Politikwissenschaftler berufen: Neuer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus vorgestellt
Samuel Salzborn ist neuer Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus. Er will das erodierte Sicherheitsgefühl der jüdischen Community zurückgewinnen.
Der Professor für Politikwissenschaft, Dr. Samuel Salzborn, ist neuer Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus. Bei einer Pressekonferenz am Montag stellte der Senator für Justiz und Antidiskriminierung, Dirk Behrendt (Grüne), Salzborn im neuen Amt vor.
Das Land Berlin hatte mit der Weiterentwicklung seines Landeskonzeptes gegen Antisemitismus auch die Stelle eines Antisemitismusbeauftragten geschaffen. Seit Mai vergangenen Jahres hatte diese interimsmäßig Lorenz Korgel übernommen. Diesem dankte Behrendt dafür, die Aufgabe „beispielhaft übernommen“ zu haben. Mit Blick auf den neuen Samuel Salzborn sagte Behrendt, das Land Berlin könne sich „glücklich schätzen, einen so anerkannten Wissenschaftler auf dem Gebiet für diese Stelle gewonnen zu haben. Er hatte sich gegen rund 50 Mitbewerber und Mitbewerberinnen durchgesetzt.
Der 1977 in Hannover geborene Salzborn ist Politikwissenschaftler und wechselt von der Forschung in die Praxis, das nannte Behrendt einen „mutigen Schritt“. Er war zwei Jahre Gastprofessor für Antisemitismus an der Technischen Universität Berlin und unter anderem Leiter einer Nachwuchsforschungsgruppe zum NSU-Prozess, wie auf seiner Homepage nachzulesen ist. Er lehrte und forschte an den Universitäten Gießen, Marburg, Bielefeld, Göttingen, Prag (VSE), der Hebrew University Jerusalem, der Teesside University Middlesbrough und der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung. Habilitiert hat er zum Thema „Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne“. Mit dem Antisemitismus, sagte Salzborn am Montag, habe er sich „in all seinen Facetten“ seit gut 20 Jahren beschäftigt.
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Als Antisemitismusbeauftragter soll Salzborn nun Ansprechpartner für die Jüdische Community, aber auch für die unterschiedlichsten Verwaltungsstellen in Berlin sein. „Berlin hat mit dem Landeskonzept gegen Antisemitismus einen ganz wesentlichen Teil dessen aufgegriffen, was den wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht“, lobte Salzborn. Das mache es für ihn „extrem interessant und herausfordernd“.
Berlin sei da einmalig, insofern sei es für ihn besonders reizvoll, das Theoretische mit den Fragen der Praxis in Beziehung zu setzen und zu prüfen, was davon umsetzbar sei. Acht Mitarbeiter hat der Antisemitismusbeauftragte. „Wir müssen uns gleichermaßen mit Präventionsfragen und mit Intervention und schließlich der Frage der Repression beschäftigen“, sagte Salzborn. Niemand komme als Antisemit auf die Welt, deshalb müssten diese drei Felder gleichermaßen angegangen werden.
Online habe die Vernetzung der Antisemiten erhebliche Ausmaße angenommen. Das erodierte Sicherheitsgefühl der Jüdinnen und Juden wolle er nach und nach zurückgewinnen, bis das jüdische Leben in Berlin eine völlige Selbstverständlichkeit sei. „Es muss ganz klar die jüdische Perspektive wahrgenommen und jüdische Interessen weiter gestärkt werden“, sagte Salzborn am Montag. Derzeit befinde man sich aber in einer Defensivsituation, die Agenda werde von Antisemiten und ihren Angriffen auf Jüdinnen und Juden bestimmt. Das zu ändern, sei das abstrakte Ziel, die konkreten Ziele würden auf dem Weg dorthin liegen. Vor allem im Bildungsbereich will Salzborn einiges angehen. "Es wäre eine große Herausforderung, sich im Bereich der schulischen Bildung stärker mit dem Thema auseinanderzusetzen." Salzborn fordert eine Diskussion darüber, wie das Thema im Schulunterricht verankert sei. "Das ist ein riesengroßes Fass, was ich hier erstmal als Wunsch-Horizont aufmache, ich glaube, da werden viele Gespräche nötig sein darüber, was umsetzbar sei", sagte Salzborn. Er sehe da aber durchaus "Luft nach oben". Mit Schulen wolle er Gespräche führen, wie es um Antisemitismus auf den Schulhöfen bestellt sei.
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