Dem Virus ist das Datum egal: Nochmal feiern vor dem Lockdown?
Ab Montag gelten schärfere Corona-Regeln in Berlin. Können wir die Freiheit am Wochenende davor nochmal richtig ausleben? Eine Glosse.
Das Virus orientiert sich mitnichten am Datum des Lockdowns. Der beginnt nicht am Montag, weil das Virus erst dann besonders gemein zuschlagen will, sondern weil es eben dauert, eine Millionenstadt in den Stand-by-Modus zu fahren. Der Lockdown kommt, weil die Lage schon jetzt mehr als alarmierend ist, und wann genau welche Bestimmung in Kraft tritt, ist dem Virus vollkommen egal.
Allerdings hat das Datum einen Schönheitsfehler: Unmittelbar vor dem Montag kommt nämlich überraschend noch ein Wochenende – wer hätte das vorhersehen können? Und weil auf das Wochenende der Lockdown folgt, fühlt es sich an wie das letzte Wochenende des Jahres – Silvester! –, an dem man noch mal so richtig die Sau rauslassen und dem Virus in die Arme laufen könnte.
Schnell noch einen illegalen Rave in meiner Einraumwohnung schmeißen, bevor er noch illegaler wird? Geburtstag und Weihnachten vorfeiern? Eltern besuchen und den ganzen Sonntag lang mit Freunden brunchen? Wann, wenn nicht jetzt?
Aus dem in der Luft hängenden Tatendrang spricht schon der Frust über den kommenden Winter, in dem man wahrscheinlich nicht wird reisen können, vielleicht die Angst vor der dunklen Isolation.
Als könnte man an einem Wochenende unter Menschen prophylaktisch Nestwärme tanken, die einen durch die nächste Zeit trägt. Es käme dem Virus zugute. Und auch das wäre ihm egal.
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Aber es ist nicht nur die Angst. Zumindest in meinem Freundeskreis schwingen reichlich Trotz und Ärger mit. Etwa wenn man sich selbst zu den Vorsichtigen zählt und sich mit dem Verlauf der Ansteckungskurve nur schwer abfinden kann.
Manche wollen auch dagegen protestieren, dass Kulturschaffende und Gastronomen, die seit Monaten zeigen, wie der verantwortungsvolle Umgang mit der Pandemie aussehen kann, nun wieder von Existenzängsten betroffen sind.
Man will noch einmal was erleben, bevor der Vorhang fällt. Einmal noch so tun, als gäbe es Corona nicht. Und weiß es eigentlich doch besser. Denn eigentlich will niemand ein letztes Beisammensein, ein Silvester Anfang November. Und danach nur noch Warten. Eigentlich wollen wir, dass uns Corona nicht länger bestimmt. Und es gibt nun mal nur eine Protestform, die dem Virus nicht ganz egal ist.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität