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Einer macht das Rennen: Jan Stöß, Raed Saleh und Michael Müller ( von links)
© dpa

Berlin nach Klaus Wowereit: Neuer Regierender: Die letzten SPD-Stimmen sind abgegeben

Die letzten Stimmen für Klaus Wowereits Nachfolger sind abgegeben. Jetzt wird gezählt. Und der Regierende Bürgermeister ärgert sich. "Party-Politiker? Das ist kein Ruf, das ist eine Diffamierung."

Ob die Post diesmal wirklich alle Briefe zur Kür des nächsten Regierenden Bürgermeisters registriert hat? Das kann man nur hoffen – offiziell wollten sich zumindest am Donnerstag weder das Zustell-Unternehmen noch die SPD zu der Frage äußern, wie viele Berliner Sozialdemokraten inzwischen ihre Stimme beim Mitgliedervotum abgegeben haben. Nur so viel: 8402 waren es bis Montag, wie Parteisprecherin Josephine Steffen sagt. Also nicht mal die Hälfte der gut 17 000 Berliner Sozialdemokraten. Zuvor hatte die Post eine falsche Zahl genannt. Jetzt äußert man sich zum Thema lieber gar nicht mehr.

Klarheit wird der morgige Sonnabend bringen. Da werden gegen 8.30 Uhr die versiegelten Postkisten vor der Parteizentrale abgegeben, dem Kurt-Schumacher-Haus in Wedding. Ab kurz nach 9 Uhr wird ausgezählt, zwischen 14 und 16 Uhr will die SPD verkünden, wie viele Stimmen auf die drei Bewerber Michael Müller, Raed Saleh und Jan Stöß entfallen sind. Einsendeschluss war am Donnerstag. Sollten zögerliche Genossen erst am heutigen Freitag entscheiden, wen sie favorisieren, kämen sie zu spät: Die SPD nimmt die Briefe nur von der Post entgegen, eine Stimmabgabe in der Parteizentrale ist nicht mehr möglich, sagt Steffen.

„Das ist kein Ruf, das ist eine Diffamierung“

Während die drei Kandidaten des voraussichtlich knappen Rennens dem Ergebnis entgegenfiebern, nimmt der Amtsinhaber derzeit ausführlich Abschied. Gestern und heute stand bei ihm die Jahreskonferenz der Regierungschefs der Länder in Potsdam auf dem Programm. Und in der „Süddeutschen Zeitung“ zeigte sich der scheidende Regierungschef noch mal genervt von seinem Image als Party-Politiker: „Das ist kein Ruf, das ist eine Diffamierung“, sagte der 61-Jährige. Zwei Bälle im Jahr habe er besucht und auch mal Bier getrunken, wenn der Unternehmerverband zum Bierabend eingeladen hätte. Aber: „Es gibt schönere Gelegenheiten, sein Bier zu trinken.“

Bei dem Interview, das Wowereit gemeinsam mit Münchens früherem Oberbürgermeister Christian Ude gegeben hat, geht es um die „rechte Zeit fürs Abschiednehmen“, wie Wowereit auf seiner Facebook-Seite ankündigen ließ. Titel des Gesprächs: „Wie man’s macht, ist es verkehrt“.

Am 11. Dezember will Klaus Wowereit im Abgeordnetenhaus offiziell seinen Rücktritt vollziehen, dann wird auch der Nachfolger gewählt. Der muss zuvor noch bei einem SPD-Parteitag am 8. November offiziell gewählt werden. Da steht dann allerdings nur noch ein Kandidat zur Wahl, nämlich jener, der zuvor von der SPD-Basis die meisten Stimmen bekommen hat. Für die anderen beiden Kandidaten gilt dann jene Erkenntnis, die Wowereit im aktuellen Interview auch für sich in Anspruch nimmt: „Es gibt ein Leben danach.“

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