansa aus historischen Gründen Frankfurt am Main und München als Drehkreuze für ihre Interkontinentalrouten nutzt. Nur United Airlines fliegt bislang vom BER direkt in die USA, ganzjährig, von Berlin nach New York.

Die erste USA-Direktlangstreckenverbindung vom BER aus war erst im März 2022 gestartet. Eine von der Airline zunächst für Mai angekündigte Direktverbindung nach Washington wurde zurückgestellt.

Weitere Langstreckenverbindungen gibt es bislang vom Willy-Brandt-Airport täglich mit der Low-Cost-Airline Scoot, nach Singapur. Qatar Airways fliegt nach Doha, der Hauptstadt von Katar, einem Luftdrehkreuz nach Asien, Afrika und mittlerem Osten.

Politik und Wirtschaft begrüßen Ankündigung

Die Ankündigung von Norse wurde von Politik und Wirtschaft begrüßt. „Wir sehen es deutlich, ob Messe, Museum, oder Mauerpark, die Menschen wollen nach Berlin“, sagte Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (SPD). „Die Entscheidung von Norse Atlantic Airways ist eine kluge Reaktion auf die starke Nachfrage nach Berlin in Nordamerika.“

Sein Brandenburger Amtskollege Jörg Steinbach (SPD) wertete die Nachricht als Steigerung der „Attraktivität des BER“. Erfreulich sei zudem, „dass auf diesen Strecken der Boeing-Dreamliner zum Einsatz kommen wird“.

Burkhard Kieker, Geschäftsführer der Berlin Tourismus & Kongress GmbH, sagte: „Wir freuen uns, dass die Amerikaner:innen wieder Sehnsucht nach Berlin haben.“ Die USA seien für den Berlin-Tourismus der wichtigste Überseemarkt.

Beide neuen Verbindungen seien „extrem wichtig für den Wirtschaftsstandort Berlin“, sagte Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin. Nun aber komme es darauf an, dass die Rahmenbedingungen für alle Airlines am BER wettbewerbsfähig seien und keine weiteren Verluste auf der Mittel- und Kurzstrecke entstünden. Die Wirtschaft der Hauptstadtregion sei „auf eine stetig wachsende Zahl von City- und Interkontinentalflügen angewiesen“, sagte Rückel.

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