Berlin und sein früherer Flughafen: Noch ein Abflug von Tempelhof
Nach Bread & Butter und Berlin Festival kehrt nun auch die Weinmesse Berlin dem einstigen Flughafen als Veranstaltungsort den Rücken. Die Veranstalter klagen über schlechte Behandlung durch die landeseigene Betreibergesellschaft.
Eigentlich wurde er vor fast sechs Jahren für den Flugverkehr stillgelegt. Dennoch gibt es in letzter Zeit bemerkenswert viele Abflüge aus Tempelhof. Nach dem Teilrückzug der Modemesse Bread & Butter sowie dem Anfang der Woche bekannt gewordenen Wegzug des Musik- Events Berlin Festival nach Treptow kehrt jetzt auch die Weinmesse Berlin dem einstigen Flughafen den Rücken. Das sagte deren Veranstalter Peter Antony dem Tagesspiegel am Freitag.
Als Hauptgrund gibt Antony die aus seiner Sicht „schlechte Behandlung“ durch die Verwaltungsgesellschaft des Ex-Flughafens an, die landeseigene Tempelhof Projekt GmbH. So habe die Betreibergesellschaft den Weinmesse-Machern von Anfang an vermittelt, dass man sie eigentlich nicht als Mieter wolle, sagt Antony.
Und das, obwohl der Organisator der nach eigenen Angaben größten Endverbraucher-Weinmesse Deutschlands für jeweils vier Tage 100 000 Euro Miete an die Flughafenverwalter zahle und pro Messe mehr als 40 000 Besucher in die denkmalgeschützten Gebäude bringe. Mehrere hundert Firmen präsentierten jeweils einige tausend verschiedene Weine aus der ganzen Welt.
Vorwurf an Betreiber: Kundenbetreuung sei schlecht
Vier Jahre lang habe die Weinmesse immer im Februar in dem einstigen Flughafen stattgefunden, erst in der Haupthalle und zuletzt in zwei Hangars – gut betreut habe man sich nie gefühlt, sagt Antony. Das fange damit an, dass die Verwalter ihnen stets vermittelt hätten, eher an größeren Veranstaltungen interessiert zu sein und lieber Kunden aus dem Technologie- oder Wissenschaftsbereich anziehen zu wollen. Auch seien die Hallen vor der Übergabe nicht richtig geputzt worden, das Dach sei undicht gewesen, die Räume zu kalt.
Die Tempelhof Projekt GmbH weist Vorwürfe zurück
Deswegen hat sich Antony nun entschlossen, ab kommendem Jahr die Messe von Tempelhof nach Kreuzberg zu verlegen, und zwar in die Hallen des denkmalgeschützten ehemaligen Dresdner Bahnhofs am Gleisdreieck, die unter dem Namen „Station Berlin“ vermietet werden. Dort zahle die Weinmesse zwar sogar noch etwas mehr als zuvor in Tempelhof – „aber die Behandlung und die Gegebenheiten sind besser“, sagt Antony.
Die Tempelhof Projekt GmbH weist die Vorwürfe zurück. „Die Kritik ist nicht nachvollziehbar“, sagt Manuel Wrobel, Eventmanager des Unternehmens. „Man macht doch nicht vier Jahre eine Veranstaltung zusammen, verhandelt über eine Verlängerung und sagt dann, man fühle sich schlecht behandelt.“ Zwar stimme es, dass die Tempelhof-GmbH „vor allem zukunftsorientierte Veranstaltungen“ wie zum Thema Elektromobilität wolle, „das entspricht unserem Leitbild“. Aber man wolle auch Veranstaltungen wie die Weinmesse, daher habe man dem Veranstalter ja eine Option für 2015 gegeben.
„Wir haben viele Veranstalter, die die Hangars lieben, wie sie sind“
Zur Kritik an der Halle sagt er: „Wir haben viele Veranstalter, die die Hangars lieben, wie sie sind.“ Aber es seien eben ehemalige Flugzeug-Hangars. „Da braucht man im Winter Zusatzheizungen.“ Das seien allerdings Dienstleistungen, die viele Veranstalter selbst organisierten. Weitere Absagen gebe es nicht. „Solche Standortwechsel sind Teil des normalen Geschäftslebens.“ Es gebe auch Ereignisse wie den Bundespresseball oder die Immobilienmesse, die von anderen Veranstaltungsorten nach Tempelhof wechselten. Für 2015 sei man „schon sehr gut gebucht“.